Auf einen Streich
Inspiriert von der Musik, bietet dieses winzige Reihenhaus nun transparente Räume und fließende Übergänge.
Mit nur einer Streichbewegung ist ein virtuoser Violinist in der Lage, einen andauernden Laut ohne akustische Veränderungen über eine komplette Minute zu erzeugen. Eine faszinierende Erkenntnis, die für die Architekten von OAM arquitectos aus Marbella zur Inspiration wurde und für den Umbau des neuen Zuhauses einer jungen Geigerin und ihrer vierköpfigen Familie buchstäblich den Ton angab.
„Auf die Architektur übertragen bedeutete das eine fließende Verbindung der Räume ohne Unterbrechungen und Einschnitte“, sagt das Architektenduo Cristina García Baeza und Iñaki Pérez de la Fuente. Doch wie ist das möglich bei einer Grundfläche von nicht einmal 50 Quadratmetern? Zum Glück verfügte das kleine Reihenhäuschen im spanischen Málaga über ein knapp 70 Quadratmeter großes Grundstück. So war genug Platz für einen Anbau, der nicht nur die Fläche des Wohnbereiches erweiterte, sondern auch auf eine neue Ebene hob.
Next Level
Dafür senkten die Architekten das Grundniveau des Wohnbereiches um mehr als einen Meter ab und legten ihn so auf die Ebene des Gartens. Fast brachial schoben sie dann ein weiteres Volumen in die bestehende Struktur und verwandelten sie in so einen L-förmigen Grundriss, der die Rasenfläche einrahmt und sich ihr offen zuwendet. Das Dach ergänzten sie zudem um eine großflächige Terrasse. Mit beweglichen deckenhohen Glastüren versehen, entstehen direkte Übergänge zum Außenbereich. „So wird die Küche, wie ein luftiger Pavillon, von allen Seiten belüftet und schafft Verbindungen zwischen den restlichen Räumen“, sagen die Architekten.
Hier spielt die Musik
Der Eingangsbereich auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite behielt seine ursprüngliche Höhe – etwas erhöht vom Wohnzimmer-Niveau. Zwischen den Treppen angesiedelt, dient er zum einen als Schnittstelle zwischen Gemeinschaftsräumen und Privaträumen der Eltern. Oberhalb des Wohnzimmer-Niveaus gelegen, bietet es zudem dezent untergebrachten Stauraum. Das Besondere an dieser neu dazugewonnenen Ebene ist jedoch das daraus entstandene Halbgeschoss, das der Bauherrin nunmehr als kleines Musikzimmer dient.
Durchsichtig, weitsichtig
Eine große Fensteröffnung verbindet den kleinen Raum mit den umliegenden Zimmern und unterstreicht das transparente Wohngefühl, das sich durch den gesamten Bau und seinen Außenraum zieht. „Die sanften Verbindungen zwischen den verschiedenen Arealen verleihen dem Innenraum ein Gefühl von Gemeinschaftlichkeit“, so die spanischen Architekten. Und sogar für den Hof entschieden sie sich für permeable Wände, deren perforiertes Metall nicht nur Licht und Luft hindurch lässt. Auch soll es die Kommunikation zur familiär geprägten Nachbarschaft unterstützen.
Bewusst verzichtete das Team von OAM arquitectos während des Umbaus auf expressive Farben, Materialien und Baulösungen, um so – im wahrsten Sinne – eine laute Gestaltung zu vermeiden, denn: „Die Architektur soll Ruhe bieten. Das Leben spielt die Musik“, so García Baeza und Pérez de la Fuente.
FOTOGRAFIE Jesús Granada
Jesús Granada