Die halbstarke Italienerin
Ducati bringt mit seinem neuen Einstiegsmodell Scrambler einen Everybody's Darling in Motorradform auf den Markt.

Verkehrte Welt. Da betreibt man als Hersteller höchsten Aufwand, bis man nun endlich beeindruckende 200 PS und mehr in seinem Spitzenmodell untergebracht und mit großem Spektakel präsentiert hat. Und dann, ja dann fliegt die Gunst des Messepublikums einem schwachbrüstigen Einstiegsmodell zu?
Die EICMA in Mailand zählt ohne Zweifel zu den wichtigsten Motorradmessen. Jeden November präsentieren die Hersteller hier ihre Modelle für die kommende Saison. Das italienische Motorradmagazin Motociclismo vergibt dazu alljährlich den Publikumspreis Most Beautiful Bike of Show. Dieser ging in diesem Jahr mit 43 Prozent der Messebesucherstimmen überraschend eindeutig an das Modell Scrambler, eine Neuvorstellung von Ducati.
Jung und stilbewusst
Die Scrambler bekam von Ducati einen eigenen Messestand – man plant, die Serie als eigenständiges Sublabel zu führen. Zwischen den gelben Schiffscontainern auf dem Stand wird schnell klar, man möchte mit dem Marketing ein junges, stilbewusstes Publikum ansprechen. Beim Fahrzeugdesign zitiert Ducati-Designer Julien Clement, was der Gestaltungskanon des Motorradbaus in den 60er- und 70er-Jahren zu bieten hat. So weit nicht verwunderlich – bezieht sich der Name Scrambler doch auf ein Modell, das es schon einmal unter dieser Bezeichnung zwischen 1962 und 1974 gab.
Halbstark
Die Scrambler strahlt in der Tat einen halbstarken Charme aus, der einen aufsteigen und unvernünftig sein lassen möchte. Die Agilität und das unkomplizierte Handling eines solch leichten Motorrads spricht erfahrungsgemäß mehrere Zielgruppen an. Wenn dann bei einem verhältnismäßig günstigen Einstieg der Nimbus der Fahrmaschinen aus Bologna inklusive ist, erklärt sich das breite Interesse einigermaßen. Dabei hat die Scrambler alles, was eine „echte“ Ducati ausmacht: den Gitterrohrrahmen ebenso wie einen aus der Monster 796 stammenden 90° Desmo-Zweizylinder.
Grobstollig
Die Ducati Scrambler wird es in vier Ausführungen geben. Beim Konzept der Varianten Icon und Full Throttle mit ihren Aluminiumgussrädern und dem kurzen Heck dürften die in Amerika populären Flat Track Racer Vorbild gewesen sein. Die Variante Urban Enduro ist mit der Namensgebung auch schon fast umfassend beschrieben – im Grunde ein Motorrad, das mit den Proportionen einer klassischen Enduro etwas grobstollig angerollt kommt. Sein Besitzer aber damit dennoch eher ins Café als über Stock und Stein fährt. Das Classic-Modell wiederum nimmt die Form- und Farbgebung von der ersten, 1962 ursprünglich nur für den amerikanischen Markt eingeführten Ducati Scrambler auf. Die Bauteile der vier Typen wie Räder, Sitzbank sowie die angebotenen Accessoires sind untereinander kompatibel, um eine hohen Individualisierungsgrad zu ermöglichen.
Und wie erklärt sich nun die ausgesprochene Popularität beim Publikum? Ducati hat hier nicht mehr und nicht weniger als ein Everybody's Darling in Motorradform gebaut. Es fällt einem schlicht schwer, die Scrambler nicht zu mögen.
Mehr Beiträge aus unserem Special Mobil lesen Sie hier.
Ducati
www.ducati.deSpecial: Mobil
Alle Beiträge aus unserem großen Themenspecial anlässlich der neuen Rubrik Designlines Mobil
www.designlines.deMehr Stories
Das Prinzip Ordnung
Ausstellung über Le Corbusier im Berner Zentrum Paul Klee

Zwischen Zeitenwende und Tradition
Unsere Highlights der Munich Design Days und des Münchner Stoff Frühlings

Function follows vision
Ausstellung in Krefeld zu Arbeiten von Friedrich Kiesler und Walter Pichler

NACHHALTIGKEIT TRIFFT DESIGN
GREENTERIOR by BauNetz id auf dem Klimafestival 2025

Nachhaltig Platz nehmen
Vestre produziert die Sitzbank Tellus aus fossilfreiem Stahl

Ikone der Moderne
Film über Eileen Grays Villa E.1027 an der Côte d’Azur

Baden in Bildern
Das Buch The Nature of Swimming widmet sich dem Element Wasser

Ein Spaziergang durch Paris
Kreative Vielfalt in der Olympia-Stadt

Stoff Ahoi!
Textilien mit MED-Zertifizierung von Delius

Aus finnischen Wäldern
Unterwegs auf der Fiskars Village Art & Design Biennale 2024

Unter dem Radar
Unterwegs auf der Romanian Design Week 2024 in Bukarest

Perfect Days
Wim Wenders würdigt das Tokyo Toilet Project im Kino

Wrestling & Fabelwesen
Neues von der Design Miami und Alcova Miami

Alles auf einmal
Die Bundeskunsthalle in Bonn feiert die Postmoderne

Ruf der Falte
Paravent-Ausstellung in der Fondazione Prada Mailand

Moderne Zeiten
100 Jahre Villa Noailles in Hyères

Natur-Seele
Posthumes Geburtstagsgeschenk für Alvar Aalto

Made in Lebanon
Die Beiruter Kreativszene zwei Jahre nach der großen Explosion

Blick nach vorn
Neues von der Sammlermesse Design Miami 2022

Born in Beirut
Fünf Designpositionen aus dem Libanon

Alles im Fluß
Keramikfieber auf dem London Design Festival 2022

L'art de vivre en Provence
Architektur, Kunst & Lifestyle in Marseille und Umgebung

Orient! Express!
Reisen auf der Schiene wird mit Klasse neu belebt

Unknown Unknowns
Die XXIII. Internationale Ausstellung der Mailänder Triennale ist eröffnet

Best-of Pools
Vom Mini-Tauchbecken bis zum grenzenlosen Schwimmerlebnis

Schöne Tage in Antwerpen
Streifzüge durch die flämische Metropole

Motion. Autos, Art, Architecture
Norman Foster kuratiert Ausstellung im Guggenheim Bilbao

Planet Plastik
Neue Ausstellung im Vitra Design Museum

Skulpturen für den Alltag
Museum Ludwig widmet Isamu Noguchi eine Retrospektive

Alpine Sinnlichkeit
Entdeckungen auf der Sammlermesse Nomad St. Moritz
