Unter Betonbäumen
Wandelbares Gartenhaus von Atelier Janda Vanderghote in Belgien

Ein ursprünglich als Tischlerwerkstatt gedachtes Gartenhaus in Belgien bauten die Architekt*innen von Atelier Janda Vanderghote zu einem Multifunktionsraum um, der sich übergangsweise auch zum Wohnen eignet. Ein Pfeiler mit verzweigten Stützen strukturiert den zentralen Raum im T(uin)Huis und erinnert an die Bäume im benachbarten Park.
Grün, grüner, am grünsten – so lässt sich die Lage des ursprünglich als Tischlerwerkstatt geplanten Baus im belgischen Ort Wondelgem bei Gent beschreiben. Das T(uin)Huis, übersetzt Gartenhaus, liegt auf einem privaten Grundstück an der Grenze zu einem Park. Für die Bauherrschaft wurde es während der Bauarbeiten an ihrem Einfamilienhaus zur temporären Wohnung. „Ihr neues Zuhause entsteht gerade auf dem gleichen Gelände“, erklärt Indra Janda, Mitgründerin des Ateliers Janda Vanderghote. Zukünftig kann das Gartenhaus dann als Arbeitsraum dienen.
Flexible Fläche
Tatsächlich ermöglicht ein offener und wandelbarer Grundriss unterschiedliche Arten der Nutzung. Der Hauptraum ist über ein großes, durch Holzlamellen unterteiltes Fenster zum Garten hin ausgerichtet. Eine quadratische Tür öffnet ihn zur L-förmigen Terrasse. Innen empfängt eine Küche Besucher*innen mit grünen Fronten und separater Insel. Weiße Vorhänge grenzen Teile des Raums ab. Sie verbergen unter anderem das kleine Bad sowie ein eingebautes Regal mit viel Stauraum.
Bezüge zur Natur
Der interessanten Deckenkonstruktion gaben die Architekt*innen optisch viel Raum. So werden Holzbalken von Betonstützen gekreuzt, die sich wie die Äste eines Baums aus einem Pfeiler heraus in vier Richtungen die Decke entlang strecken. Notwendig sind sie, um die hölzerne Struktur zu stabilisieren. Zugleich stellen die organisch geformten Stützen eine ästhetische Verbindung zur natürlichen Umgebung her.
Ehrliche Materialien
Zusätzlich zu der großen Fensterfront fällt auch Licht durch gegenüberliegende Fenster, die sich direkt unter der Decke befinden, in das Gartenhaus. Sie sichern durch ihre hohe Positionierung die Privatsphäre und erhellen zugleich das sparsam möblierte Wohnzimmer mit einem gemütlichen Togo-Sofa von Ligne Roset. Farblich hält sich die Einrichtung zurück – bis auf einen gestreiften Teppich und ein schmales, lindgrünes Sideboard, das mit dem dunkleren Grünton der Küche harmoniert. Umso mehr kommen die verwendeten Materialien, wie der rohe Backstein im oberen Drittel der Wand, zur Geltung. Mit ihrer Unebenheit und Patina stehen die Steine für sich. „Ehrliche Materialien“, so ist Indra Janda überzeugt, verstärken den Kontakt zur Natur. Der beidseitige Lichteinfall setzt die Deckenkonstruktion in Szene, ist aber auch für die Nutzung des Gartenhauses als Atelier wichtig. Denn in Zukunft wird das Gartenhaus überwiegend für die künstlerische Arbeit seiner Besitzer*innen zur Verfügung stehen.
Durch die Kombination von Holz, Beton und Backstein schufen die Architekt*innen vom Atelier Janda Vanderghote einen spannenden Materialkontrast. Trotz der geringen Grundfläche vermittelt das T(uin)Huis ein Gefühl der Großzügigkeit. Außerdem stellt es eine Verbindung zur umgebenden Natur her, die im Laufe der Jahre – da sind sich die Bauherr*innen sicher – noch üppiger wachsen wird.
FOTOGRAFIE Johnny Umans Johnny Umans
Projektname | T(uin)Huis |
Entwurf | Atelier Janda Vanderghote |
Fläche | 80 Quadratmeter |
Ort | Wondelgem, Gent, Belgien |
Fertigstellung | 2024 |
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