Best-of Outdoor 2024
Möbelneuheiten für das Wohnen unter freiem Himmel

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Und damit rückt auch die Möblierung für den Außenbereich in den Fokus. Sofalandschaften schweben galant über Rasenflächen. Sonnenliegen warten mit schwungvollen Kurven auf. Warme Farben und florale Bezüge verstärken den Lockruf der Natur.
Die Domestizierung von Garten und Terrasse schreitet weiter voran. Bei der Möblierung stehen sich zwei Lager gegenüber: auf der einen Seite voluminös gepolsterte Sessel und Sofas, die keineswegs nur mit unifarbenen Bezügen daherkommen, sondern ebenso verstärkt mit geometrischen oder floralen Dekoren. Die andere Seite definieren Möbel mit ausgeprägter Leichtigkeit und Filigranität. Sie lassen Blicke ebenso passieren wie die Sonnenstrahlen. So entstehen spannungsvolle Schattenwürfe, die auf dem Boden entlangwandern und mit dem Stand der Sonne variieren. Was die Lager verbindet? Ihre Protagonisten bleiben nicht alleine, sondern werden mit Teppichen, Leuchten und Accessoires gemischt, damit sich Draußen noch ein Stückchen mehr nach Drinnen anfühlt. Das derzeit im Wohnzimmer omnipräsente Beige tritt zurück. Im Wechselspiel mit der Natur dürfen die Farben energiegeladener und zuversichtlicher sein. Die Outdoor-Welt wird mit Sinnlichkeit und Wärme aufgeladen.
Feingliedriges Sitzen
Auf geschwungene Linien setzt das Büro Space Copenhagen mit der Kollektion Thorvald für &tradition: eine Hommage an die Arbeiten des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen (1770-1844) sowie an das ihm gewidmete Museum in Kopenhagen. Dessen gekachelte Böden sind teils in Streifenmustern gelegt – ein Motiv, das durch die parallel verlaufenden Metallstreben von Sitzfläche bis Rückenlehne aufgegriffen wird. Der New Yorker Designer Stephen Burks ergänzt den Hängesessel Kida von Dedon um einen passenden Armlehnenstuhl, dessen Aluminiumstreben mit farbigen Fasern umwickelt sind und so den Sitzkomfort erhöhen. Apropos Sitzkomfort: Wem reine Metallstühle zu unbequem sind, der muss nicht gleich zum Kissen greifen. Für die Kollektion South von Magis hat Konstantin Grcic spezielle Matten konzipiert, die sich per Klettverschluss an den filigranen Gestellen befestigen lassen. Der Clou: Sie werden aus demselben Material gefertigt wie die zur Kollektion gehörigen Teppiche und Aufbewahrungskörbe.
Modulare Sitzlandschaft
Die Kollektion Deck von Gloster (Design: Henrik Pedersen) umfasst mehrere Sockel aus wetterresistenten Teakholzplanken, die mit gepolsterten Sitzflächen und Rückenlehnen bestückt sind. Bleiben die Holzflächen frei, dienen sie als seitliche Ablageflächen für die Sitzmöbel oder sie werden als Couchtische frei im Raum platziert. Treffen mehrere Elemente der Kollektion zusammen, bilden die hölzernen Sockel eine über dem Boden erhöhte Metaebene, auf der sich das Leben im Freien entfalten kann. Modularität steht bei der Polsterkollektion Erno an vorderster Stelle, die Alejandra Gandía-Blasco für Gandiablasco entworfen hat. Quadratische und rechteckige Hocker lassen sich um schmale, höhere Module ergänzen, die als Arm- und Rückenlehnen dienen. So können beliebig große Sitzlandschaften konfiguriert werden. Der Name verweist auf Ernő Rubik, den Erfinder des Zauberwürfels. Die Oberflächenstruktur des Achtzigerjahre-Kultspiels findet ein Echo in den gitterartig gesteppten Stoffbezügen.
Aufgemotzte Sonnenliegen
Auch beim Sonnenbaden darf es umso komfortabler zugehen. Wie eine zum Möbel gewordene Sinuskurve mutet die Liege Linia (Design: Francesco Rota) von Paola Lenti an. Das durchgehende Polsterelement ruht auf einem scheinbar unsichtbaren Stahlgestell, mit dem sich die Rückenlehne in zwei Positionen arretieren lässt. Die Liege Flair ist ein Entwurf der Brüder Gabriele und Oscar Buratti für Gervasoni. Sie verfügt über einen abnehmbaren Stoffbezug mit einer markanten, diagonalen Steppung – eine Art Mischwesen aus Kissen und Decke. Auf eine pure, natürliche Materialität setzt Ethimo mit dem Sonnenbett Kilt von Marcello Ziliani. Das Gestell aus naturbelassenem Teakholz ist mit einem dichten Geflecht aus Naturseilen bezogen, das eine haptische Textur besitzt. Der schwedische Designer Johan Lindstén stattet die Sonnenliege Suno von Potocco mit überproportional vergrößerten Rädern aus, die 57 Zentimeter im Durchmesser einnehmen: eine formale, fast schon comicartige Übertreibung, die ein funktionelles Element in ein ästhetisches Merkmal verwandelt.
Welt der Muster
B&B Italia legt den Sesselklassiker La Bombola (entworfen 1979 von Mario Bellini) in einem neuen Muster auf, bei dem breite und schmale Streifen alternieren und so den organischen Schwung des Möbels betonen. Dass Streifen nicht immer gerade verlaufen müssen, zeigt die Kollektion Madness (Design: Nadja Stäubli) der Schweizer Marke Sula. Die dynamischen Wellen in unterschiedlichen Farbkombinationen sollen vor allem eines: positive Energie erzeugen. Genau in diese Richtung zielt Diabla mit dem Bezug Comedia del Arte, bei dem sich rote, rosafarbene, weiße und hellblaue Quadrate und Dreiecke zu einem flirrenden Muster verdichten. Exotische Einflüsse dürfen auch nicht fehlen: Cassina kleidet den Utrecht-Sessel von Gerrit Rietveld im Tropicalia-Bezug Favignana neu ein – der Beweis, das modernistische Ikonen selbst in den Gefilden der Dekoration bestehen können. Unzählige Kokospalmen bevölkern den Bezug Rimini von Pierre Frey. Fermob taucht seine Blumenstoffe in Pastelltöne, die eher zu einer nordischen als zu einer mediterranen Lichtstimmung passen.
Kommunikative Tische
Der Esstisch ist das wichtigste Möbel im Außenbereich. Schließlich treffen hier Freunde und Familie zusammen. Patricia Urquiola hat für Cassina den Trampoline Table vorgestellt, der nichts weniger sein will als „eine theatralische Bühne für Gespräche und das Zentrum der Unterhaltung schlechthin“. Die rechteckige oder quadratische Tischplatte mit abgerundeten Ecken steht in Marmor und Beton zur Auswahl, Letzterer in einer durchgefärbten Ausführung – passend zum asymmetrischen Untergestell. Jeweils zwei Füße sind oben oder unten durch Querträger verbunden, die an traditionelle Bambusverbindungen in Japan erinnern. Beistelltische kokettieren gerne mit der Anmutung von Pilzen – so wie die Button Tables von Barber & Osgerby für B&B Italia mit besonders breiten Zylinder-Sockeln. Filigran zeigt sich der Beistelltisch Keel von Victor Vasilev und Mario Ferrarini für Potocco. Die runde Platte wird von vier schlanken vertikalen Streben getragen, die auf einem Kreuz aufsitzen und sich visuell überlagern.
Accessoires für Licht und Schatten
Eine Neuinterpretation des klassischen Sonnenschirms gelingt Monica Armani mit TeSA O’ für B&B Italia. Ein 110 Zentimeter langes, linsenförmiges Kunststoffpaneel wird von einem Metallbügel an zwei Punkten eingefasst und kann um 360 Grad rotieren. Der auf einem Betonsockel ruhende Fuß vermag ebenso gedreht zu werden, sodass eine freie Ausrichtung ermöglicht wird. Schatten wird hier nicht großflächig verteilt, sondern punktuell dosiert. In den Abendstunden werden großformatige Leuchten aktiviert. Das Modell Scoora von Dedon (Design: Hoffmann & Kahleyss) erweckt Assoziationen an sich öffnende Blüten. Eine starke, charaktervolle Form: genau richtig, um den Tag mit Freunden beim Essen, Trinken oder Tanzen im Freien ausklingen zu lassen.
Best-of Outdoor 2023
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