Vom Leuchtfeuer zum leuchtenden Vorbild
Im Jahr 2006 nach den strengen Auflagen des Denkmalschutzes behutsam restauriert, hat die ehemalige Kongresshalle in Berlin – im Volksmund auch „schwangere Auster“ genannt – kürzlich den letzten Schliff durch eine zeitgemäß energieeffiziente Beleuchtung erhalten. Anstelle verbrauchsintensiver Leuchtmittel werden das geräumige Auditorium und das auffällig geschwungene Dach des heute als „Haus der Kulturen der Welt“ genutzten Gebäudes mit mehr als zweihundert LEDs beleuchtet.
Das seit über dreißig Jahren dem internationalen Kulturbetrieb gewidmete Gebäude wurde in den fünfziger Jahren ursprünglich als architektonische Ikone im ideologischen Gefecht des Kalten Krieges errichtet. Eine moderne Kongresshalle, die von der Redefreiheit des Westens kündete, sollte wie ein „strahlendes Leuchtfeuer“ in den angrenzenden sowjetischen Sektor hinüberscheinen. Der amerikanische Architekt Hugh Stubbins stellte sich der Herausforderung und entwarf entgegen seiner Gewohnheit ein expressives Gebäude, dessen Dach ein unübersehbarer Blickfang war. Zusätzlich wurde die gesamte Konstruktion leicht erhöht auf einem aufgeschütteten Sandhügel erbaut und des Nachts aufwändig beleuchtet.
Teures Erbe
Da die hohen Energie- und Wartungskosten eines solchen „Leuchtfeuers“ in Zeiten von Nachhaltigkeit und Energieeffizienz schwer vertretbar waren, suchte das Haus der Kulturen der Welt eine Lösung, die sowohl denkmalgerechte Lichtqualität als auch Sparsamkeit im Verbrauch sicherstellen würde. Die Bauherren entschieden sich für das Berliner Unternehmen Digilux aufgrund eines entscheidenden Alleinstellungsmerkmals: Es bot LEDs mit dem Farbspektrum RGB-W an. Das heißt, auf einem LED-Chip befinden sich vier Emittoren in den Farben Rot, Grün, Blau und Weiß. Auf diese Weise ist die Farbvielfalt des Lichts beinah grenzenlos und selbst der warme Weißton der ehemals verwendeten Glühleuchten lässt sich ohne Weiteres reproduzieren.
Leuchtende Sparsamkeit
Im Herzstück des Hauses, dem zentral gelegenen Auditorium, wurden die alten Leuchten durch moderne Leiterplatten ersetzt. Von unten kaum sichtbar auf dem Zwischendach installiert, sind sie über einen Medienserver im Regieraum steuerbar. Von dort aus kann jede einzelne LED angesprochen und das gesamte Farbspektrum abgerufen werden. So sind ausgewählte Bereiche des tausend Plätze zählenden Raums gesondert beleuchtbar – bei Bedarf sogar im Takt der Musik, die über den Medienserver in Licht umgewandelt werden kann. Von warmweißem und denkmalgerechtem Lichtklima über Diskolicht bis hin zur Lichtschau ist theoretisch alles möglich – im Innen- ebenso wie im Außenbereich.
Denn auch die neu installierten LEDs am Dachkranz werden mithilfe des Medienservers kontrolliert. Vor den Umbaumaßnahmen war der Energieaufwand so groß, dass das Dach nur bei ganz besonderen Anlässen zum Leuchten gebracht werden konnte. Nun kann das Haus der Kulturen sein „Leuchtfeuer“ jede Nacht in alle Himmelsrichtungen strahlen lassen.
Selbst wenn die Firma Digilux angesichts der allgemeinen Euphorie Wert darauf legt, dass „die LED nicht die eierlegende Wollmilchsau“ sei, hat der Umbau zweifellos zu einer enormen Energieeinsparung und Qualitätssteigerung geführt. Bei mehr als 250 Watt weniger Verbrauch pro Leuchte und einer Herstellergarantie von 50.000 Betriebsstunden können die Mitarbeiter des Hauses der Kulturen der Welt zufrieden sein. Einen einzigen Wermutstropfen gibt es jedoch: Je größer die Möglichkeiten, desto länger die Testphase. So werden die ersten spektakulären Ergebnisse erst bei kommenden Veranstaltungen zu bewundern sein.
FOTOGRAFIE Sandra Wildemann, KS Elektrotechnik / Digilux AG
Sandra Wildemann, KS Elektrotechnik / Digilux AG
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