Ambiente 2016: Best of Tableware und Accessoires
Über eine Branche im Umbruch. Plus: eine Bilderstrecke voller Neuheiten und Impressionen zum Durchklicken.
Konsumgüterwahnsinnstage
Elf Hallen, 308.000 Quadratmeter, 4.387 Aussteller. Jedes Jahr im Februar entscheidet sich in Frankfurt während der Messe Ambiente, was wir in Zukunft konsumieren werden: Wie wir unsere Wohnung einrichten, womit wir kochen und den Tisch decken. Warum die Branche im Umbruch ist, erfahren Sie in unserer Ambiente-Analyse. Plus: eine Bilderstrecke voller Neuheiten und Impressionen zum Durchklicken.
Habenwollen
Nirgendwo wird einem der Konkurrenzkampf der Hersteller so bewusst wie auf den großen Möbel- und Konsumgütermessen. Industrie und auch Verbraucher scheinen in einer sich endlos drehenden Konsummaschinerie gefangen zu sein. Einerseits dürsten wir nach immer wieder neuen Produkten. Andererseits ist uns bewusst, dass wir genau diese Produkte eigentlich gar nicht brauchen. Wir ahnen, dass der nachhaltigere Weg der bessere wäre – einer, der uns wegführte aus dieser Spirale des Habenwollens. Stattdessen: mehr Töpfe, mehr Teller, mehr Gläser.
Unter Druck
Es gibt in der Branche rund um den Gedeckten Tisch mehrere unternehmerische Tendenzen. Da sind zum einen die etablierten Massenhersteller, die sich auf rasante gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen – den demografischen Wandel, die Urbanisierung, Mobilität und Digitalisierung, um nur einige zu nennen – einstellen müssen. Doch ihre starren unternehmerischen Prozesse lassen Veränderungen nur schwer zu, weshalb oftmals lediglich mittelmäßige Produkte entstehen. Das zuweilen einzige Ziel dieser Hersteller: den Status quo möglichst lang erhalten. Zugleich steigt der wirtschaftliche Druck und wird weitergegeben bis ganz nach unten: an (Jung-)Designer beispielsweise, die auf eine angemessene Vergütung ihrer Arbeit verzichten, nur um einen Auftrag zu ergattern. Der Grund: Die Massenhersteller werden getrieben von kleineren und jüngeren Unternehmen, die flexibler agieren können und den Markt seit einigen Jahren aufmischen.
Diese Hersteller nutzen neue Vertriebsmöglichkeiten und decken das gesamte Produktspektrum ab, das man für ein schönes Zuhause braucht und das sich Produktdiversifizierung nennt: Möbel, Leuchten, Teppiche, Textilien, Tableware, Haushaltswaren. Und: Sie legen Wert auf gute Gestaltung, sprechen ähnliche Zielgruppen an wie die in die Jahre gekommenen Massenhersteller, sind zumeist aber deutlich günstiger. Ermöglicht wird diese Strategie durch schlankere Unternehmensstrukturen, vor allem aber durch die Abkopplung der Produktion vom Designprozess. Produziert wird meist nicht mehr im Herkunftsland der Hersteller, sondern – schön günstig – vorzugsweise im asiatischen Raum.
Konsumentenmacht
Und genau hier kommt der Konsument ins Spiel. Er nämlich kann entscheiden, welches System er unterstützen will, bei wem er kauft und ob ihm die Herstellung im eigenen Land, die Erhaltung handwerklicher Traditionen etwas wert ist. Zurzeit sieht es in weiten Teilen des Markts allerdings nicht so aus, was man auch daran sieht, dass auch immer mehr Traditionshersteller ihre Produktion ins Ausland verlegen, allen voran die Skandinavier. Doch in Frankfurt waren auch hoffnungsvolle Beispiele zu sehen: hochspezialisierte kleine Hersteller, die ganz auf handwerkliche Fertigung setzen und einen hohen Designanspruch haben. Ihre Zielgruppe: Konsumenten, die bewusst auf einen nachhaltigen Lifestyle setzen, ohne „grüner Öko“ zu sein. Es scheint, als ob sich der Markt aufteilt zwischen Low und High. Für das Mittelfeld indes gibt es kaum noch Absatzchancen, auch weil sich die Bedürfnisse der Konsumenten stark verändert haben. Das Fazit: Das Marksegment muss sich neu positionieren, ehe es zu spät ist. Und als Konsument bringt man aus Frankfurt sicherlich diese Erkenntnis mit: Über Konsum nachzudenken ist der erste Schritt zu einem besseren, nachhaltigeren Konsum.
Mehr zu den gestalterischen Trends und den schönsten Produkten, die wir in Frankfurt entdeckt haben, sehen Sie in unseren beiden Bildergalerien. Mit dabei: Porzellanteller mit Knick, Glaskugeln im Glas, Lautsprecher aus Keramik, windige Vasen, putzige Vögelchen. Außerdem: Prinzen, Designer, Messestände, Schweineställe und Designrevivals.
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