Deutscher Lichtdesign-Preis 2020
Die Shortlist der Jubiläumsausgabe steht
Eigentlich sollten die Gewinner des Deutschen Lichtdesign-Preises bereits präsentiert werden. Stattdessen wurde die für Mai geplante Verleihung aufgrund der Corona-Pandemie verschoben. Der nun anvisierte Termin liegt im September. Und der Wunsch, dass dieser eingehalten werden kann, ist besonders groß. Denn es ist die zehnte Ausgabe des Deutschen Lichtdesign-Preises und die will gefeiert werden.
Immerhin: Die Shortlist der Nominierten für das Jahr 2020 steht. Da wird bereits klar, dass der Wettbewerb, der sich zum Ziel setzt, die zunehmende Bedeutung des Lichtdesigns in der Architektur herauszustellen, in der Branche immer höher im Kurs steht. Die Anzahl der beteiligten Büros beläuft sich dieses Mal auf insgesamt 53. Ein deutliches Plus zu den Vorjahren. Insbesondere im Segment „Außenbeleuchtung/Inszenierung“ gab es großen Zuwachs. Da die eingereichten Projekte in diesem Jahr vielseitiger und komplexer sind als je zuvor, entschied die Jury hier eine Aufsplittung in die zwei Bereiche „Wahrzeichen/Landmarken“ und „Architektur“. Damit umfasst der Lichtdesign-Preis nunmehr elf verschiedene Kategorien – von „Büro/Verwaltung“ über „Museum“, „Hotel/Gastronomie“ bis hin zu „Projekten mit künstlerischem Background“ sowie den Nachwuchspreis.
Licht der Newcomer
Eine weitere positive Entwicklung ist, dass junge und weniger etablierte Büros ihre Projekte vermehrt einreichen. Gleich fünf Newcomer sind für den Nachwuchspreis nominiert. Die Projekte sind beachtenswert: Rosenspiess aus Berlin etwa hat den Amplifier Event- und Co-Working-Space auf dem denkmalgeschützten ehemaligen AEG-Areal in Berlin-Wedding mit modernen LED-Leuchten, einer traditionellen Neon-Kaltkathoden-Installation sowie einem innovativen Lichtsteuerungssystem ausgestattet. Das Atelier für Lichtgestaltung ORB aus Stuttgart steht ebenfalls mit einer beeindruckenden Realisierung im Finale, der 30 Meter langen Lago Lichtwelle in einer neuen Shoppingmall am Bodensee. Da stellt sich die Frage: Gibt es eigentlich erkennbare Qualitätsunterschiede zwischen den Realisierungen etablierter Büros und dem Nachwuchs? Markus Helle, Jury-Mitglied des Wettbewerbs: „In der Ausführung nicht. Technisch und gestalterisch sind alle, die bei uns im Rennen sind, auf aktuellstem Stand.“
Beleuchtung weltweit
Der Wettbewerb gewinnt zudem auf internationalem Parkett. Zum ersten Mal in der zehnjährigen Geschichte des Preises nahm etwa auch ein Lichtplaner aus den Niederlanden teil: Aecom aus Delft haben in der Londoner Regent Street den Charakter einer historischen Shopping-Arkade, der Quadrant Arcade, auf elegante Weise revitalisiert. Auch Projekte aus der Schweiz, Österreich und Italien sind vertreten. Dazu gehört beispielsweise die Ausstellung Unfluencer by Freitag x Georg Lendorff für die Mailänder Designwoche 2019. Das Schweizer Taschenlabel und der Licht- und Videokünstler präsentierten mit Unfluencer – De-sinning the Designer eine begehbare, der „Design-Läuterung“ dienende Videoinstallation, bei der Projektionen auf Tausende von frei hängenden Fäden ein 3D-Bild entstehen ließen.
Das renommierte Büro Licht Kunst Licht ist gleich in vier Kategorien und mit drei internationalen Projekten für einen Preis nominiert: Die Inszenierung des Nationalmuseum of Qatar sowie die Außenbeleuchtungen des Wasserturm Luxemburg und die eines ganzen Stadtquartiers, des One Shenzhen Bay im chinesischen Shenzhen. Bei der Gruppe von Wolkenkratzern, die bis zu 338 Metern in die Höhe ragen, ist ein rhythmisches Lichtensemble entstanden, das aus der Nähe unaufdringlich wirkt und gleichzeitig aus der Ferne eine starke Symbolkraft entwickelt. Allein an diesem weitreichenden Projektspektrum lässt sich wunderbar ablesen, wie vielfältig und anspruchsvoll die Beleuchtungsaufgaben für Lichtplaner heute sein können.
Nutzerorientierte Lichtgestaltung
In der Rubrik „Hotel/Gastronomie“ könnte beispielsweise die Beleuchtung für das von Werner Aisslinger gestaltete 25hours Hotel The Circle in Köln das Rennen machen. Gute Chancen im „Öffentlichen Bereich“ hat Lichtdesigner Tobias Link mit seiner Außenbeleuchtung für den Stadtpark Merzig, der dort die große Vielfalt an Bäumen und Pflanzen auch bei Dunkelheit auf subtile Weise erlebbar macht.
Lässt sich bei solch einer Bandbreite an herausragenden Beleuchtungslösungen ein eindeutiger, übergreifender Trend herauskristallisieren? „Auffallend ist erst einmal, dass überhaupt immer öfter professionelle Lichtplanung als Leistung in Anspruch genommen wird“, sagt Markus Helle. „Darüber hinaus ist es schwierig, die Entwicklungen auf einen Trend zu reduzieren. Es passiert sehr viel im Bereich Lichtqualität, mehr Qualität für die Nutzer – und das sieht in jedem Projekt anders aus. Manchmal ist es technisch gelöst, dann gestalterisch. Oder beides.“