Designermöbel nach Rezept: Hornbach Werkstück Edition
Was will die Werkstück Edition von Hornbach?
„Das kann ich auch“, hört man gerne Besucher zeitgenössischer Kunstausstellungen sagen, und manch einer denkt sich das vielleicht auch beim Durchblättern der Bilderwelten in Wohn- und Designmagazinen. Werkstück nennt sich die DIY-Reihe von Hornbach, die direkt zum Jahresanfang gelauncht wurde – zum Start mit einem Stuhlentwurf von Sigurd Larsen.
Januar 2018. Dass keine zehn Tage vor der imm in Köln eine deutsche Baumarktkette den Auftakt seiner neuen Designermöbelserie feiert, kann kein Zufall sein. Mit der Werkstück Edition von Hornbach soll sich jeder Kunde ein Designmöbel leisten können: sein eigenes Designermöbel abseits von Luxus, Fachhändler und Monoqi, Hay oder Ikea. Alles was man dazu braucht, ist das Buch zum Bauen sowie das Baumaterial und jede Menge passendes Werkzeug – was man wiederum zum Beispiel in den gut sortierten Regalen von Hornbach finden kann. „Gestaltet von einem Designer. Gebaut von Dir“, lautet der auffordernde Claim der Kampagne.
Der Stuhl 1 aus der Werkstück Edition 001 ist ein Loungechair mit Multiplexgestell und einem geflochtenen Sitz aus Möbelgurten zum Selbstbauen von Sigurd Larsen. Was ziemlich gut passt, hatte der junge dänische Designer und Architekt doch zuletzt mit dem Start-up Reform neue Oberflächen für Ikea-Küchen entworfen.
Sigurd Larsen ist mit seinem gesamten Team erst einmal in eine Berliner Hornbach-Filiale gefahren, um die dort angebotenen Produkte und Materialien abseits ihres Kontextes zu untersuchen. Nach diesem Research vor Ort folgten Brainstorming, schnelle Entwurfsskizzen und ein Prototyp im Maßstab 1:1, der in Zusammenarbeit mit wahren Experten im Holzbau, den Tischlern, entwickelt wurde. Seit dem 5. Januar 2018 kann jeder den endgültigen Loungechair-Entwurf als Schablone downloaden.
Design für alle und jeden ist ein alter Bekannter: ein Ansatz, der fast 100 Jahre alt ist, denkt man an den Anspruch der Bauhäusler zurück. Ihre Renaissance hatte diese Idee schon vor gut zehn Jahren, als es überall hieß: Do-It-Yourself! Vorne dabei: der Berliner Architekt Van Bo Le-Mentzel, der unter dem Motto „Build More Buy Less! Konstruieren statt konsumieren“ ebenfalls eine partizipative Produktreihe in seiner Hartz IV-Möbelserie entwickelt hat. Mit Open Source verlagert sich die Produktion aus dem Werk direkt zum Kunden nach Hause. Eigentlich logisch, dass ein Materiallieferant auf diesen Trend aufspringt. Es war nur eine Frage der Zeit.
Die zweite Werkstück Edition ist mitten in der Entwicklung. Wie man Spannung baut, wissen Hornbach und die Berliner Werbeagentur Heimat nur zu gut. Ein aufwendig produzierter Youtube-Clip erklärt Schritt für Schritt, wie man zu seinem eigenen Loungechair kommt. Dass es sich bei Hornbachs Werkstück Edition natürlich nicht um einen Beitrag zum Wandel der Konsumwelt handelt, sondern um einen Marketingtrick, liegt auf der Hand. Die stark in sozialen Medien kommunizierte Kampagne stößt dennoch in der Netzgemeinde auf regen Zuspruch. Design, das nicht elitär, sondern erschwinglich ist, trifft den Nerv. Das Social-Media-Team von Hornbach kommentiert fleißig mit: „Wir hoffen, du wirst den Stuhl auch bauen.“
Wem es jetzt in den Fingern juckt: Die Materialien kosten zusammengerechnet rund 135 Euro. Und das nötige Werkzeug könnten die 99 deutschen Hornbach-Filialen eigentlich zum Verleih anbieten.
Sigurd Larsen
www.sigurdlarsen.comWerkstück Edition
www.hornbach.de/werkstueck-editionMehr Do It Yourself-Design
Über die Ausstellung „Do It Yourself-Design“ im Berliner Bröhan-Museum
www.dear-magazin.de/stories