Comeback des Lichts
Gute Stimmung auf der Light + Building 2024
Die Lichtmesse ist zurück. Auf der Light + Building 2024 in Frankfurt präsentierten die Hersteller vor großem Publikum Produkte, die unsere Lebensräume funktionaler, effizienter und schöner machen sollen. Eine Nachlese der dekorativen Leuchten und nachhaltigen Messestände.
So manch eine*r wird aufgeatmet haben: Auch wenn die Light + Building 2024 mit 2.169 Ausstellenden und 151.000 Gästen noch nicht zur alten Form zurückgefunden hat, fiel die Bewertung insgesamt positiv aus. In den Hallen der dekorativen Leuchten waren Branchengrößen wie Ingo Maurer, Grau oder Flos zwar nicht vertreten, dennoch gab es einiges zu entdecken. Bei der Autumn Edition 2022 dagegen waren die Hersteller- und Besucher*innenzahlen noch deutlich unter dem Niveau von 2018 geblieben.
Die Familien
Leuchten, die gleich in ganzen Kollektionen daherkommen, bieten den Vorteil, dass sie in Räumen mit unterschiedlichen Anforderungen für ein stimmiges Gesamtbild sorgen. Das Grundmodul der Kollektion Patrone vom dänischen Label Thorup ist nur ein Strahler aus massivem, brüniertem, schwarzbraunem oder vernickeltem Messing. Durch verschiedene Aufsätze können die Leuchten als Decken-, Wand- und Pendelleuchte konfektioniert werden. Werner Aisslinger entwarf für Baulmann die Serie Dune deren organisch geformtes Design von Pierre Cardins berühmtem Palais Bulles in Théoule-sur-Mer inspiriert ist. Hergestellt werden die Leuchten mittels eines 3-D-Druckverfahrens aus Quarzsand.
Die Schweizer Marke Schätti hat sich für ihre Leuchtenfamilie Glarona erneut mit dem Designer Jörg Boner zusammengetan. Das minimalistische Set besteht aus Wand-, Pendel-, Tisch- und Stehleuchte. Ausgangspunkt für das Design war die Idee, das Licht die Form der Leuchte hervorheben zu lassen. Unsichtbare LEDs beleuchten eine kreisförmige, gewölbte Fläche, die am äußeren Rand nach oben gebogen ist. Sanft wird so mit Schattierungen von Weiß bis Grau auf der Oberfläche gespielt.
Die Tragbaren
Kabelunabhängige Tischleuchten sind aus den Innen- und Außenbereichen nicht mehr wegzudenken. Nun sind die Minis auch individuell und gemeinsam per App ansteuerbar. Das kann schon für Wohnräume interessant sein, Sinn macht das Konzept aber vor allem in der Gastronomie, wo die kleinen Leuchten zunehmend die Tische bevölkern. Der für spannende Kooperationen bekannte Hersteller Wästberg stellte in Frankfurt die Leuchte Faro von David Chipperfield vor. Deren Form erinnert an einen gedrungenen Leuchtturm. Das kommt nicht von ungefähr, denn dem Pritzker-Preisträger diente die Aussicht aus seinem Lieblingsrestaurant an einem Strand in Portugal als Inspiration für das Design.
Der italienische Hersteller Zafferano stellte neben der tragbaren Serie Sister Light auch die Leuchtenfamilie Amelie aus. Bei dem Entwurf von Sara Moroni ist der Leuchtenkopf mit einem Magnet ausgestattet und kann auf verschiedene Aufsätze geklipst werden. Amelie ist als Tischleuchte in unterschiedlichen Höhen, als Wandleuchte oder – ausgestattet mit Haken – an einem Baum hängend einsetzbar.
Die Individualisierbaren
Ein Leuchtendesign für alle? Das war gestern. Hersteller lassen nun die Kundschaft in den Designprozess eingreifen. Zumindest teilweise. Der italienische Hersteller Martinelli Luce stellte mit Infinita und Fra Tac gleich zwei Leuchten vor, die verschiedene Kompositionen ermöglichen. Infinita besteht aus einem zentralen Glasrohr, auf das verschiedene Glasformen aufgesteckt werden können. Transparente O-Ringe aus Silikon sorgen für Dichtigkeit und dienen als Abstandshalter. Die Leuchte Fra Tac hingegen besteht aus gebogenen Aluminiumprofilen, die mittels Magnet zusammengefügt oder getrennt werden können.
Alambicco von Neil Poulton für Artemide vereint die Eleganz der Glasbläserkunst mit einer ausgereiften LED-Technik, die das Licht gleichmäßig streut, ohne zu blenden. Sie wurde als horizontale und vertikale Pendelleuchte in zwei Längen entworfen. Auch die Konzept-Pendelleuchte Izura von Zumtobel bietet durch einen modularen Aufbau Möglichkeiten der Individualisierung. Durch einen Co-Creation-Ansatz können die Nutzer*innen die Leuchte zudem mittels digitalem Profildruck individuell gestalten.
Die Enkeltaugliche
Das Hamburger Label Midgard, bekannt für Entwürfe, die Ästhetik, Funktionalität und Nachhaltigkeit vereinen, stellte eine Weiterentwicklung der Bauhaus-Leuchte TYP 113 vor. Modular Neo besteht aus zwei Typologien, die mit Tisch-, Arbeitsplatz- und Stehleuchte alle Anforderungen an ein modernes, lenkbares Licht für Wohn- und Arbeitsumgebungen beantworten sollen. Sie besitzen austauschbare LEDs und verfügen zum Teil über Sensoren zur automatisierten Lichtsteuerung, wodurch Strom gespart wird.
Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand
Der Schutz von Klima und Ressourcen sollte ein Treiber jedes unternehmerischen Handelns sein – bis hin zum Messeauftritt. Daher wurde im Rahmen des Design+Plus Award in diesem Jahr zum ersten Mal auch der „Sustainable Exhibition Stand“ ausgezeichnet. Neben einem CO2-neutralen Stand von Schneider Electric erhielt auch Midgard für seinen wiederverwendbaren und recycelbaren Auftritt aus Papier und Holz eine Auszeichnung. Nicht preisgekrönt, aber ebenfalls mit Vorbildcharakter, war der Auftritt von XAL. Alle vier Unternehmensbereiche präsentierten sich in einer Art Hüttendorf aus Metallständerwänden und Rigipsplatten, die nach der Messe zu einem Bauprojekt des Unternehmens abtransportiert werden. Die meisten Hersteller gingen mit dem Thema aber eher nachlässig um. Presse- und Marketingvertreter*innen, die ihren Arbeitgeber als „schon immer nachhaltig agierend“ anpriesen, begrüßten Besucher*innen auf Ständen im Design „wie in alten Zeiten“. Alternative Materialien (Stichwort Rezyklate) wurden oft als zu wenig nachhaltig eingestuft und auf Nachfrage wurde die Dauerhaftigkeit eines Produkts als wichtigstes Kriterium angepriesen. Kreislaufwirtschaft? Meist Fehlanzeige. Es bleibt zu hoffen, dass neben den Bemühungen zur Energieeffizienz auch hier noch weitergedacht wird.