Rethink The Modular: Vernetzte Welt
Zum 50. Geburtstag seines Möbelsystems schenkt sich USM neue Einsichten in ein wohlbekanntes Thema.
Was verfremdete Weingläser und Open Source mit Modularität zu tun haben? Der Schweizer Möbelhersteller USM feierte den 50. Geburtstag seines Systemklassikers USM Haller zum Salone del Mobile 2015 in einer Ausstellung, die mit neuen Perspektiven auf das wohlbekannte Thema modulare Systeme experimentierte, Titel: Rethink The Modular.
Wenn Unternehmen sich zum Salone del Mobile ins Licht der Öffentlichkeit rücken möchten, dann laden sie oft einen oder mehrere namhafte Designer ein, eine Inszenierung für sie zu entwickeln. Und Mailand, die Stadt der Paläste, Höfe und Plätze, bietet wahrlich die richtigen Bühnen für den großen Auftritt. Auch Branchenfremde wie Autohersteller oder Internet-Dienstleister nutzen die versammelte Aufmerksamkeit gerne für Marketingaktionen mit Spektakelwert. Man kann es aber auch angehen wie USM: Anlässlich des 50. Geburtstags seines Systemmöbels USM Haller hat der Schweizer Hersteller ein langfristig gedachtes und anspruchsvolles Projekt zur Aktualität des Modularen angestoßen, das nun zum Salone in Mailand in Form einer Ausstellung präsentiert wurde. Ein Spektakel war zwar nicht zu bestaunen, dafür aber eine konzentrierte Schau, die bewies, dass wir uns in unserer vernetzten Welt unbedingt Gedanken über Funktion und Gestaltung von modularen Systemen machen sollten. Einen dieser typischen, von der Straße nicht zu erahnenden Mailänder Räume – den lichten Salone dei Tessuti – bekam man bei dieser Gelegenheit auch noch zu sehen.
Offen und kommunikativ
Unter dem Titel Rethink The Modular zeigte USM in Mailand die Ergebnisse eines Workshops in der Domain de Boisbuchet in Frankreich. Das Unternehmen hatte sieben Designer und Architekten eingeladen, sich mit ausgewählten Absolventen im September 2014 eine Woche lang dem Modularen zu widmen. In der abgeschiedenen Idylle des Schlosses experimentierten die jungen Gestalter zu diesem zunächst sperrig erscheinenden Thema und entwickelten Konzepte und Installationen modularer Strukturen für die Ausstellung. Das Team um Dimitri Bähler beispielsweise baute eine raumgreifende, kinetische Konstruktion, um zu veranschaulichen, dass es bei modularen Systemen auf die Verbindung ankommt, darauf, wie die Elemente miteinander kommunizieren. Die Klasse des experimentellen Modelabels Bless wiederum sorgte bei der Eröffnung der Ausstellung mit ihren Weingläsern für Smalltalk-Anlass. Die verfremdeten Gläser verweigerten sich der eingeübten Funktion und störten unterhaltsam das Ritual des Steh-Trinkens. Thomas Lommée arbeitete mit seinen Studenten an Produkten, die entsprechend dem Open-Source-Gedanken prinzipiell offen konzipiert sind und Bausteine mehrerer Gestalter umfassen. Ein Beispiel dafür, wie zentral modulare Systeme in der digitalen Welt sind.
Amüsant und leichtfüßig
Den Arbeiten der Master Classes hatten die Kuratoren Tido von Oppeln und Burkhard Meltzer eigene Arbeiten der sieben Dozenten und historische Positionen zum Thema zur Seite gestellt. Dabei durften die visionären architektonischen Netzwerke von Fritz Haller, dem Erfinder des USM-Möbelsystems, nicht fehlen. Ergänzend zeigte Rethink The Modular auch Objekte von Matteo Thun, Hans Hollein oder Trix und Robert Haussmann und verdeutlichte damit, dass Modularität auch Raum für leichtfüßige und amüsante Spielereien bietet. Eine Publikation, die 2016 erscheinen wird, soll die Ergebnisse von Workshop und Ausstellung dokumentieren und theoretisch aufarbeiten. Statt kurzfristiger Aufmerksamkeit und spektakulärer Bilder schenkte sich USM zum runden Geburtstag also ein ernsthaftes Projekt, das weit über objektorientierte Produktentwicklung am Möbelsystem hinausgeht, und das frischen Wind in ein wohlbekanntes Thema bläst.
Alle Beiträge aus unserem großen Themenspecial Salone 2015 lesen Sie hier.
USM Rethink The Modular
http://project50.usm.comSalone del Mobile 2015
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