Projekte

Wandelbarer Lückenfüller

Urbanes Einfamilienhaus in Kirchheim unter Teck von mehr* architekten

Im Steingauquartier in Kirchheim unter Teck nutzten mehr* architekten eine schmale Baulücke zur Errichtung eines Einfamilienhauses mit urbanem Charakter und wandelbarem Raumkonzept. Auf vier Ebenen verleiht die sichtbare Betonkonstruktion dem Haus einen ebenso puristischen wie individuellen Charakter.

von Tina Barankay, 02.07.2024

Die sechs Meter breite Baulücke im Steingauquartier, einem westlich der Altstadt von Kirchheim unter Teck gelegenen Stadtentwicklungsprojekt, war eigentlich nur eine Wiese zwischen bereits gebauten Nachbargebäuden, die von den ursprünglichen Planer*innen wegen der unklaren Umgebungs- und Beleuchtungssituation als Bauland verworfen wurde. mehr* architekten übernahmen die kleine Parzelle und schufen ein neues Zuhause für eine vierköpfige Familie: ein sich über vier Ebenen erstreckendes Einfamilienhaus, dessen großzügiges Raumkonzept wandelbar bleibt. Mit einer Konstruktion aus Ortbeton und großen Fensterflächen fügt sich das Gebäude stimmig in die zukunftsorientierte und sowohl sozial als auch baulich vielfältige Struktur des neu entstandenen Stadtquartiers ein.

Variables Raumkonzept
Betreten wird das Haus über ein Eingangsgeschoss, das zwischen der Straßenebene und dem etwas höher liegenden Hof auf der Rückseite des Hauses vermittelt. Auf dieser Ebene befinden sich Garderobe und Atelierraum. Über eine Treppe erreicht man den zweigeschossigen Wohnraum. Die mittig im Raum platzierte Küche schafft eine Verbindung zwischen Wohn- und Essbereich. Eine kreisförmige Öffnung in der Trennwand sorgt für Blickbeziehungen zwischen den verschiedenen Zonen. Über der Küche „schwebt“ eine Galerie-Ebene, eine Zwischenebene, die derzeit als Spiel- und Arbeitsraum genutzt wird. Die Schlafräume liegen im zweiten Obergeschoss. Von dort aus gelangt man auch in den als „grünes Zimmer“ gestalteten Dachgarten, der einen Ausblick bis zur Schwäbischen Alb bietet. Eine optionale Anpassung der Innenräume wurde bei der Planung von Beginn an mitgedacht: Keine der Ebenen hat eine feste Zuschreibung. So könnte das Erdgeschoss in ein paar Jahren durch eine weitere Wand zum Wohnbereich für die heranwachsenden Kinder werden.

Treppauf, treppab
Die verschiedenen Treppenarten zeigen sich als gestaltende Elemente in und am Haus: Vom Eingangsbereich im Erdgeschoss gelangt man zunächst über eine versteckte Treppe in den ersten Stock. Von dort führt eine offene, gerade Treppe auf die Zwischenebene, die wiederum über eine geschlossene, auf der einen Seite durch senkrecht verlaufende Holzlamellen begrenzte Wendeltreppe mit dem zweiten Obergeschoss verbunden ist. Im Außenbereich führt auf der Hofseite eine Stahltreppe ins erste Geschoss und schafft so eine direkte Verbindung des Außenraums mit dem Wohnbereich.

Beton trifft Terrazzo
Sowohl von außen als auch im Inneren prägt der verwendete Ortbeton den Gesamteindruck und bleibt in seiner Materialität im ganzen Haus erfahrbar. Die lasierten Decken und Wände in den Innenräumen werden ergänzt durch Einbauten und Trennwände aus ebenfalls lasierten Sperrholzplatten. Die Bodenbeläge in den einzelnen Stockwerken sind unterschiedlich und passen zu den jeweiligen Nutzungen der Räume: Während im Eingangsbereich robuster, roher Zementestrich verwendet wurde, dominiert im Wohnbereich feiner Terrazzo, im Zwischengeschoss wurde Teppichboden und in den Schlafräumen hellgrüner Naturkautschuk verlegt. Für etwas Farbe sorgt das grüne Stahlgeländer an der Empore. Das dunkle Waldgrün wird auch in Teilen der Küche aufgegriffen und schafft eine angenehme Atmosphäre. Durch das kontrastreiche und dabei stimmige Zusammenspiel der einzelnen Materialien erhält das Haus seinen individuellen Charakter: Bei aller Schlichtheit strahlt es eine einladende Wohnlichkeit aus, die sicherlich allen zukünftigen räumlichen Veränderungen standhalten wird.

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Projektinfos
Gesamtfläche 230 Qudaratmeter
Wohnfläche 170 Quadratmeter
Nutzfläche 36 Quadratmeter
Grundstücksgröße 75 Quadratmeter
Fertigstellung 2022
Beleuchtung Schalter Jung, Beleuchtung privat
Küche, Bad und Armaturen Geberit, Duofix Elemente, Waschtisch VB Collaro
Außenwand und Fassade Aussenputz, Sto Miral Nivell
Fenster, Türen, Tore Fenster Gutbrod-Solution III
Bodenbeläge Kautschuk Noraplan Unita
Gebäudetechnik Abluft Helios ELS-GU, Oventrop Kesselanbindesyst
Treppen und Lifte Betonfertigteiltreppen Bürkle
Links

Entwurf

mehr* architekten

www.mehrarchitekten.de

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