Wohnbühne statt Hebebühne
Ehemalige Motorradwerkstatt in Pamplona wird zum Loft
Inspiriert von den Bühnenbildern Adolphe Appias baute das Architekturbüro Arrova eine ehemalige Motorradwerkstatt in Pamplona in ein wohnliches und flexibles Loft um, das die Bewohner*innen sich nach und nach aneignen können. Das Projekt zeigt auch für andere leerstehende Industriebauten in der Umgebung neue Perspektiven auf.
Mit seinen hohen Decken und Säulen wirkt das Projekt Loft A vom Architekturbüro Arrova im spanischen Pamplona fast kathedralenhaft. Doch die Geschichte des Gebäudes im Stadtteil Milagrosa ist alles andere als sakral. Unter den hohen Decken wurden einst Motorräder repariert. Bevor sich die Architekt*innen des Objekts annahmen, zählte es zu einem der leerstehenden Industriebauten in der Gegend.
Plastische Wirkung
In einem ersten Schritt befreiten die Architekt*innen Cristina Vergara und Enrique Rojo die ehemalige Werkstatt von unnötigen Wänden und Einbauten. Indem er auf die Trägerstruktur reduziert wurde, sollte der Raum seine plastische Wirkung entfalten. Betonpfeiler, -träger und -platten bilden die statische Basis und ermöglichen, dass sich das Loft sowohl zur Straße als auch zum Innenhof öffnet. Die transparenten Fassaden an zwei gegenüberliegenden Seiten sorgen für ein diffuses, helles Licht. Dass die Werkstatt im Parterre liegt, ist daher kaum merklich.
Fließende Übergänge
Vertikale Wandelemente und Einbauten aus Okoumé-Holz bilden einen warmen Kontrast zu den weißen Wänden und dem hellen Boden. Sie geben den Räumen Tiefe. Schiebetüren lassen die Küche entweder zu einem Teil des Raums werden oder verstecken sie. Auch das Bad ist durch eine solche Konstruktion abgetrennt.
Brücke zur Außenwelt
Der Zugang erfolgt von der Straße. Eine Gitterwand trennt den Vorraum ab. Diesen Eingangsbereich verwandelten die Architekt*innen in eine begrünte Terrasse. Sie schlägt eine Brücke zur Außenwelt und dient gleichzeitig als Puffer zwischen öffentlichem Raum und privater Wohnung. Eine holzvertäfelte, in die Wand eingelassene Sitzbank ermöglicht es, das Leben vor der Tür zu verfolgen oder direkt mit den Nachbar*innen ins Gespräch zu kommen.
Vorbild: Bühnenbild
Eine Schiebetür aus Glas mit einem weißen, semitransparenten Vorhang bildet den Übergang zum zentralen Raum der Wohnung. Die Architekt*innen verstehen ihn als Bühne: Auf einer eingezogenen Ebene, die an den bestehenden Pfeilern verankert ist, entsteht eine neue räumliche Struktur. Der Raum unter dem Podium wird zum Arbeitszimmer. Es ist eine Art häuslicher Bühnengraben. Im Gegensatz zu anderen Bereichen des Lofts wird er durch Betonwände und die bestehenden Fundamente des Gebäudes definiert. Auch seine Funktion ist klar vorgegeben, was für die restliche Raumstruktur umso mehr Freiheit bedeutet. Es ist im Sinne der Architekt*innen, dass sich die Bauherrschaft den Raum nach und nach aneignet.
Undefinierte Räume
Inspirieren ließen sich Cristina Vergara, die auch im Modedesign arbeitet, und Enrique Rojo, mit dem sie Arrova 2018 gründete, von den Bühnenbildern des Schweizer Architekten Adolphe Appia. Eine weitere Treppe erschließt die dritte Ebene mit dem Schlafzimmer. Die Stufen sind als flexibles Möbel geplant. Sie lassen sich verschieben und ermöglichen damit unterschiedliche Wege durch das Loft. „Unsere Strategie der undefinierten Räume ermöglicht es den Nutzer*innen, sich den Raum nach ihren Bedürfnissen anzueignen“, unterstreicht Cristina Vergara. „Schließlich muss ein Loft, wie seine Etymologie besagt, ein offener, zeitloser Ort sein, an dem man flexibel leben und arbeiten kann.“
Mit dem Loft A zeigt das Architekturbüro Arrova neue Nutzungsmöglichkeiten für alte Industriebauten auf, eine Strategie, die Viertel mit viel Leerstand wiederbeleben und neuen Wohnraum schaffen könnte. Die Loft-Architektur und Bühnenästhetik unterstreichen die Vorzüge des Ortes, dem die Architekt*innen mit ihrem Umbau neues Leben schenkten.
FOTOGRAFIE Iñaki Bergera
Iñaki Bergera
| Projektname | Loft A | |
| Entwurf | Arrova | Atelier. Rojo-Vergara | |
| Ort | Pamplona, Spanien | |
| Bebaute Fläche | 226,15 Quadratmeter | |
| Budget | 184.768,90 € | |
| Bauzeit | Oktober 2018 - August 2020 | |
| Bauunternehmen | Construcciones Bakaikoa | |
| Tischlerei | Lakumatek / Carpintería Carrera | |
| Metallarbeiten | Renoven | |
| Fensterrahmen | COR Vision Plus / Fachada TP52 / COR 70 Hoja Oculta RPT | Cortizo |
| Glas | Planitherm XN | Saint Gobain |
| Wandoberfläche | Quarzolite Tonachino | Mapei |
| Schiebetürmechanismen | SLID 150 RETRAC | Klein |
| Holzpaneele für Wände und Türen | Okumen panel | Gabarró |
| Schalter | LS Cube Alu / LS 1912 Cone Alu | JUNG |
| Böden | Own specifications | Reinforced concrete |
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