Umbau statt Umzug
Neuer Grundriss für ein Einfamilienhauses in Melbourne

Um in ihrem Clinker Brick House im australischen Melbourne wohnen bleiben zu können, ließ es die Bauherrschaft von Studio Bright umbauen. Verschiedenfarbige Ziegel wurden innen und außen zum gestaltenden Element und zollen dem Bestand Respekt.
Mit dem Wunsch nach mehr Platz, mehr Offenheit, zugleich aber auch neuen Rückzugsmöglichkeiten in ihrem Einfamilienhaus in Melbournes Vorort Mentone wandten sich die Besitzer*innen an Studio Bright. „Unsere Kund*innen wünschten sich zusätzliche Schlafzimmer und größere Wohnräume“, erläutern die Architekt*innen. „Wir haben gezeigt, wie das Haus mit einer effizienten Planung und flexiblen, vielseitig nutzbaren Räumen diese Wünsche auf kleiner Fläche erfüllen kann. So konnten wir einen Großteil des Gartens erhalten und die Wohnräume nach Norden ausrichten.“
Nachhaltiges Material
Während sich das Einfamilienhaus mit seiner typischen Klinkerfassade von der Straße her betrachtet kaum verändert hat, wurde der hintere Teil stark umgebaut. Ein Anbau vereint die offene Küche mit dem Wohnbereich und leitet auf eine halboffene Terrasse über. Der Vorliebe der Bauherr*innen für dunkle Farbtöne folgend, nahmen sich die Architekt*innen die Bausubstanz als Vorbild. Sie verwendeten anthrazitfarbene Klinkersteine für den Boden und hellgraue für die Fassade des Anbaus. Im Inneren kommen die braunroten Ziegel des Bestandsbaus zum Einsatz. Neben ästhetischen hat die Wahl des Materials auch nachhaltige Gründe: „Die Innenwände aus Ziegeln und die Betonböden wirken als thermische Masse“, erklärt Studio Bright. Aber auch die Robustheit des Materials überzeugte die Architekt*innen.
Unterschätztes Potenzial
Klinker galten in Australien lange als Abfallprodukt und als nicht besonders hochwertiges Baumaterial. Viele Einfamilienhäuser entstanden in den Vierzigerjahren aus dem günstigen Mauersteinen. Klinkerziegel werden unter hohen Temperaturen gebrannt und sind dadurch besonders stabil. Die Farbe kann – je nach dem zugrundeliegenden Rohmaterial – zwischen Rot-, Gelb- oder Grüntönen variieren.
Große Offenheit
Einen Kontrast zum Festigkeit ausstrahlenden Material stellen die geschwungenen Formen des Anbaus dar. Die quer zum Bestand angebaute Box schafft durch ihre unregelmäßigen Einschnitte spannende Lichteinfälle. Die mit Messing verkleidete Kücheninsel mit einer Arbeitsplatte aus farbigem Beton nimmt mit ihren abgerundeten Kanten die Form auf. Der Anbau schafft Möglichkeiten des Rückzugs und strahlt zugleich eine große Offenheit aus. Dieser Eindruck wird durch die doppelte Höhe des Wohnraums verstärkt. Fenster unter dem Dach ermöglichen es, die Räume quer zu lüften. So sparen die Bewohner*innen Energiekosten für die Klimaanlage. Eine große Glasfront stellt eine Verbindung zum Garten her, der Teil des Wohnraums zu werden scheint. Darüber hinaus sind ein großes Schlafzimmer sowie ein neues Bad mit zartrosa Kacheln und Terrazzofliesen entstanden.
Mit dem unkonventionellen Umbau ehrt Studio Bright ein fast in Vergessenheit geratenes Baumaterial der Nachkriegszeit. Indem die Architekt*innen Ziegel für den Anbau verwendeten, schlugen sie eine Brücke zum Bestand und nutzten zugleich die thermischen Eigenschaften des Materials.
FOTOGRAFIE Rory Gardiner
Rory Gardiner
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