Architektur mit Weitblick
Umbau eines Steinhauses am Luganer See von Studio Wok
In einem Haus aus den Fünfzigerjahren in einzigartiger Lage oberhalb des Luganer Sees begegneten sich konstruktiv schon immer Gegensätze: Stahlbetonstruktur und Natursteinfassade. Die Geschichte wurde nun von Studio Wok weitererzählt – als Kapitel einer feinfühligen Balance zwischen Tradition und Moderne.
Das Wohnen als unabdingbaren Beitrag zur persönlichen Lebensqualität zu verstehen, ist oberstes Prinzip des in Mailand ansässigen Architekturbüros Studio Wok. Darunter verstehen Marcello Bondavalli, Nicola Brenna und Carlo Alberto Tagliabue auch, die Gegebenheiten des Ortes und dessen Schönheit so intensiv wie möglich in ein Projekt miteinzubeziehen. Gelungen ist dies jüngst bei der Umgestaltung eines Steinhauses aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zu einem modernen Familienrefugium.
Andocken und loslösen
Hoch über dem Luganer See auf einem steilen Berghang gelegen, schmiegt sich das Gebäude eng an die Bergwand. Seine Front öffnet sich in Richtung Süden, wo einem die Landschaft wortwörtlich zu Füßen liegt. Um sich an diesem Ort bestmöglich zu integrieren, wurde bei der Renovierung der charakteristischen Außenfassaden darauf geachtet, eine farblich stimmige Harmonie zu erzielen. So wurden beispielsweise alle Holzelemente in Schwarz gestrichen sowie der bestehende Holzbalkon mit Doppelpfosten und neuer Metallbrüstung ausgestattet – eine gestalterische Sprache, die auf ihre subtile, feinsinnige Art an die architektonische Tradition anknüpft. Die restaurierten Fenster mit Fensterläden aus edlem Eichenholz rahmen den magischen Ausblick auf See, Wald und Felsen ein.
Kern der Sache
Neben der Wiederbelebung der Gebäudehülle wurden auch die Innenräume neu gestaltet. Dort trifft polierter, warmgrauer Betonestrich als durchgängiger Fußboden im sorgfältig entkernten Erdgeschoss und als Treppen- und Kaminelement auf maßgeschneiderte, helle Möbel und eine Küche aus Eichenholz. Zwischen kalkverputzten, weißen Wände und Decken bleibt die ursprüngliche Raumstruktur aus Stahlbeton nachvollziehbar. In der neutralen Farbkomposition setzt grüner Serpentinstein, der in der Küchenrückwand und im Kamin verarbeitet wurde, interessante Akzente.
Luft und Licht
Das ursprüngliche Raumkonzept, das die Hanglage äußerst geschickt ausnutzt, wurde bei der Neuplanung der Innenarchitektur größtenteils übernommen. Im Erdgeschoss, das von einer dreiseitigen Terrasse eingefasst wird, befinden sich ein Raum mit Wohn- und Essbereich sowie eine offene Küche mit einem Küchenblock. Der Annex, über den man das Haus betritt, wird von einer Garderobe und einem kleinen Gästebad komplettiert. Sämtliche Nebenräume wurden geschickt an der Hangseite angeordnet, ebenso die Treppe, unter der sich ein praktischer, der Küche zugewandter Abstellraum verbirgt. Über die Treppe gelangt man ins Obergeschoss mit drei Schlafzimmern, zwei Bädern, einem Wirtschaftsraum und einem kleinen Homeoffice. Ein umlaufender Holzbalkon erweitert die Räume in den Außenraum und rhythmisiert die lebendige Natursteinfassade.
Rückzug mit Vorzug
Während das Erdgeschoss mit seinen charmanten Inselsituationen – dem frei stehenden Küchenblock, der Wohnlandschaft und der Essgruppe – die absolute Offenheit zelebriert, präsentiert sich das Obergeschoss kleinteiliger und intimer. Der Beton des Bodens wird dort von Eichendielen abgelöst, die den Räumen im Paarlauf mit den alten, renovierten Doppelflügeltüren einen nostalgischen Touch verleihen. Doch auch auf dieser Ebene ist der Raumfluss ein Thema: Das Hauptschlafzimmer mit seinem Ensuite-Bad und dem begehbaren Schrank lässt die einzelnen Funktionen zu einer Einheit verschmelzen, als gelungener Mix von Nischen sowie Vor- und Rücksprüngen, die die einzelnen Zonen definieren. Die Möblierung und Wandverkleidungen in Natureiche treten auch an dieser Stelle wieder in Erscheinung, ebenso wie der Serpentin, der Waschtisch und Dusche in ein erfrischendes Grün taucht.
FOTOGRAFIE Marcello Mariana Studio Marcello Mariana Studio
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