Deutsch Amerikanische Freundschaft
Studiobesuch bei Ester Bruzkus und Peter Greenberg in Berlin
Ester Bruzkus und Peter Greenberg sind ein kreatives Power-Paar. Gerade erst haben sie ihr Architekturbüro offiziell in Bruzkus Greenberg umbenannt und neue Räume in Berlin-Mitte bezogen. Dort zeigt sich einmal mehr ihr Geschick im Umgang mit Formen, Farben und Materialien.
Dass sich die Berlinerin Ester Bruzkus und der New Yorker Peter Greenberg vor sieben Jahren in der deutschen Hauptstadt begegneten und seither privat und beruflich zusammen unterwegs sind, ist ein Glücksfall für die deutsche Architektur- und Designszene. Denn ihr Werk – darunter Hospitality-, Office- und Wohnprojekte – zeichnet sich durch eine hohe Wiedererkennbarkeit und gestalterische Raffinesse aus.
Wir sind eine Marke
In diesem Jahr wurde das von Ester Bruzkus gegründete Architekturbüro in Bruzkus Greenberg umbenannt. Sie wolle damit die langjährige Zusammenarbeit mit Peter Greenberg würdigen und zugleich die Internationalität des Unternehmens betonen, so die Architektin. Die Umfirmierung markiert zusammen mit dem frisch bezogenen Büro und einem geplanten Buch ein neues Kapitel für das Studio, das vor allem für seine Hospitality-Projekte bekannt ist.
Daneben arbeiten Bruzkus Greenberg mit einem Team von derzeit sieben Mitarbeiter*innen auch für private Auftraggeber*innen. Zu ihren bekanntesten Projekten gehören die (inzwischen geschlossene) Villa Kellermann Tim Raue in Potsdam, das Restaurant Remi in Mitte, ihre eigene Wohnung im Estradenhaus in Prenzlauer Berg und die Wohnung The Green Box mit einem als Raumelement gestalteten Kamin, der kürzlich viral ging. Einige ihrer aktuellen Entwürfe sind öffentlich erlebbar, darunter das gerade eröffnete Burger-Restaurant Flip N Fry in Berlin-Schöneberg und das Ausstellungsdesign der Schau Future Horizons – Glas in der zeitgenössischen Kunst der Alexander Tutsek Stiftung in München.
Office mit Aussicht
Das zehnstöckige Hochhaus in der Mollstraße 1, Ecke Karl-Liebknecht-Straße, ist verkehrsumtost und wirkt auf den ersten Blick kühl und unnahbar. Ende der Sechzigerjahre erbaut, war das sogenannte ADN-Gebäude bis 1992 Sitz des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes der DDR. Inzwischen sind zahlreiche Unternehmen der Kreativbranche dort eingezogen, vor einigen Monaten auch Bruzkus Greenberg.
Zuvor hatte das Architekturbüro 15 Jahre lang in einer ehemaligen Fabriketage in Prenzlauer Berg gearbeitet. Doch eine üppige Mieterhöhung und der Wunsch nach einem Neubeginn hätten zu der Entscheidung geführt, umzuziehen. Das erzählt Ester Bruzkus, als wir sie und Peter Greenberg bei Kaffee und Zimtschnecken zum Interview treffen. Beide schätzen die zentrale Lage zwischen Mitte und Prenzlauer Berg und natürlich die Ausblicke aus dem neunten Stock – zum Alexanderplatz mit dem Fernsehturm auf der einen Seite und zum Soho House und Plattenbauten auf der anderen.
Floating Space mit Twist
Schaut man sich im neuen Büro um, wirkt es, als wäre der Umzug die richtige Entscheidung gewesen – so perfekt ist alles eingerichtet. Sie hätten vor dem Umzug kräftig ausgemistet, erzählt Bruzkus, und viele Möbel, Leuchten und Kunstwerke aus dem alten Büro weiterverwendet, sodass nichts Neues angeschafft werden musste. Im Mittelpunkt steht ein maßgefertigtes halbrundes Raum-in-Raum-Element, das mit einer gepolsterten Sitzbank versehen ist. Das „Wohnzimmer für ein berufstätiges Ehepaar" genannte Modul – eine Hommage an den Berliner Architekten Harry Rosenthal und die Zwanzigerjahre – hatten Bruzkus und Greenberg einst für die Ausstellung New Perspectives im Kronprinzenpalais konzipiert und bereits in ihrem alten Studio verwendet. Auch in der Mollstraße dient es nun als eleganter Raumteiler, dessen halb-transparente Rückseite ziemlich extravagant mit Natursteinregalen versehen ist.
Der 250 Quadratmeter große Floating Space ist außerdem mit industriellen Metallregalen unterteilt, sodass separate Besprechungs- und Arbeitsräume entstanden sind, die dennoch luftig wirken. Die kühle Anmutung des Metalls wird aufgebrochen durch frei stehende Möbel, Kunstwerke und Textilarbeiten, die farbenfroh und haptisch sind. Dazu gesellt sich eine umfangreiche Materialsammlung. Eine Lounge-Ecke mit teils selbst entworfenen Sesseln und Sofas vervollständigt das wohnliche Ambiente, das einen schönen Kontrapunkt zur rohen Betonästhetik der Architektur schafft.
Unverkennbarer Look
Auch im eigenen Office blitzt der typische Bruzkus-Greenberg-Look hervor, der räumliche Klarheit mit sinnlicher Materialität verbindet. Dabei steht das Spiel zwischen losen und eingebauten Möbeln im Fokus ihres Gestaltungsansatzes. Denn erst das feine Gleichgewicht zwischen beiden verankere einen Raum in seiner „Hülle“, halte ihn zugleich aber offen und flexibel, so Greenberg.Um Spannung zu schaffen, arbeiten die Architekt*innen mit Kontrasten: schwer und leicht, farbenfroh und neutral, kühl und warm. Dabei spielen Materialien eine sowohl funktionale als auch ästhetisch wichtige Rolle. Durchgefärbtes MDF etwa schätzen Bruzkus und Greenberg nicht nur wegen seiner ruhigen, monolithischen Präsenz. Das Material bietet auch weitere, sehr praktische Vorteile: weniger Verschnitt und ein geringerer Arbeitsaufwand bei der Verarbeitung. Generell zeigen Bruzkus und Greenberg eine Vorliebe für authentische Werkstoffe: Holz, Naturstein, Beton und Metall treten bei ihren Projekten in einen Dialog, wobei Texturen und Farben jeweils eigene Schwerpunkte setzen.
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