Helmut Sattler
Nach der Übernahme von Planmöbel: Ein Gespräch über die Zukunft des deutschen Möbelherstellers.
Anfang des Jahres wurde der Büromöbelhersteller planmöbel von österreichischen Unternehmen Neudoerfler Office Systems übernommen. Damit wurde das Überleben der, vor allem bei Architekten beliebten, Marke und seines Produktsortiments gesichert. Wir sprachen mit dem Neudoerfler-Geschäftsführer Helmut Sattler über die Parallelen und Unterschiede der beiden Firmen und die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit jungen Designern.
Herr Sattler, seit März dieses Jahres führt ihre Firma Neudoerfler Office Systems die Geschäfte der Marke planmöbel. Wie kam es zu der Übernahme?
Wir haben festgestellt, dass der Büromöbelmarkt nicht nur in Österreich, sondern auch in den Ländern um uns herum, sehr volatil ist und wir unseren Exportanteil erhöhen müssen. Wir sind zwar in Märkten wie Ungarn und der Slowakei sowie seit über 15 Jahren in Deutschland vertreten, aber im Gesamtergebnis war das zu wenig. Daher haben wir uns verschiedene Unternehmen angeschaut und sind auch in Verhandlungen getreten, doch es kam zu keinen Abschlüssen. Bis wir dann auf planmöbel stießen, die aus meiner Sicht die beste Option darstellten: Die Firma genießt einen unheimlich hohen Stellenwert bei vielen Händlern, auch aufgrund der Geschichte der Marke. Und das Feedback, das wir seit der Übernahme bekommen haben, bestätigt uns: Viele trauen uns als etabliertem Büromöbelhersteller zu, planmöbel wieder auf gesunde Beine zu stellen. Und auf der anderen Seite erhoffen wir uns natürlich für Neudoerfler, über das bestehende Händlernetz einen besseren Zutritt zum deutschen Markt zu erlangen. Der Start ist auf jeden Fall sehr positiv verlaufen!
Was sind die Unterschiede, und welches die Gemeinsamkeiten, der beiden Marken?
Neudoerfler genießt in Österreich einen hohen Stellenwert und ist als Marke sehr bekannt. Im Vordergrund stand in der Vergangenheit allerdings immer die Funktionalität. Dagegen gilt planmöbel in Deutschland vor allem als designorientiertes Unternehmen, weshalb der neue Slogan „Design als Lösung“ auch perfekt passt. Mittlerweile gibt es zwar auch Überschneidungen, da Neudoerfler auch in Design investiert und neue Produkte auf den Markt gebracht hat, aber im großen und ganzen sind es die gelebten Kunden- und Händlerstrukturen, die den Unterschied zwischen den beiden Marken ausmachen.
Wünschen Sie sich Synergie-Effekte?
Auf jeden Fall! Aber wir wollen in Zukunft keineswegs, das Neudoerfler planmöbel-Produkte macht, noch das planmöbel Neudoerfler-Produkte macht: Im Produktportfolio soll es einen klaren Unterschied geben und die Marken sollen sich auch deutlich voneinander unterscheiden. Die Synergien müssen wir im Bereich der Produktion und der Logistik finden – und auch in der Reduzierung und Vereinheitlichung der Lieferanten. In der Vergangenheit hatte planmöbel fast genauso viele Lieferanten wie Neudoerfler, nur das Neudoerfler den achtfachen Umsatz gemacht hat.
Welche Vision steckt hinter Neudoerfler Office Systems?
Wir wollen der beste Berater am Markt sein, was bei uns in Österreich aber etwas anderes bedeutet als in Deutschland, da es kein Händlersystem gibt. Hier wird der Kunde direkt beliefert, daher spielt eine gute Beratung eine außerordentlich wichtige Rolle: Am Ende macht der Mensch den Unterschied!
Welche Veränderungen bringt die Sanierung für planmöbel mit sich?
Für uns ist wichtig, was gleich bleiben soll. Wir haben das Vertriebs-, das Innendienst- und das Produktentwicklungsteam übernommen und der Showroom in Minden wird zurzeit ausgebaut. Die Positionierung von planmöbel soll noch mehr gestärkt werden: Wir werden viele Dinge aus der Vergangenheit wieder aufnehmen und haben dazu auch gerade ein Image-Buch fertig gestellt. Es wird neue, designorientierte Raum-im-Raum-Möbel geben, die von bekannten Designer und Architekten entworfen wurden und ab kommendem Jahr erhältlich sein sollen. Die Produkte sollen nicht nur das Prinzip „Design als Lösung“ verkörpern, sondern auch Themen wie Akustik und Ergonomie widerspiegeln.
Bedeutet das, dass Sie die Kooperationen mit Designern, für die planmöbel in der Vergangenheit bekannt war, in Zukunft fortgesetzt werden?
Ja, wir stecken mitten in der Entwicklung neuer Produkte: Seit März arbeiten wir gemeinsam mit Kinzo an spannenden Objekten, die im Frühjahr 2015 fertig sein sollten. Außerdem kooperieren wir mit dem jungen Wiener Gestalterteam Kim + Heep.
Wissen Sie schon, welche Produkte aus dem planmöbel-Sortiment übernommen werden?
Die Kernprodukte bleiben alle erhalten: Das sind m-pur, corpus-c, fact 4 und direction-m! Aber es fallen auch Dinge weg, was nicht heißt, dass wir sie nicht irgendwann wieder neu auflegen, wenn sich der Bedarf ändert.
Wir bedanken uns für das Gespräch, Herr Sattler.
FOTOGRAFIE Andreas Hafenscher
Andreas Hafenscher