Projekte

Berliner Beauty

Nagelstudio von RHO im KaDeWe

Das Team von RHO hat für das ikonische Kaufhaus KaDeWe in Berlin einen neuen Beauty-Bereich mit gebürstetem Edelstahl, Bronzespiegeln und einer Teppichinsel gestaltet. Dort trifft Retro-Futurismus auf den für die Hauptstadt charakteristischen Industrial Style.

von Tanja Pabelick, 19.08.2025

Am Anfang stand Paris – genauer gesagt dessen mondänes Mode-Flair, das 1907 mit dem Kaufhaus des Westens an die Tauentzienstraße nach Berlin zog. Seit über einem Jahrhundert gehen in dem 60.000 Quadratmeter großen Kaufhaus Luxusprodukte von der Tasche bis zum Wintermantel über den Tresen, aber auch Kaviarhäppchen und Champagnerflöten. Von jeher ist das ikonische Kaufhaus nicht nur ein Ort des Konsums, sondern auch ein Treffpunkt für Hauptstadtbewohner*innen und Besucher*innen. Die Delikatessenetage in der Sechsten genießt den Ruf eines kulinarischen Weltarchivs.

Mittlerweile hat sich das KaDeWe auch als exklusive Anlaufstelle für Beauty- und Wellness-Behandlungen etabliert und positioniert sich nicht nur als Verkaufsfläche, sondern auch als Erlebnisraum. Es ist in jeder Hinsicht eine Bastion. Während mit dem inzwischen dominierenden Onlinehandel seit Jahrzehnten das große Kaufhaussterben um sich greift, ist dieses Traditionshaus wirtschaftlich stabil. Seit 2016 unterzieht es sich einer umfassenden architektonischen Transformation – basierend auf einem Masterplan des renommierten Büros OMA und realisiert in Zusammenarbeit mit lokalen Architekturbüros wie Studio Karhard, Aukett + Heese sowie Heine Architekten.

Eine Insel mit drei Zonen
Seit 2025 steht auch das Berliner Studio RHO auf der Liste der KaDeWe-Gestalter*innen. 2022 haben Lennart Zemke und Nikita Marykov ihr Büro gegründet und sich schon einen Namen als kreative Stimme der Hauptstadt gemacht. Mit seinen stringenten, industriell geprägten Entwürfen ist das Duo Teil der Design-DNA Berlins. Im dritten Stock des KaDeWe hat RHO ein Interieur für die Nail-Bar Studio 358 entworfen – und die Idee des Salons in ein urbanes, nonchalantes Konzept überführt. Der Beauty-Bereich teilt sich mit „Nägel“, „Wimpern“ und „Pediküre“ in drei Behandlungsareale auf, die sich durch einen braunen Teppich wie eine Insel von den angrenzenden Flächen abheben. Direkt einsehbar ist aber nur der halbrunde Metalltresen des Nagelstudios, denn die im Liegen oder Sitzen stattfindenden Treatments wurden in einem abgeschlossenen VIP-Bereich untergebracht.

Zwischen Präsenz- und Privatbereichen
Die schmale Fläche am Ende des Erschließungskorridors stellte eine besondere gestalterische Herausforderung dar – nicht zuletzt aufgrund der durchgehenden, geschlossenen Rückwand. Zemke und Marykov entschieden sich dafür, diese Fläche mit einem bodentiefen, deckenhohen Bronzespiegel zu verkleiden und ließen ihren Entwurf bewusst auf dessen Reflexion reagieren. Indem sie das Halbrund des sechs Meter langen Bartresens sowie eine formal korrespondierende Leuchte direkt vor der Wand positionierten, erzeugten sie in der Spiegelung einen vollständigen Kreis – und mit ihm eine visuelle Raumverdoppelung. Das individuelle Tischmöbel wurde aus gebürstetem Edelstahl gefertigt und erinnert durch diese Materialwahl an andere Einsatzbereiche, in denen Hygiene, Langlebigkeit und Funktionalität eine hohe Priorität haben, wie Praxen, Labore oder Sanitärbereiche. Die Designer verknüpften Funktion und Form, indem sie Staubabsaugungen, Ablagen und UV-Lampen harmonisch ins Design einbanden. Die Stützen übernehmen dabei zusätzlich die Rolle von Schubladencontainern.

Showroom und Arbeitsplatz
Hinter der Nail-Bar führt ein kleiner Flur zum Wimpernbereich mit zwei Behandlungsliegen. Der bronzene Spiegel setzt sich dort fort und wird von einem braun-lilafarbenen Vorhangsystem begleitet, das die übrigen Wände bedeckt, den Raum akustisch beruhigt und durch eine subtile Hinterleuchtung auch eine intime, warme Atmosphäre schafft. Ebenfalls abseits der Öffentlichkeit liegt der Pedikürebereich. Dort führen zwei große Stufen auf eine monolithische Edelstahlplattform mit skulpturalen Loungesesseln. Alle funktionalen Elemente sind in diese minimalistische Einrichtung integriert. Unter dem Podest finden die Mitarbeiter*innen Schubladen mit viel Stauraum für Arbeitsmaterialien. Und hinter dem raumumlaufenden Vorhang ist eine ganze Servicestation mit Arbeitsflächen und Waschbecken verborgen.

Mit diesem Entwurf ist RHO eine präzise Balance zwischen Funktionalität und Atmosphäre gelungen. Die Gestaltung vereint die vielfältigen Anforderungen des Orts und seiner Nutzer*innen in einem eigenständigen Mikrokosmos und lässt zugleich Raum für eine harmonische Einbindung in das große Ganze des Kaufhauses. Die Gestalter haben Berliner Style in einem Interieur destilliert – und einen Arbeitsplatz geschaffen, der nicht nur ästhetisch, sondern auch ergonomisch überzeugt.

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Links

Interieurdesign

RHO

www.rho.vision/

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