Archiv mit Aussicht
Dachausbau von Studio Octopi in Südlondon
Im Süden von London haben die Architekten von Studio Octopi ein viktorianisches Reihenhaus um ein Dachloft erweitert, das mit den Denkmalschutzauflagen konform geht und dennoch radikal mit der Vergangenheit bricht.
Die Bauherrin, eine Grafikprofessorin am Royal College of Art und die Architekten waren praktisch alte Bekannte. Einige Jahre zuvor hatte sie das Gebäude in eine bewohnbare Galerie verwandeln lassen, die neben zwei Arbeits- und einem Schlafzimmer vor allem Platz für ihre überbordende Kunst- und Objektsammlung bietet. Nun wünschten sie und ihr Partner sich einen Rückzugsort zum Arbeiten und Entspannen – mit Blick in den Himmel, viel natürlichem Licht und Platz für ihr Grafikarchiv.
Ausbau mit Hindernissen
In seinem ursprünglichen Zustand bot der Dachboden eine sehr begrenzte Abstellfläche, die nie weiter ausgedehnt wurde. Zudem sahen die Auflagen des Denkmalschutzamtes vor, dass das Volumen nur bis zu einem bestimmten Grad erweitert werden konnte und neues Baumaterial mit der historischen Bausubstanz identisch sein musste – nämlich: Dachschindeln aus Schiefer, Mauerwerk aus gelbem Backstein sowie Fensterrahmen aus Holz. Eine kreative Herausforderung für die Architekten, die keinesfalls in einen historisierenden Baustil verfallen wollten. Sie entschieden sich für zwei konsequent moderne, kubische Aufsätze mit sprossenlosen Fenstern, die harmonisch mit dem Altbau verschmelzen und sich dennoch deutlich abheben. Bei der Wahl der Materialien respektierten die Architekten zwar exakt die amtlichen Vorgaben, ließen jedoch die Grenze zwischen alt und neu bewusst sichtbar werden.
Rückzug mit Aussicht
Im Inneren wirkt der auf zwei Ebenen angelegte und konsequent mit hellen Sperrholzpaneelen verkleidete Dachausbau puristisch einfach. Über eine schmale Stahltreppe erreicht man zunächst den langgestreckten Archivbereich mit wandfüllendem Regalsystem, schmalem Schreibtisch, großem Oberlicht und bodentiefem Spiegel, der den Raum optisch vergrößert. Kehrt man zur Treppe zurück, gelangt man rechterhand auf eine vier Stufen höher gelegene Ebene, auf der sich der neue Leseraum befindet. Eindeutiger Blickfang ist hier das bodentiefe Fenster, das eine spektakuläre Aussicht über die Dächer Südlondons eröffnet und den Raum mit Tageslicht erfüllt. Auf der gegenüberliegenden Seite bietet eine schmale Galerie Platz für weitere Sammelobjekte und – dank des transparenten Glasbodens – gleichzeitig einen tiefen Einblick in den schmalen Luftraum des Treppenhauses.
Schacht mit Schichten
Wer nicht unter Höhenangst leidet, kann also von oben die verschiedenen Schichten des Gebäudes erkennen, die die Architekten bewusst offengelegt haben: Von den historischen Bodendielen und Kassettentüren über die spiegelnde Glaspassage bis hin zur steilen Lofttreppe mit semitransparenten Lochblechstufen. Ein labyrinthischer Einblick in das Herz des Hauses, das mit seiner überall sichtbaren Kunstsammlung einer modernen Wunderkammer gleicht. Für die Bauherrin war entscheidend, nirgendwo im Haus auf Tageslicht verzichten zu müssen. Für die Architekten hingegen, das Naheliegende zu vermeiden. Das Ergebnis: ein ebenso sehenswerter wie heller Umbau, der viele Überraschungen bereithält.
FOTOGRAFIE Jack Hobhouse
Jack Hobhouse
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