Alles Lamelle
Dieses Shopsystem von Francis Kéré spielt mit der Vertikalen.
Estée Lauder, DKNY, Karl Lagerfeld und das Oberpollinger in München: Wer dort shoppt, schlendert durch ein Ladenbauprojekt von Vizona. In Mannheim hat im Mai 2017 der erste Shop eröffnet, der von Vizona und dem diesjährigen Serpentine-Pavillon-Architekten Francis Kéré gestaltet wurde. Auftraggeber war: Betty Barclay.
Was im Sommer 2015 mit einem Pop-Up-Store für die Schuhmarke Camper in Weil am Rhein begann, findet zwei Jahre später und gute 200 Kilometer entfernt eine Fortsetzung. Hatte Francis Kéré auf dem Vitra Campus im Dome von Buckminster Fuller eine Art Raum in Raum gebaut, geht es bei dem Ladenbausystem für Betty Barclay speziell um die Vertikale. Die Rückwand war der Ausgangspunkt für den Entwurf und die Entwicklung des Gesamtkonzeptes.
Modul lautet das Zauberwort
Das Ergebnis dieses mutigen Experiments: Ein kluges und elegantes Regalsystem aus Eichenholzlamellen, die über Gewindestangen und Hülsen miteinander verbunden sind. Einzelne Wandelemente lassen sich auf fünf unterschiedlichen Höhen ausgeklappt und mit pulverbeschichteten Tablarböden mit und ohne Stange belegen. Auf diese Weise ist ein an Flexibilität und Modularität kaum zu übertreffendes System entstanden, das jederzeit auf veränderte Warenströme reagieren kann und dennoch eine adäquate Präsentation der Marke sicherstellt.
Beton, Eiche und Roségold
Wenn die hinterleuchteten Holzelemente in der Betty-Barclay-Shop-Gestaltung die Hauptrolle spielen, wird die dahinterliegende Wand zur Bühne. In Betonanmutung gestaltet bricht sie die Materialität und bildet einen ruhigen Kontrast. Das Holzsystem von Kéré schwebt davor mit seiner stabilen Leichtigkeit. An der Materialität der Rückwand orientieren sich auch Tische, Podeste und Rollspiegel in der Mitte der Boutique. Dabei wurden das helle Eichenholz, die Beton-Optik und die Oberflächen in Silbergrau und galvanisch veredeltem Roségold so aufeinander abgestimmt, dass sie das 1955 gegründete Modelabel entsprechend repräsentieren.
Von Düsseldorf nach Mannheim
Ein System entsteht selten aus purem Zufall, dahinter steckt Expertise und viel Arbeit. „Vizona ließ uns während unserer Zusammenarbeit an der Erfahrung und Kompetenz mehrerer Jahrzehnte teilhaben“, sagt Francis Kéré, der sonst Schulen, Theater, und Operndörfer plant oder eben auch mal den Serpentine Pavillon in London baut. „Auf Grund ihres exzellenten technischen Wissens und einer Reihe an Prototypen entstand ein serienreifes Konzept das hochwertiges Design mit ökologischer Verantwortung verknüpft“, fasst der Architekt die Kooperation zusammen. Mit seinem temporären Pop-Up-Shop für Camper hat er einen bleibenden Eindruck in der Branche hinterlassen. Sein Erstlings-Ladenprojekt wurde 2016 mit dem EuroShop RetailDesign Award ausgezeichnet.
Nach über 80 Jahren Erfahrung verfügt man bei Vizona über ein unschlagbares Know-how bei Einrichtungsprojekten, die stets in enger Zusammenarbeit mit Retailern, Designer und Architekten entstehen. In dieser Konstellation bringt Vizona seine Kompetenz und Ressourcen in die technische Umsetzung von Ladenbauprojekten in jeder Phase ein und verantwortet den kompletten nationalen oder internationalen Rollout. Seit der Euroshop im März 2017 in Düsseldorf firmiert Vizona nicht mehr unter dem Namen der Vitra Group, sondern wieder als eigenständiges Unternehmen. In Mannheim kann man sehen, warum.