Fashion ohne Fassade
Modegeschäft Nakagami von Suppose Design Office in Tokio

Minimalistische Konzepte mit industriellem Charme gehören zu den Stärken des japanischen Suppose Design Office. In Tokio entwickelten die Architekt*innen für das Modelabel Nakagami eine Retailfläche, die auf Offenheit ausgelegt ist – bis hin zur Einbeziehung des urbanen Raums.
Seit Jahren werden Retailkonzepte stets neu gedacht und angepasst. Vor allem im Modesektor sind aufgrund des beliebten Onlinehandels, der durch die Pandemie zusätzlich befeuert wurde, Ideen gefragt, die Kund*innen zum Shopping vor Ort überzeugen. In Meguro, einem Stadtbezirk von Tokio, hat Suppose Design Office eine radikal minimalistische Lösung für das Bekleidungslabel Nakagami gefunden. Ein Element, auf das aktiv verzichtet wurde, wird zum Schlüsselmoment der Gestaltung: Das Geschäft kommt ohne eine echte Fassade aus. Sobald Rollläden hochgefahren werden, offenbaren sich zwei Wandöffnungen mit Zugang zu einer Fläche von nur knapp 60 Quadratmetern – eine eher überschaubare Größe für Modeprodukte.
Mode im Schaukasten
Statt den Raum komplett auszufüllen, entschieden sich die Gestalter*innen für einen drei mal sieben Meter großen Kasten, in dem die Kleidung des Labels in Szene gesetzt wird. Er ist parallel zu einer der Öffnungen platziert, aber ein wenig nach hinten versetzt. So entstehen kleine Wege um das Objekt, die zu silbernen Vorhängen führen, hinter denen sich Funktionsräume befinden.
Der Rahmen des Konstrukts besteht aus Stahlelementen, die im regulären Bau hinter einer Verkleidung verschwinden würden und die teilweise mit Lichtröhren bestückt wurden. Das Gebilde ist nach vorne hin verglast und wird auf der Rückseite durch braune Polycarbonat-Wellplatten und einen Teppich in kräftigem Marineblau eingefasst. Dadurch entsteht ein kontrastreicher Hintergrund für die Kleidungsstücke in meist neutralen Farben.
Offenheit in Zeit und Raum
Der Schaukasten soll als in sich geschlossene Verkaufsfläche und repräsentativer Showroom der Marke dienen. Den angrenzenden Bereich hingegen bezeichnen die Gestalter*innen als „blank space“, einen Leerraum, dem unterschiedliche Funktionen zugewiesen werden können. Er kann für Events genutzt werden, bei denen Menschen Drinks genießen und miteinander in Kontakt kommen, oder als Brücke zwischen Innen und Außen verstanden werden. Denn durch die fehlende Fassade findet eine Verschmelzung mit dem urbanen Raum statt. Die minimalistische Gestaltung des Shops ist eine bewusste Entscheidung für die Zukunft, denn sie ermöglicht schnelle Veränderungen und regt zum Überdenken des Verkaufskonzepts an, das in wenigen Jahren bereits ganz anders aussehen könnte.
FOTOGRAFIE Kenta Hasegawa
Kenta Hasegawa
Projektname | Nakagami |
Entwurf | Suppose Design Office |
Team | Ai Yoshida, Makoto Tanijiri, Masaki Takeuchi |
Typologie | Retail |
Ort | Meguro City, Japan |
Fläche | 57 Quadratmeter |
Fertigstellung | 2021 |
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