Zwischen Tradition und Avantgarde
Musterwohnung im Stil der Zwanzigerjahre in Berlin von Fabian Freytag Studio
In den Goldenen Zwanzigern erbaut, erstrahlt das Phoenix heute in neuem Glanz: Das imposante Mehrfamilienhaus in der Nähe des Ku’damms wurde von Grund auf saniert und bietet mit seinen 80 Eigentumswohnungen alle Annehmlichkeiten eines gehobenen Lebensstils. Eine dieser Wohneinheiten wurde nun vom Berliner Architekten Fabian Freytag als Musterwohnung ausgestattet – gelebte Gastfreundschaft inklusive.
„Für uns ist die Küche der Dreh- und Angelpunkt des Lebens und der Esstisch das Zentrum“, sagt der Berliner Architekt und Designer Fabian Freytag, der während des Studiums auch Filmkulissen gestaltete, und fügt hinzu: „Die Inszenierung des Tisches ist wie das Theaterprogramm für den Abend.“ So ist es nicht verwunderlich, dass in der Musterwohnung des Immobilienprojekts Phoenix am Berliner Ludwigkirchplatz eine Kücheninsel kombiniert mit Esstisch schnell zum Hauptdarsteller einer bühnenreifen Innenarchitektur wird – frei nach dem Motto des Studios: „We focus on architecture, art and design. But relax! The most important question is where to eat.“
Gastfreundlich und großzügig
Die 130 Quadratmeter große Wohnung scheint wie geschaffen für den gesellschaftlichen Alltag einer Familie oder ausschweifende Dinnerpartys mit Gästen. Das Interieur passt zur Dramaturgie eines perfekten Abends, der mit Begrüßungsgetränken am marmornen Küchenblock beginnt. „Ist der letzte Gang verspeist, stehen im angrenzenden Wohnbereich das Sofa Julep von Tacchini – eine moderne Weiterentwicklung von Jean Royères Klassiker Ours Polaire – und eine in den herrschaftlichen Erker eingelassene Sitzecke bereit, um wohlgefüllt in die Polster zu sinken und den hier gereichten Digestif genießen zu können“, beschreibt Fabian Freytag seinen konzeptionellen Ansatz. Der kombinierte Koch-, Ess- und Wohnbereich wird damit nicht nur zum Herzstück und pulsierenden Zentrum des Apartments, sondern auch zu einer neuen Version des traditionellen Salons beziehungsweise „Drawing Rooms“.
Warm, edel, hell und grün
Warmes Nussbaumholz, edler Marmor sowie helle Teppiche und Textilien werden von einem zarten Grünton gerahmt, der als dezente Wandfarbe den expressiven Kunstwerken, Accessoires und Wandleuchten eine adäquate Bühne bietet. Auch das sich zur Mitte hin verjüngende Trompe-l’œil-Motiv an der Decke – in Form eines gestreiften Zeltdachs – wird zur Kulisse. Es täuscht mehr Höhe vor und verleiht dem gesamten Raum eine gewisse Großzügigkeit. Fabian Freytag definiert aber nicht nur die klassizistische Deckengestaltung neu – auch beim Fischgrätparkett aus Eiche präsentiert er eine Neuinterpretation der konventionellen französischen Verlegeart: Statt jede Bahn gegenlaufen zu lassen, wurden die einzelnen Stäbe nur nach jeder dritten Reihe gestoßen, was auch am Boden für ein Gefühl von Weite und für eine ruhigere Optik sorgt.
Rund oder geradlinig
Wenn sich der Abend dem Ende zuneigt, kann sich die Familie vom Salon in den privaten Bereich der Wohnung mit zwei großzügigen Schlafzimmern zurückziehen. Während der eine Raum mit eigenem Duschbad zur Straßenseite hin orientiert ist, liegt das Hauptschlafzimmer zum Innenhof. Es besitzt ein Bad „en Suite“, einen eigenen Balkon und wird durch einen begehbaren Ankleidebereich komplettiert. Auch dort harmoniert das grüne Farbspiel durchgängig mit den warmen Holztönen von Möbeln und Einbauten – und kontrastiert mit den hellen Nuancen der verschiedenen Natursteine in den Nasszellen. Die runden Formen der präzisen Tischlereinbauten bilden zudem einen ausgewogenen Gegenpart zur klaren Linienführung der Räume und unterstreichen die komfortable Wohnlichkeit.
Klassisch und modern
Auch spontane Übernachtungsgäste sind nach dem gemeinsamen Dinner jederzeit willkommen: Abgehend vom Eingangsbereich steht für sie ein kleines separates Studio mit Gästebett und eigenem Balkon zur Verfügung, das tagsüber auch als Homeoffice mit Daybed fungieren kann. Auch dort ist der feinfühlige Mix aus moderner Formensprache, zeitgemäßen Designelementen und klassischem Mobiliar omnipräsent. Fabian Freytag gelingt es, die Geschichte und Tradition des eleganten Altbaus aus dem Jahr 1926 in jedem Zimmer spürbar zu machen und das Historische mit modernen Einflüssen zu verbinden. Die Gestalt- und Formensprache der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts vereint er gekonnt mit den aktuellen Zwanzigerjahren. Oder wie der Architekt sagen würde: „Metropolis-Vibes pur.“
FOTOGRAFIE Anne Deppe Photography und Kozy Studio Berlin
Anne Deppe Photography und Kozy Studio Berlin
Projektname | Apartment Phoenix |
Konzept und Entwurf | Fabian Freytag Studio |
Bauherr | Primus Immobilien AG |
Ort | Pariser Str. 17a, 10707 Berlin |
Fläche | 130 Quadratmeter |
Fertigstellung | 2022 |