Typisch Portugiesisch
Marlene Uldschmidt übersetzt mit der Villa Petra traditionelles portugiesisches Bauen in zeitgenössische Architektur.

Reduziert, klar und hell: Marlene Uldschmidt übersetzt mit der Villa Petra traditionelles portugiesisches Bauen in zeitgenössische Architektur. Dort, wo andere Urlaub machen, gestaltete die deutsche Architektin das individuelle Zuhause mit Garten für eine Großfamilie – und erfüllt ihnen damit einen Lebenstraum.
Nahe der portugiesischen Atlantikküste im kleinen Ort Carvoeiro, einem Urlaubsparadies an der südliche Algarve, steht weiß und geradlinig die Villa Petra. Ein Ehepaar aus Schottland ließ sich das neue Heim, umgeben vom großen Anwesen und noblen Villen, für die siebenköpfige Familie bauen. „Auf dem 4.900 Quadratmeter großen Grundstück befanden sich zwei leerstehende Gebäude, an deren Stelle der Neubau entstand,“ erklärt Architektin Marlene Uldschmidt ihren Entwurf. „Entscheidend war unter anderem das Gartenkonzept, um die zuvor versiegelte Fläche von fast 3.000 Quadratmetern zu renaturieren.“
Inspiriert von Alvaro Siza
Auf die Idee, in Portugal zu arbeiten kam die deutsche Architektin während eines längeren privaten Aufenthaltes. „Dort entwickelte ich einen Entwurf für ein Patiohaus auf dem Land,“ erzählt Uldschmidt. „Gleichzeitig interessierte ich mich für eine Mitarbeit bei Alvaro Siza, was damals nicht möglich war. Aufgrund meiner bereits dreijährigen Berufserfahrung in Deutschland schlug er mir vor, mich als Architektin selbständig zu machen, denn eine spätere Zusammenarbeit wollte er nicht ausschließen.“ Die Villa Petra ist für Uldschmidt eine Fortsetzung und Übersetzung ihrer Erfahrungen im Umgang mit urbanen kompakten Gegebenheiten in gewachsenen Stadtstrukturen. „Die Abgeschlossenheit nach außen, die Proportionen der Flächen, das Verhältnis von Wand und Öffnung – das ist typisch für das Bauen in dieser Region,“ erklärt die Architektin.
Individuell und flexibel
Zwischen tropische Bäume und Stauden platziert, verläuft der Weg zum Eingang der Villa auf sorgfältig gestalteten Bodenbelägen aus weißem und grauem Macael-Marmor. Im Innern empfängt die Familienmitglieder ein großer, multifunktionaler Raum, konzipiert für Feiern aller Art. In zwei Richtungen entwickelt sich der Wohnraum: Rechts wartet der Musikbereich mit Bühne und Tanzfläche – der Bauherr ist Sänger einer Band. Im linken Flügel finden sich neben dem sieben Meter langen Küchenblock eine großzügige Tafel und Sofas zum Relaxen. Vom Eingangsbereich mit doppelter Raumhöhe und Galerie führt eine Treppe zu den Schlafräumen mit Masterbädern in die obere Etage. Eyecatcher ist die markante Wendeltreppe aus asturischem Kastanienholz. „Bei der Renovierung alter Häuser und Dachstühle stellte ich fest, dass diese überwiegend aus Kastanienholz bestanden, das heutzutage in Portugal leider nicht mehr nachgepflanzt wird,“ erklärt Uldschmidt ihre Entscheidung für das Material. Fenster, Türen, Treppen und einige Möbel in der Villa sind zum Teil ebenfalls aus dem rötlichen Holz und exakt an die Bedürfnisse der Familie angepasste Spezialanfertigungen. Schiebetüren ermöglichen flexible Raumaufteilungen.
Transparenz und Rückzug
Eine besondere Rolle spielte bei der Gestaltung der Bezug zum Außenraum. Weite Blicke in den Garten und die Landschaft bestimmen die Wohnräume. Eine ausgewogene Balance aus Offenheit und Privatsphäre dient der wohnlichen Atmosphäre. Zu einem großen Pool gelangt man von allen Wohn- und Schlafbereichen. Dichte Gruppen tropischer Pflanzen auf der Sonnenseite spenden Schatten im Außenraum. Für die sportbegeisterte Familie wurde zudem ein Tennisplatz angelegt, der regelmäßig genutzt wird. Die Bewohner sind mit ihrem neuen Zuhause mehr als glücklich. Nach ihrer Aussage übertrifft die Villa Petra die vorherigen Erwartungen und ist genau das, wovon sie immer geträumt haben.
FOTOGRAFIE Fernando Guerra | FS+SG
Fernando Guerra | FS+SG
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