Yoga für Hipster
Robert Mills hat in Melbourne ein Fabrikgebäude in dieses schicke Yoga- und Pilates-Studio verwandelt.

Goodbye Räucherkerzen- und Mandala-Chichi! Im Melbourner In-Viertel South Yarra hat der Architekt Robert Mills ein Fabrikgebäude aus den Sechzigern in ein hippes Yoga- und Pilates-Studio verwandelt – mit Betonböden, weiß getünchten Backsteinwänden, türkischen Teppichen und recycelten Holzmöbeln.
South Yarra liegt im Südwesten von Melbourne, rund vier Kilometer vom Central Business District entfernt. Rund 20.000 Menschen wohnen in dem Stadtteil, der zu den beliebtesten und teuersten der australischen Metropole zählt. Trendy Shops, Restaurants, Nachtclubs und Cafés reihen sich hier aneinander, flankiert von pompösen Villen der Jahrhundertwende, pittoresken viktorianischen Reihenhäusern, ehemaligen Fabrikgebäuden aus den Sitxies und spektakulären Wolkenkratzern.
Der Architekt und die Yogalehrerin
Dass Yoga und Pilates bei den gesundheitsbewussten Bewohnern des Viertels voll im Trend liegen, brachte Lucinda Mills auf die Idee, ein eigenes Studio zu eröffnen – mit gestalterischem Anspruch, aber ohne Yucca-Palmen, Räucherkerzen und Mandala-Chichi. Wie praktisch, dass Lucinda mit dem Architekten und Designer Robert Mills verheiratet ist und er das Projekt umsetzen konnte! One Hot Yoga & Pilates liegt an der River Street in South Yarra. Erstaunlicherweise wirkt die Gegend um das Studio noch ein wenig rau, obwohl die meisten Industriebauten bereits zu Wohn- und Gewerbeeinheiten umgebaut wurden. Doch Flachdächer, Industriefenster und -türen aus Metall, Garagen und Backsteinfassaden erinnern an die Vergangenheit.
Eiche, Beton, Backstein
Das Foyer des zweistöckigen Gebäudes dient gleichzeitig als Entree und Verteilerraum. Durch große Industriesprossenfenster fällt viel Licht ins Innere. Dass das Interior karg und dennoch wohnlich wirkt, ist vor allem den haptisch interessanten Materialien zu verdanken. Tischler Andrew Lowe hat aus recyceltem Eichenholz eine Bank, die über die gesamte Länge des Raums verläuft, einen großen Tisch sowie ein in die Wand eingelassenes Regal gefertigt. Im Zusammenspiel mit den rohen, weiß getünchten Backsteinwänden, dem Betonfußboden und einem farblich zurückhaltenden Gemälde des Aboriginal-Künstlers Ningura Napurrula ergibt sich ein harmonisches Ensemble. Es wird ergänzt von einem Trinkbrunnen aus grobkörnigem japanischen Stein, der beruhigend dahinplätschert.
Some like it hot
In jeweils zwei Übungsräumen werden Yoga- und Pilates-Stunden gegeben. Eine Besonderheit der Yoga-Räume: die hohe Temperatur. Während sich Studio 1 mit 37 Grad Celsius der Temperatur des menschlichen Körpers angleicht und so schonend den Stoffwechsel in Schwung bringen soll, ist der zweite Yoga-Übungsraum (Studio 2) rund 10 Grad kälter. Um eine gleichbleibende Temperatur und Luftzirkulation zu gewährleisten, installierte der Architekt ein ausgeklügeltes technisches System, das für ständige Frischluftzufuhr sorgt und trotzdem energiesparend ist. Sämtliche Übungsräume sind, genau wie das Foyer, äußerst reduziert gestaltet. Das Entree zu den Pilates-Räumen wirkt indes sehr luxuriös: Beinahe vollständig in Anthrazit gehalten, wird der Raum durch handgefertigte türkische Teppiche, changierende Textilvorhänge, Bänke mit Samtkissen und Messingleuchten akzentuiert.
Mit dem Projekt One Hot Yoga & Pilates setzt der Architekt auf das reizvolle Zusammenspiel von Industriearchitektur, geradliniger Gestaltung, monochromatischer Farbgebung, maßgefertigten Möbeln und hochwertigen Materialien. Eingebettet in ein ehemals industrielles Umfeld, sind die Räume chic, ohne unterkühlt zu sein. Kongenial umgesetzt ist das Credo von Lucinda und Robert Mills: Das physische und psychische Wohlergehen hängt (auch) von den Räumen ab.
FOTOGRAFIE Earl Carter
Earl Carter
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