Lebendiges Licht
Leuchten aus Papier, Beton oder Glas
Ob aus Papier, Beton, Glas oder Strick: Das Material einer Leuchte hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie sie im Raum wirkt. Das zeigen die folgenden Beispiele von Lichtobjekten aus haptisch anspruchsvollen Materialien.
Licht ist nicht gleich Licht. Während sich funktionale Scheinwerfer optisch oft zurücknehmen, treten dekorative Leuchten gestalterisch selbstbewusster auf. Durch ihr Licht kreieren sie häufig einen Raum im Raum und bestimmen die Atmosphäre mit. Ihre Wirkung hängt stark vom Material ab. Schafft Papier eine diffuse Beleuchtung, so kann ein gestrickter Lampenschirm spannende Muster an die Decke werfen. Mundgeblasenes Glas hingegen setzt farbige Akzente. Für einen Überraschungsmoment sorgen Beton oder Stein: Ihre solide Materialität steht im Kontrast zur Funktion als schwebendes Lichtobjekt. Zugleich setzt das Leuchtmittel diese Oberflächen besonders in Szene. Weitere erhellende Entwürfe aus ungewöhnlichen Materialien zeigen wir in unserer Bilderstrecke.
Holz & Papier
Papierschirme waren ursprünglich besonders in Asien verbreitet. Daher passt es, dass Norm Architects im Auftrag von Karimoku die traditionelle Materialität zitieren. Ein einziges Stück Washi-Papier bildet – von Magneten gehalten – den Boden der Leuchte N-PL01. Er fungiert zudem als Schirm, der die Lichtquelle verbirgt. Mit Details wie einer Papierkordel stellt die Pendelleuchte den Bezug zur Karimoku-Kollektion her, die im Rahmen der Fallstudie 03, dem Archipelago House an der Westküste Schwedens, entstand.
Doch auch westliche Designer*innen schätzen den diffusen Effekt, den Papier aufs Licht hat. In diesem Jahr stellte Foscarini seine Pendelleuchte Pli vor. Die erste Leuchte der jungen dänischen Designerin Felicia Arvid besteht aus einer Reihe weicher Wellen, wahlweise in gebogenem Holz oder Papier. Je nach Material leuchtet Pli mal nach unten und mal stärker in die Umgebung. Auf Leuchten aus Naturholzfurnier ist die Marke LZF aus Valencia spezialisiert. Das neue Modell Osca von Bodo Sperlein zeichnet sich als Pendel- und Tischleuchte durch seine kubistische Ästhetik aus.
Strick & Textilien
An Korallen, Algen und Tentakeln erinnern die Knitted Lights von Sangmin Oh. Der koreanisch-niederländische Künstler erweckt seine gestrickten Objekte durch das Licht zum Leben. Durch die farbenfrohen Materialien und die dynamischen Formen wirken sie beweglich. Alltagstauglicher sind die Leuchten der Serie Knit von Vibia. Die deutsche Designerin Meike Harde entwarf die gestrickten Leuchtenschirme. Ihre weiche Oberfläche und die organischen Formen sorgen für ein atmosphärisches Licht. Einen ähnlichen Effekt erreicht Francesca de Giorgi mit der Leuchte Salina. Bei dem Entwurf für Axolight wurde der Stoff auf vier Stäbe gespannt. Salina eignet sich sowohl für den Innen- als auch für den Außenbereich. Dank der sichtbaren Metalldetails entsteht ein spannendes Schattenspiel.
Licht und Funktion verbinden die Objekte von Buzzi Space. Denn die Leuchten des belgischen Labels haben auch eine akustische Wirkung. So kann das auf der Euroluce 2023 vorgestellte BuzziPebl Light als dekoratives Wandlicht Klänge absorbieren, sei es im Büro oder in einer Bar. Die Hängeleuchte BuzziSurf dagegen spendet zum Beispiel an Besprechungstischen Licht und kann zugleich die Geräuschkulisse während eines Meetings dämpfen.
Stein & Beton
Kein geringeres Material als den gleichen Marmor, aus dem das Taj Mahal gebaut ist, verwendet Tom Dixon für die Serie Stone. Neben Buchstützen und Kerzenhaltern gehören auch Leuchten dazu. In Kombination mit dem Licht kommt die spezielle Struktur des Steins besonders gut zur Geltung.
Der Berliner Architekt und Designer Stefan Gant hingegen arbeitet viel mit Beton. Vor mehr als zehn Jahren gründete er Gantlights und stellt seitdem Raumobjekte mit architektonischem Charakter in Berlin her. Der jüngste Neuzugang in seiner Betonleuchtenkollektion ist die S-Serie. Die kleinen Hängeleuchten, die auch mit farbigem Beton erhältlich sind, wirken besonders als Ensemble überzeugend.
Glas & Keramik
Seit Jahrhunderten ist Tschechien bekannt für seine Glaskunst. Kein Wunder, dass lokale Labels dieses Erbe fortführen. Brokis zum Beispiel arbeitet eng mit dem traditionsreichen Unternehmen Janštejn Glassworks zusammen. Auf der Euroluce zeigten die Tschechen unter anderem die Serie Trottola von Federico Peri. Der Diffusor aus Opalglas erzeugt ein spannendes Licht- und Schattenspiel. An Planeten erinnert die Kollektion Constellation von Lasvit. David Rockwell gestaltete sie als Wand-, Tisch- und Stehleuchte, die an ein Planetensystem erinnert. Die tschechische Glas-Expertise macht sich auch die Berliner Designerin Simone Lüling zunutze. Sie lässt die Leuchten für ihr Label ELOA im „Crystal Valley“ mundblasen. Das Ergebnis sind an Seifenblasen erinnernde, amorphe Unikate.
Mit Glasfaser arbeitet das italienische Unternehmen Karman. Seine neue Pendel- und Stehleuchte Lady D ist ein Entwurf von Matteo Ugolini. Die Silhouette soll an die Eleganz der verstorbenen Prinzessin von Wales erinnern. Viel massiver wirken hingegen die Objekte der New Yorker Keramikkünstlerin Chardean Chum. Die teils kräftigen Farben sind von ihren beruflichen Erfahrungen in der Modeindustrie inspiriert. An der Wand setzen diese Leuchten markante Akzente.