Menschen

Andrés Damjanov

Der Sales-Director von Newforma über Ängste von Architekten und die Verwaltung von Nullen und Einsen.

von Tim Berge, 22.12.2016

BIM und PIM werden die Welt verändern. Was vielleicht hier in Deutschland noch nicht bis zu jedem vorgedrungen ist, hat in anderen Ländern längst die Bauwelt verändert. Die Bau- und Projektinformationsmanagement-Systeme organisieren und vernetzen in Echtzeit und optimieren dadurch Planungsprozesse. Wir sprachen mit Andres Damjanov, Sales-Director für Mittel- und Ost-Europa beim Softwareunternehmen Newforma, über die Widerstände in Deutschland, Ängste von Architekten und der Verwaltung von Nullen und Einsen.

PIM und BIM: Das klingt wie die zwei besten Freunde aus einem Kinderbuch. Was steckt denn hinter diesen lustig klingenden Namen?
Hinter Building Information Modeling steckt für viele Unternehmen leider immer noch eine Software, bei der in einem 3D-Modell alle relevanten Gebäudedaten digital erfasst und miteinander vernetzt werden. Der Unterschied zu einem konventionellen 3D-Programm ist, dass die verwendeten Objekte nicht nur einfache Geometrien sind, sondern Informationen aufnehmen und weitergeben können. Hier weiß eine Stütze, dass sie eine Stütze ist. Sie weiß, wie viel Last sie trägt und ob sie diese aushält. Dadurch kann man Massen und Mengen perfekt definieren – das sollte für alle, die mit Bauen zu tun haben, eine große Erleichterung darstellen. BIM ist jedoch eher der Prozess in dem man diese Informationsmodelle generiert und bearbeitet.

Warum tun sich die Deutschen so schwer mit BIM und PIM?
Der Dachraum ist sehr prozessorientiert: Normalerweise sitzen alle Planungsbeteiligten in ihren Schubladen, und BIM fördert, dass die Menschen über ihre Schublade hinaus in andere Schubladen schauen. Im deutschsprachigen Raum schaut man sehr ungerne über seinen Tellerrand hinaus, deswegen hat man sich hier sehr lange dagegen gewehrt. Das ist nicht nur aufgrund kultureller Unterschiede so, sondern auch weil die Märkte es nicht anders zulassen. In Deutschland gibt es die HOAI, die sehr stark definiert, wer was macht. Und die meisten Planer fühlen sich in diesem Korsett sehr wohl – und im Gegenzug sehen sie in unserer Software eine Gefahr.

Wovor haben die Leute Angst?
Ein Beispiel: Der Architekt bekommt in Deutschland für eine Leistungsphase Geld. Und oft weiß er nicht, ob er überhaupt noch mit der nächsten Leistungsphase beauftragt wird. Durch die Nutzung von BIM generiert er etwas, das seinen Wert von Phase zu Phase steigert, weil es wichtige Informationen sammelt und die Arbeit im Fortlauf eines Projekts immer mehr erleichtert. Das will der Planer natürlich nicht umsonst gemacht haben, erst Recht nicht für jemanden, der ihm seine Arbeit wegnimmt und dafür auch noch mehr Geld bekommt. Und so gibt es eine ganze Reihe von Ängsten, die schwer aus den Köpfen der Menschen herauszubekommen sind. Dabei sollten sich die Planer viel mehr auf das, was die Software an Vorteilen bringt, orientieren.

Wo kommt denn PIM ins Spiel?
PIM steht für Projekt-Informations-Management. Und da wird es spannend! Denn die Software sammelt jede Null und Eins, die während eines Projekts generiert, bewegt oder vermehrt wird. Das heißt, jede E-Mail, jeder Screenshot und jeder Plan, und unter anderem auch alle Elemente der Projektkommunikation, werden von PIM organisiert und verwaltet. Wenn man am Ende eines Projekts die PIM-Dose zumacht, enthält sie alle Informationen plus deren Beziehungsgeflecht. Nur ein kleiner Prozentsatz hat mit dem BIM Model zu tun, der Rest ist pure Kommunikation. Denn ein Projekt besteht zum größten Teil aus Kommunikation: Wenn ich eine Information habe, werde ich mindestens zehn Mal darüber reden. Und wenn wir jetzt zu EPIM kommen, was für Enterprise Projekt-Informations-Management steht, wird es noch spannender. Denn hier habe ich die gesamte Kontrolle über alle Nullen und Einsen aller meiner Projekte, die ich den letzten zehn, zwanzig, dreißig Jahre bearbeitet habe. Das ist wie in einer großen Matrix, in der ich jede Null oder Eins jederzeit in Echtzeit abfragen kann.

Wie ein Projekt-Google!
Ja, der Vergleich stimmt. Aber genau an dieser Stelle wird es komisch. Ich kann außerhalb meines Unternehmens innerhalb von Sekunden jede Information im Internet erfragen. Aber nach Innen ist das in den meisten Fällen nicht möglich. Wie war das nochmal mit dem Fenster, das wir vor drei Jahren bei dem Krankenhaus-Projekt verwendet haben? Und was hat der oder die dazu gesagt? Solche Fragen zu beantworten, dauert nicht Sekunden, sondern Stunden oder vielleicht sogar Tage. Das ist doch der Wahnsinn!

Woran liegt das?
Es liegen zwar alle Informationen digital vor, wurden aber dennoch durch eine analoge Zeit geprägt. Daher haben wir immer noch den Glauben, ein Dokument mit einem bestimmten Namen versehen und an einem bestimmten Ort ablegen zu müssen. Wie in einem Bücher- oder Aktenregal. Dabei macht das gar keinen Sinn mehr, da die Information als Nullen und Einsen vorliegt. Wir nutzen also digitale Informationen auf eine analoge Art und Weise.

Wie funktioniert PIM denn konkret?
Im Prinzip ist eine Art Nach-Innen-Google, das mir in Echtzeit meine gesuchten Informationen anzeigt. Allerdings gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied: Die Ergebnisse meiner Suche werden mir im Kontext aufgezeigt. Wenn ich zum Beispiel in allen meinen Projekten nach Himbeereis suche, filtert er diese auf den Begriff, bis nur noch die Dokumente übrig bleiben, die das Wort enthalten. Die Suche kann man natürlich noch auf Dokumentart, Zeitraum und andere Filter eingrenzen. Und wenn das Wort Himbeereis am Ende nur in einer E-Mail, die ich vor 18 Jahren geschrieben habe, auftaucht, dann wird EPIM diese E-Mail finden und innerhalb von Sekunden aufzeigen. Gleichzeitig zeigt mir das Programm das gesamte Beziehungsgeflecht um das gefundene Dokument an: Wo und wie oft tauchte es überall auf, wer hat es genutzt. Wie oft wurde eine Aufgabe daraus vergeben? Und das 18 Jahren nachdem die Information eine Rolle spielte.

Das hört sich so an, als könnte es jeder gebrauchen.
Alle Softwares dieser Welt generieren Daten, aber wer hilf diese dann zu verwalten und verstehen? Und das auf eine intelligente Art und Weise. Wir haben Kunden mit eigenen Archivaren, die nach bestimmten Informationen bis zu zwei Wochen suchen. Aber auch in kleineren Architekturbüros wird viel Zeit darauf verwendet, nach Dokumenten zu suchen: wahrscheinlich kommt jeder Mensch auf einen Schnitt von mindestens 30 Minuten am Tag, wahrscheinlich ist es aber viel mehr Zeit. Mit Newforma wird diese Suchzeit auf ein paar Sekunden heruntergeschraubt.

Für weitere Infos können Sie sich unser kostenloses Whitepaper herunterladen oder unsere Website www.newforma.de besuchen. Gerne stellen wir Ihnen unsere Lösung auch persönlich vor. Fragen Sie einfach nach einem unverbindlichen Termin!

 

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