Unten clean, oben green
Studio Unravel hat den Mardi Mercredi Flagship-Store in Tokio gestaltet
 
											
											
					Zwei gegensätzliche Raumatmosphären hält der erste japanische Flagship-Store der Marke Mardi Mercredi in Tokio bereit. Industriell und clean mutet das Erdgeschoss der von Studio Unravel gestalteten Boutique an. Die Einrichtung offenbart das Faible des Planungsteams für ultrapräzise Klappmechanismen. Wer die Stufen zum Obergeschoss erklimmt, erlebt einen grünen Tapetenwechsel.
Die Boutique liegt im Tokioter Einkaufsviertel in der Nähe des Bahnhofs Daikanyama und erstreckt sich über zwei Etagen mit einer Gesamtfläche von gut 300 Quadratmetern. Das Erdgeschoss versprüht industriellen Charme, wobei hier keineswegs Schwerindustrie gemeint ist. Edelstahleinbauten und typisch japanischer Sichtbeton mit hochveredelten Oberflächen verströmen vielmehr eine cleane Hightech-Atmosphäre, wie man sie in einer Chipfabrik oder einem Labor erwarten würde. Die sichtbare Gebäudetechnik an der Decke unterstreicht diesen Charakter.
         
											
											
					
Ode an die Klappmechanik
Ein im Raster von der Decke abgehängtes Schienensystem dient als Tragwerk für verschiedene Präsentationsvarianten: Hängetische, Regale und Kleiderstangen. Dabei tauchen immer wieder spannende kleine Mechanismen aus messerscharf gestanzten, gepressten und verschraubten Edelstahlteilen auf. So zum Beispiel die fest installierten Stahlstützen, die klappbare Hängestangen aufnehmen. Das praktische System lässt sich durch den Klappmechanismus variabel an die Maße der ausgestellten Kleidungsstücke anpassen. Besonders gelungen ist die Aufhängung des zentralen Tisches: Vertikale Hängestangen gehen in doppelt verstrebte Diagonalen über, die die schwere Tischplatte filigran von oben umfassen.
         
											
											
					
Light Cube und Edelstahl
Wandregale aus hauchdünnen, scharfkantigen Edelstahlplatten trennen Umkleideräume und Lager ab und tauchen auch als Verkleidung der frei beweglichen Möbel wieder auf. Diese sind aus schmucklosen, stumpf gestoßenen und verschraubten Edelstahlprofilen gefertigt – einfach, aber sehr präzise gearbeitet. Ergänzt wird das Möbelprogramm durch kleine Holzbänke, die in ihrer Gestaltung ihren metallischen Pendants ähneln und mit dem Boden aus Sperrholzplatten harmonieren.
         
											
											
					
Unter den Fenstern fügen sich Bänke aus grünem Naturstein in die kühle Ästhetik ein, die selbstverständlich ebenfalls klappbar sind. Von der Decke hängen große Boxen herab, die den Einkauf mit kristallklarem Sound untermalen und andeuten, dass sich der Raum im Handumdrehen in einen Technoclub verwandeln lässt. Die Umkleidekabine ergänzt den technoiden Charakter des Erdgeschosses um ein weiteres Erlebnis. Nicht „White Cube“ sondern „Light Cube“ ist hier die Devise: Wände und Decken bestehen aus milchigen Glasflächen, hinter denen kühles Licht aus Leuchtstoffröhren diffus durchscheint.
         
											
											
					
Metamorphose zum Naturerlebnis
Im Obergeschoss ändert sich die Atmosphäre. Über eine externe Treppe gelangen die Besucher*innen in einen Raum, in dem die Edelstahlverkleidungen durch auffällig grün gebeizte Holzschalungen ersetzt sind. Auch der Fußboden besteht aus grünstichigem Holz. Das Planungsteam ließ sich von dem für Tokio ungewöhnlichen Anblick üppig grüner Baumkronen inspirieren, die sich vor dem Fenster ausbreiten. Die grün getünchten Einbauten sollen die Grenze zwischen Innen- und Außenbereich verwischen.
         
											
											
					
Ergänzt und in ihrer Wirkung vervielfacht werden die grünen Holzeinbauten durch im Raum verteilte und rollbare Verkaufstische. Sie ähneln den mobilen Möbeln im Erdgeschoss, jedoch sind ihre Edelstahlverblendungen auf Hochglanz poliert und reflektieren die Umgebung wie Spiegel.
Zwei Ebenen und zwei Raumeindrücke werden in dem Tokioter Flagship-Store vereint zu einem Ort mit durchdachtem, stimmigem Interiorkonzept. Es herrscht Balance zwischen einem besonderen Raumerlebnis und der funktionalen Präsentation von Mode. Studio Unravel stiehlt dem Kleidungsstück nicht die Schau, sondern liefert ihm den optimalen Rahmen.
FOTOGRAFIE Sunghoon Han Sunghoon Han
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