Urlaub für die Sinne
Umbau einer Ferienwohnung im Schweizer Kurort Flims
Mit Casa Muttabella beweist das junge Büro AADA viel Feingefühl beim Umgang mit dem Bestand. Die Ferienwohnung war über Jahrzehnte zu einem gern besuchten Familienort mit unzähligen gemeinsamen Erinnerungen gewachsen. Der Umbau sah eine Abfolge individueller, klar lesbarer Raumatmosphären vor. Den Planer*innen ist es gelungen, alte und neue Elemente wie selbstverständlich zu kombinieren.
Die Schweizer Gemeinde Flims im Kanton Graubünden ist bekannt für gute Luft und das ein oder andere ungewöhnliche Architekturprojekt. Man erinnere sich zum Beispiel an das Refugie Lieptgas von Selina Walder und Georg Nickisch aus dem Jahr 2012. Sie verwendeten beim Umbau einer traditionellen Maiensässhütte die vorhandene Blockhüttenkonstruktion aus Rundhölzern als äußere Schalung für einen komplett neuen Baukörper aus Dämmbeton und errichteten ein radikales sowie viel beachtetes Beispiel für monolithisches Bauen. Mehr als zehn Jahre später entstehen zunehmend Umbauprojekte, die sich durch einen eher behutsamen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz auszeichnen – auch in Flims.
Feriendomizil für Generationen
Ein solches Projekt ist die Casa Muttabella. In dem Gebäude aus den späten 1960er-Jahren hat das junge Berliner Büro AADA Atelier for Architecture, Design and Atmosphere eine Ferienwohnung umgebaut, die bereits seit fünf Jahrzehnten das Urlaubsdomizil einer Familie ist. Dafür wurde der Grundriss neu organisiert. Lieb gewonnene Erbstücke wurden mit ausgesuchten Vintage-Objekten kombiniert und zahlreiche Einbauten und Möbel selbst entworfen und ergänzt. Hinter AADA stehen die belgische Innenarchitektin Olivia Sommer und der deutsche Architekt David Gössler, die mit dem Projekt ein ambitioniertes Erstlingswerk präsentieren. Als Referenz nutzten sie unter anderem den Architekten Rudolf Olgiati, der viele Jahrzehnte in Flims wirkte und dem es gelang, Tradition und Moderne in seinen Bauten zu vereinen.
Klare Gliederung
Im ursprünglichen Wohnungsgrundriss kollidierten persönliche und öffentliche Bereiche, wie etwa beim Zugang zu Bad und WC über das Esszimmer. Der Entwurf sah eine klare Abgrenzung und geänderte Bewegungsabläufe vor, um unerwünschte Überschneidungen dieser Bereiche zu vermeiden. So entstand ein En-suite-Bad mit separatem Zugang von der Diele. Die Küche kann als eigenständiger Raum genutzt oder über Glasfaltelemente mit dem Esszimmer zusammengeschlossen werden.
Individuelle Atmosphären
Der Umbau überzeugt durch zahlreiche Detaillösungen, von Wandoberflächen bis zum Möbelstück. Die Farben und Materialien wurden für jeden Raum individuell bestimmt. Sie erzeugen unterschiedliche Atmosphären, die sich zugleich stimmig zu einem Gesamtkonzept fügen. Die Raumabfolge gleicht einer Inszenierung: Während die fensterlose Diele in tiefbrauner Wandfarbe und dunklem Terrazzoboden gehalten ist und einen umhüllenden, gemütlichen Empfang bereitet, sind das angrenzende Ess- und Wohnzimmer von hellen Wänden, warmweißen Einbauten und leichten, lichtdurchlässigen Vorhängen geprägt. Die gleichen geschosshohen Einbauten finden sich auch im Schlafzimmer, wo sie neben dem Stauraum auch den Zugang zum Bad verbergen. Im Badezimmer sind Boden, Wände und bündig eingefügte Elemente wie Badewanne und Waschbecken vollständig mit mintfarbenen Mosaikfliesen bedeckt. Es entsteht ein monochromer Raum, dessen beeindruckende Wirkung durch verspiegelte Oberflächen zusätzlich verstärkt wird.
Wie ein träger Sommertag
Die creme- und erdfarbenen Oberflächen der Räume schaffen eine warme, naturnahe Atmosphäre, verstärkt durch Details aus Messing und Zirbenholz. Die Materialauswahl ist begrenzt und die neu entworfenen Möbelstücke wie der Esstisch fügen sich mühelos in den Bestand ein. Damit wird der Aufenthalt in Flims auch zu einem Urlaub für die Sinne. Es ist ein Ort zum Entspannen in ruhiger Umgebung. Durch den Vorhang fällt gefiltertes Sonnenlicht wie an einem trägen Sommertag.
FOTOGRAFIE Constantin Riess
Constantin Riess
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