Wie Segel im Alpenwind
Arosa habe ein neues Wahrzeichen, freut man sich am Stammtisch des Urlaubsortes Arosa in den Schweizer Alpen. Gemeint sind die steil aufragenden, wie Segel aus dem Boden wachsenden Lichtkuppeln des neuen Spas vom Tschuggen Grand Hotel, dessen Räumlichkeiten bis zu vier Stockwerke tief in den Felsen reichen. Doch das Gefühl in einer Grotte zu sein, kann gar nicht aufkommen, denn der für seine Lichtführung bekannte Architekt Mario Botta, lässt durch transparente, neun bis 13 Meter hoch in die Landschaft ragenden Segel, auch die letzten Winkel der Wellness-Anlage ausleuchten.
Arosa, ein kleines Dorf am Ende des Schanfiggtal im Kanton Graubünden gehört zu den ältesten Wintersportorten der Schweiz. Im Jahr 1888 empfahl der Arzt Otto Herwig seinen betuchten Lungenkranken das idyllische Bergdorf für Kuren. Kurz darauf entstanden die ersten Erholungsheime, unter denen das Sanatorium Berghilf gehörte, das später in Arosa umbenannt wurde. Heute ist außer der mit Schindeln bedeckten Bergkirche, in der seit 1492 die Gottesdienste abgehalten werden, und wenigen anderen Häusern nicht mehr viel übrig von romantischer Bergarchitektur. Die Bauernhäuser sind modernen Hotels gewichen und aus den Chalets wurden Apartmenthäuser. Auch das Hotel Arosa, das einige Jahre Sporthotel Tschuggen hieß, wurde, nachdem es 1966 niederbrannte, vier Jahre später als Fünf-Sterne-Hotelpalast mit 133 Gästezimmern wiedereröffnet. Trotz Tradition und Stammkundschaft kämpft das Tschuggen Hotel, wie die gesamte Schweizer Hotellerie in den letzten Jahren mit sinkenden Übernachtungszahlen. Etwas musste passieren, und so beschloss Karl-Heinz Kipp, der Besitzer der Tschuggen Hotelgruppe die Arosa Bergoase um ein Spa zu erweitern, um den Charakter des Luxushotels zu verjüngen, der bisher hauptsächlich jenes Klientel angezogen hatte, das zum Galadinner im Abendkleid oder Anzug erscheint.
Das neue Wahrzeichen
Am 1. Dezember 2006 wurde die neue Anlage feierlich eröffnet. Das Hotel besitzt mit 5.000qm Nutzfläche seither das größte Wellness-Zentrum in der Schweizer Hotellerie und mit 35 Millionen Franken Baukosten auch das teuerste im Land. Die Spa-Anlage trägt deutlich die Handschrift ihres Baumeisters, des Tessiner Architekten Mario Botta. Wie in seinen Museen und Kirchen verwendete er eine schlichte Formensprache und wenig Materialien. Glatt geschliffener und roh belassener Duke-White-Granit aus Domodossola, Ahornholz und Glas sollen den Bezug zur umgebenden Alpenlandschaft herstellen. „Ich wollte die natürliche Kraft und Schönheit dieser Landschaft nicht stören, schon gar nicht zerstören, und trotzdem hier einen großzügigen Ort der Entspannung und Erholung schaffen.“ Deshalb setzte Mario Botta seine Wasserwelten vier Stockwerke tief in den Berghang hinter dem „Tschuggen“ hinein. Dafür wurde der Fels gesprengt, tausende Kubikmeter Aushub zu Steinmehl verarbeitet und dem Beton wieder beigemischt. Aber das Markenzeichen der Anlage sind die wie überdimensionale Blätter in die Landschaft ragenden Konstruktionen aus Stahl und Glas, die am Tage das Licht in den Spa-Bereich lenken und bei Nacht wie Lichtsegel in die Dunkelheit ragen.
Wer nach Arosa kommt, möchte Ruhe und Erholung finden
Über eine schmale Passarelle im zweiten Stockwerk des Tschuggen-Grand-Hotel erreicht der Hotelgast das Spa und tritt von dort in die dritte Etage der Wasserwelt ein, wo ihn eine großzügige Lounge empfängt an die sich Garderoben und Saunen anschließen. Externe Gäste gelangen im Erdgeschoss in die Anlage wo sich auch Fitness-, Gymnastik- und Meditationsräume befinden. Großzügige Räumlichkeiten prägen den Wellness-Bereich. Weite Korridore und hohe Räume deren Decken mit Ahornholz und Fußböden mit Granit verkleidet sind, umgeben den Badegast und vertreiben jegliche Gedanken an eine Grotte. Eine breite Treppe führt verbindet die beiden unteren Etagen, wo Behandlungsräume für Schönheitspflege und zwei geräumige Suiten zum Ausruhen untergebracht sind, mit den oberen.
Beim Eintritt in das oberste Geschoss ist man überrascht vom Licht- und Schattenspiel, das die Rippen der Sonnensegel als Muster auf Wänden und Boden werfen. Vier Innenbecken in einem großzügigen Raum grenzen an eine sanft geschwungene Wand aus unbehandeltem Granit. Ihr Wasser fluoresziert hellblau vom hellen Stein. Das große Wasserbecken ist durch eine schmale Rinne vom Schwimmbecken getrennt, so dass optisch beide wie eine einzige Wasserfläche erscheinen. Ein Kneippbecken und eine Duschstrecke, die die Regenfälle der einzelnen Jahreszeiten nachbildet sowie ein durch eine Glaswand abgetrenntes Kinderbecken schließen sich an. In einem beheizten Außenbecken kann der Gast die großartige Aussicht auf eine grandios Berglandschaft im warmen Wasser badend genießen. Kann man sich etwas Erholsameres in den Bergen vorstellen?
FOTOGRAFIE Enrico Cano
Enrico Cano
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