Polychromes Naturerlebnis
Aurel Aebi von atelier oï über die Arbeit mit Holz
Partner: Bauwerk Parkett
Holzliebe trifft auf präzises Design: Im Interview spricht Aurel Aebi, Mitgründer des Schweizer Architektur- und Designbüros atelier oï, über die Entwicklung des Parketts „Spinpark“ für Bauwerk Parkett, die Arbeitsweise seines Büros und Natürlichkeit im Wohnzimmer.
In seiner mehr als 30-jährigen Geschichte hat das Team von atelier oï schon einiges entworfen: Leuchten, Stühle, internationale Boutiquen, Raumdüfte, eine Hängematte aus Lederresten für Louis Vuitton oder – ganz aktuell – ein Krankenhaus für eine NGO in Kambodscha. Dennoch ist die Gestaltung von Spinpark gleich in doppelter Hinsicht eine Premiere. Es ist das erste Parkett für die Designer und die erste Zusammenarbeit mit der Schweizer Marke Bauwerk Parkett. Im Interview spricht Mitgründer Aurel Aebi über den Entwicklungsprozess und die Arbeitsweise seines Büros.
Herr Aebi, wie kam die Zusammenarbeit mit Bauwerk Parkett zustande?
atelier oï ist seit 33 Jahren in den Bereichen Architektur, Innenarchitektur, Szenografie und Produktdesign tätig. Da kennt man natürlich die wichtigsten Hersteller. Bauwerk Parkett war uns schon lange ein Begriff. Einerseits weil wir als Architekten selbst mit dem Parkett gearbeitet haben, andererseits weil Kollegen von uns bereits Produkte für Bauwerk Parkett entworfen haben. Für uns entsteht die Farbigkeit im Haus durch die Materialität. Beim Holz ist die Farbe immer polychrom. Man meint, man schaut in einen Baum, sieht dort grüne Blätter – und wenn man genau hinschaut, sind es hunderte von Grünabstufungen. Hier in Neuveville sind der Wald und das Holz für uns sehr wichtig. Bei den Gesprächen mit Bauwerk Parkett zeigte sich schnell dieses gemeinsame Interesse am Natürlichen. „Wie kann man Naturmomente in ein Haus reinbringen?“ war eine unserer Leitfragen.
Wie ist Ihnen das mit Spinpark gelungen?
Die Geometrie und Formensprache spielen neben der Materialität eine sehr wichtige Rolle. Wenn ich Innenarchitektur meine, spreche ich bewusst von „Architektur von innen“. In meinen Augen gibt es den gemessenen Raum, also mit den genauen Maßen, und den erlebten Raum, der vielleicht nicht nur bis zum Fenster geht, sondern bis zu dem Baum, der im Garten steht, oder bis zum See. Unsere Eingangsfrage bei dem Entwurf von Spinpark war, wie wir vom einzelnen Holzteil zu einer Fläche kommen. Das Parkett hat eine Anmutung wie Fischgrätparkett. In unserem Fall ist es nur viel kleiner, also pixelartig. Für Bauwerk Parkett war es eine große Herausforderung, diese im 45-Grad-Winkel verlegten Teile herzustellen.
Wo ließen Sie sich inspirieren?
Als Inspiration dienten uns Bilder von einem Wald, in den das Licht in einem 45-Grad-Winkel eindringt und sich in den Bäumen bricht. Wir sind tatsächlich viel durch den Wald gelaufen und haben das mit Bauwerk Parkett auch in einem Film festgehalten. Bezogen aufs Parkett haben wir uns überlegt, wie wir das Licht auf die Fläche lenken können, damit eine gewisse Tiefe im Holz und damit auf der Fläche entsteht. Wir entschieden uns für eine Anordnung im 45-Grad-Winkel, vergleichbar mit der Anordnung von Nadeln an einem Nadelbaum. Diesen Prozess nennen wir übrigens – in Anlehnung ans Storytelling – „Storytextur“, denn die Textur erzählt eine Geschichte. So entsteht eine polychrome Anmutung wie im Blattwerk eines Baums oder im Braun einer Rinde. Das gibt eben dieses natürliche Momentum. Eine weitere Inspiration stellten Bilder von Flächenstrukturen dar. Wir mixen nicht nur irgendwelche Bilder aus der Google-Suche zusammen. Das nenne ich „Karaoke-Design“ und so etwas machen wir nicht. Stattdessen machen wir die Welten erlebbar. Was wir spüren, übersetzen wir in einen Raum, damit die Leute das auch spüren.
In welchen Räumen können Sie sich Spinpark vorstellen?
Früher wurden Räume eher kleinzellig gedacht. Seitdem sich diese Struktur gewandelt hat zu offenen, fließenden Räumen, ist die Verlegerichtung nicht mehr eindeutig bestimmbar. Mit Spinpark lassen sich diese fließenden Übergänge gestalten. Das ist einerseits der kleinzelligen Struktur, andererseits aber auch dem 45-Grad-Winkel der Elemente geschuldet. Der Boden wirkt ausgerollt oder hingegossen wie ein Waldboden. So ist man auch in der Möblierung frei.
Sie haben atelier oï vor mehr als dreißig Jahren gegründet. Was war damals für Sie der Ausgangspunkt dieser Zusammenarbeit?
Patrick Reymond und ich haben zusammen in Lausanne Architektur studiert. Der dritte Partner von atelier oï, Armand Louis, ist ursprünglich Bootsbauer. Anfangs haben wir uns auch mit seinem Bruder, der gelernter Instrumentenbauer war, ein Atelier geteilt. 1991 gab es für uns als Architekten nicht viel zu tun und so haben wir angefangen, Holzmöbel zu bauen – wie im Bootsbau mit formverleimtem Sperrholz. Wenn man dafür diese Furniere aufeinander klebt, schaut man sich das Holz im Kern an. Dieses Betrachten ist ein wichtiger Moment. Holz ist ein gewachsenes, ein lebendiges, ein dynamisches Material. Das hat uns eigentlich schon immer fasziniert. Holz beeinflusst das Raumklima, die Raumtemperatur und hat auch einen eigenen Duft. Das sind für uns wichtige Aspekte.
Ihr Studio ist sehr unkonventionell in einem ehemaligen Motel untergebracht, dem Moïtel.
2009 haben wir dieses Gebäude aus den Sechzigerjahren gekauft. Es war das erste Motel in der Schweiz. Das Moïtel ist für uns bis heute ein Ort für kreative Gastfreundschaft. Wir haben im Ganzen über zehn Berufe, die bei uns tätig sind: Materialdesigner, Lichtdesigner, Grafiker, Architekten, Szenografen, Landschaftsarchitekten, Innenarchitekten et cetera. Zwei Zimmer aus diesem alten Motel haben wir so belassen. Darin wohnen mal ein Journalist, mal ein Buchautor oder ausländische Gäste. Wir haben 13 oder 14 verschiedene Nationalitäten in unserem Büro, von Japan über Brasilien bis Belgien oder Italien. Das Moïtel hat auch etwas mit Reisen oder auf einem Weg sein zu tun. Die Leute, die bei uns arbeiten, sind auf einem kreativen Lebensweg und machen Halt in diesem Moïtel – einige sehr lange. Einige arbeiten seit 17 Jahren bei uns.
Wie spiegelt sich die interdisziplinäre Arbeitsweise von atelier oï in diesem Ort wider?
Wir haben das Moïtel so umgebaut, dass wir einen früheren Außengang nach innen verlegt haben und darüber die Räume erschließen, wie Fjorde im Meer. Statt „interdisziplinär“ nennen wir unsere Arbeitsweise „transversal“, das heißt, wir nehmen unterschiedliche Perspektiven ein: bei einem Gebäude mal von innen, mal von außen beispielsweise. Für uns gibt es keine Grenzen zwischen diesen Berufen – und im Moïtel gibt es eben auch keine Grenzen, weil man eigentlich immer in diese Fjorde hineinschauen kann. Durch diese Typologie konnten wir unseren ganz eigenen Arbeitsprozess aufbauen. Wir haben zum Beispiel von Anfang an eine Materialbibliothek, weil wir sagen: Wir denken mit den Händen, wir begreifen ein Projekt im Wortsinn. Deshalb haben wir auch ein Prototypenatelier gebaut, unter anderem mit CNC-Maschinen, 3-D-Drucker und so weiter. Auch die ersten Holzmuster von Spinpark haben wir im kleinen Maßstab selber gebaut und ausprobiert, um die Idee zu verstehen.
Bauwerk Parkett
Zum Showroomatelier oï
Der Name des Schweizer Architektur- und Designbüros leitet sich vom Wort «troïka» ab, das für «Dreiergespann» steht und auf die drei Gründer verweist. Nach über 30 Jahren lautet die Mission bis heute: Transdisziplinäre Philosophie und die Arbeit mit Materialien. Dies konnte atelier oï schon bei unzähligen Projekten unter Beweis stellen, mit Partnern wie Louis Vuitton, Foscarini, Nespresso oder der EHL Hospitality Business School.
www.atelier-oi.ch