Toelke trifft… #1
Andreas Toelke und der Mann mit dem Hütchen.
Es begann 2003. Ein langes Gespräch zwischen frisch gestrichenen Wänden, zur Eröffnung des Puerta América. Ron Arad. Unter anderem beziehungsweise zwischen anderen. Böse? Nein, denn das Hotel in Madrid ist eine Designpilgerstätte und das bis heute. Jedes Stockwerk von einem anderen Kreativen, darunter Göttern wie John Pawson, Zaha Hadid, David Chipperfield. Und eben auch Meister Arad. Er stellte sich, wie seine Kollegen, dem direkten Vergleich. Man muss ja nur in den Lift steigen... Das Stockwerk à la Arad hat als Gästezimmer ein rundes Bett am Fenster und eine Versorgungseinheit mitten im Raum. Bad, Schrank und so weiter. Der Meister aus London war mit seinem Ergebnis ganz zufrieden, denn damals plauderte er sehr fröhlich über Hotelerfahrungen: „Bitte bloß keine komplizierten Lichtanlagen!“ Und einem Leben in der Luft: „Reisen ist eine Notwendigkeit, aber kein Vergnügen“. Ach ja – über die Kollegen vor Ort kein Wort. Bei dieser Frage wurde er streng.
Ein paar Jahre später liefen wir uns bei der Design Miami wieder über den Weg. Seine Arbeiten wurden von der Galerie Friedman Brenda gezeigt. Er selber saß auf einem Panel – wieder eingekeilt zwischen Kollegen, allerdings weniger schwergewichtige. Arad sprach souverän über Materialität und Funktion. Und war recht streng mit dem Nachwuchs – sogar coram publico. Später, am Pool bei Ambra Medda, ging es dann erneut und entspannt um Hotelerfahrungen: „Zuviel Design macht mich nervös“. Und seinem Leben in der Luft: „Ich kann überall schlafen“. Jetzt sitze ich in Vietnam und Ron in seinem Londoner Office. Wir skypen. Menschen wuseln um ihn herum, sein Markenzeichen, das lustige Hütchen, sitzt. Ist er jetzt müde oder bloß schlecht gelaunt?
Da solle ich andere fragen, wie die seine Arbeit beurteilen, kommentiert er den Versuch, seinen Biennale-Beitrag zu fassen. Mit einem unleidlichen Herrn Arad über sein Werk zu sprechen ist ... nicht einfach. Um es vorsichtig zu formulieren. Die Frage drängt sich trotzdem auf: Was ist er denn eigentlich? Architekt? Designer? Künstler? Ihm stellt sich diese Frage nicht. „Es tut mir leid, dass ich so schwer zu verstehen bin“, lacht er. „Aber ich wollte mich nie nur einer Profession verschreiben. Ich wollte nie das exklusive Mitglied von nur einem Club sein.“
Der Herr Arad in nur einem Club – das wird wirklich nichts. Er ist ein Einzelkämpfer, der sich immer wieder gnadenlos der Konkurrenz stellt. Siehe Madrid. Oder bei seiner Installation auf der aktuellen Kunstbiennale in Venedig. Ai Weiwei und diverse andere Stars hat Arad eingeladen, ein Ipad mit einem Diamanten zu zerkratzen. Seine Inspiration: die Scheiben der S-Bahnen in italienischen Großstädten. Sie sind mit Nachrichten übersät – findet Ron Arad. Mit poetischen dazu.
Ron Arad in der Rückschau selbstkritisch über die von ihm geladenen Künstler: „Warum ist das schönste Stück der Ausstellung nicht von mir?“ Er sagt das nicht emotional, sondern sehr - cool. Und spricht explizit Robert Wilson an, Theatermann und Überästhet. „Ich stand vor seiner Arbeit und war begeistert und eifersüchtig.“ Selber schuld – liegt mir auf der Zunge.
Dann – noch immer live aus Vietnam – entspannt sich der Gesprächspartner in London. Ron Arad erzählt von seiner Kooperation mit Fiat für die Ausstellung in Holon und zeigt mir als erstem außerhalb des Arbeitsumfeldes das Modell des zerquetschten Fiat 500. Jetzt ist er wieder der Herr Arad, den ich so schätze. Ein Kreativer, der mit Poesie etwas anfangen kann, der mit ihr seine Arbeiten versinnlicht und der euphorisch erklärt . Aber mal ehrlich: Nicht nur, dass Skypen mit Meister Arad eine wirklich Herausforderung ist – das nächste Mal bitte nur noch über seine eigenen Projekte. Er ist nicht für Clubs gemacht. Doch! Für einen: seinen eigenen! Und da ist er sensationell. Sogar als Mensch.
Hotel Puerta América
Zur Webseite des HotelsDesign Museum Holon
www.dmh.org.ilRon Arad
www.ronarad.co.ukMehr Stories
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