B wie Beton
Ein Wochenendhaus im Herzen von São Paulo.

Die Megametropole São Paulo droht im Verkehrschaos zu ersticken. Kein Wunder bei knapp zwanzig Millionen Einwohnern, die sich täglich von A nach B bewegen. Da an heißen Sommerwochenenden das B für viele die nahegelegene Küste ist, heißt es oft genug: erst der Stau, dann das Vergnügen. Eine Familie war das Dilemma leid und fand einen unkonventionellen Ausweg. Sie beauftragte Angelo Bucci von spbr arquitetos mit einem Wochenendhaus mitten in der Stadt.
Die Innenstadt von São Paulo mag als Erholungsziel ungewöhnlich sein – die Prioritätenliste der Auftraggeber war es nicht weniger: An erster Stelle stand ein Swimmingpool, dicht gefolgt von Sonnenterrasse und Garten. Schlafzimmer, Koch- und Wohnbereich sowie ein kleines Apartment für den Hausmeister waren nur mehr nützliche Nebensächlichkeiten.
Der Sonne entgegen
Das gerade einmal 270 Quadratmeter große Grundstück liegt zentral zwischen der Avenida Faria Lima und einer wichtigen Verkehrsachse am Ufer des Rio Pinheiros. „Die Höhe der benachbarten Häuser spiegelt die dort geltende Bau- und Zonenordnung von sechs Metern Höhe wieder“, erläutert Projektarchitekt Angelo Bucci, „Abstandsflächen sind hingegen nicht vorgeschrieben. Das östlich gelegene Nachbargebäude wirft also von morgens bis mittags seinen Schatten auf das Grundstück, während das westliche Nachbarhaus es für den ganzen Nachmittag verschattet. Ein Swimmingpool musste demnach, um die gewünschte Sonne abzubekommen, auf sechs Metern Höhe liegen.“
Auf den Kopf gestellt
Zunächst versuchten die Architekten, das Erdgeschoss möglichst frei zu halten, um Platz für eine Grünfläche zu schaffen. Dann strukturierten sie das Gebäude in drei Ebenen. Das Erdgeschoss erfüllt den Wunsch nach einem Garten und einem offenem Koch- und Wohnbereich. Im ersten Obergeschoss befinden sich zwei Wohneinheiten: ein weitläufiger Wohnbereich, eine Terrasse und ein Schlafzimmer mit angrenzendem Badezimmer – außerdem ein kleines in sich geschlossenes Apartment. Das Must-have des Hauses – der Swimmingpool – zieht sich über die gesamte Länge des Daches. „Pool und Sonnenterrasse wurden als parallele Volumen angelegt. Zwei tragende Säulen setzten wir in den ein Meter großen Abstand dazwischen. Die zwölf Meter Spannfläche wird von zwei Trägern begrenzt, die sowohl Schwimmbecken und Terrasse stützen als auch die Wohnfläche des ersten Stocks tragen“, so Bucci. „Strukturell gesehen liefert die Masse des Pools das Gegengewicht zum Volumen der bewohnten Fläche.“
Insel der Seligen
Das Ergebnis ist ein spektakulärer Betonbau, der förmlich über dem Garten zu schweben scheint. Tropische Pflanzen und plätschernde Wasserbecken bilden eine Oase im Schutz des kubischen Wohntrakts. Nur zwei Treppen trennen das schattige Idyll von der sonnenverwöhnten Dachterrasse mit Panoramapool und atemberaubender Aussicht auf die Skyline von São Paulo. Die Enge des Grundstücks, die Nähe der Nachbarn, das Chaos der Innenstadt – sie geraten so schlichtweg in Vergessenheit. Angelo Bucci hat hier eine kleine Insel geschaffen, die Urlaub mit Verkehrslärm zu einem echten Privileg werden lässt.
FOTOGRAFIE Nelson Kon
Nelson Kon
Projektarchitekten
Mehr Projekte
Messingfarbene Highlights
Neugestaltung des Hotels zum Hirschen in Salzburg von LP architektur und Dietrich Untertrifaller

Über den Dächern
Umbau einer Berliner Penthousewohnung von Christopher Sitzler

Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Der Fjord als Bühne
Sauna Trosten in Oslo von Estudio Herreros

Mehr als heiße Luft
Saunen inmitten der Natur

Monolith in der Schwebe
Ein abgelegenes Waldbad von Vector Architects in China

Vision und Tradition
Hotel Badeschloss in Bad Gastein von BWM Design

Wohnen im Wasserwerk
Loftwohnung in ehemaligem Pumpwerk von Giorgio Gullotta Architekten

Moderner Barock
Kunst- und Designhotel in Berching von Atelier Dimanche

Sportliche Erfrischung
Neuer DFB-Campus in Frankfurt am Main von kadawittfeldarchitektur

Moderne Badkultur
Das Royal in Bad Füssing wird von Zeilberger + Hartl Architekten umgebaut

Trigonale Interventionen
Altbausanierung in Porto mit modernen Ecken von Paulo Moreira

Unikate aus Titan-Stahl
Bette stattet die Bäder im Hotel Wilmina aus

Radikales Raffinement
Studio-Apartment von minuit architectes in Paris

Schutzraum wird zum Wohnraum
Transformation eines Hochbunkers in Hamburg von Björn Liese

Ganzheitliche Genesung
Krankenhausneubau von tsj-architekten in Niedersachsen

Maritime Farbwelten
Neugestaltung der Bäder im 25hours Hotel Hamburg HafenCity von Stephen Williams Associates

Besondere Böden
Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Moderne Behaglichkeit
Ausgestaltung einer Villa im Großraum Frankfurt von Andrea Busch Inneneinrichtung

Heilende Räume
Umbau einer Reha-Einrichtung in Polen

Fenster zum Bad
Ein 10.000-Euro-Umbau von TAKK in Barcelona

Baden in Beton
Ehemaliges Lagerhaus in Athen wird zum Penthouse

Ausweitung der Komfortzone
Wohnanlage für Studierende in Bielefeld von Stopfel Architekten

Mit Scarpa baden
Ludwig Godefroy gestaltet das Hotel Casa TO in Oaxaca

Gestaffeltes Wohnhaus
Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Mediterrane Moderne
Zweizimmerwohnung in Barcelona von Szymon Keller

Durchbruch zur Natur
Hotel Sou von Suppose Design Office auf der japanischen Insel Fukue

Reflektierte Flusslandschaft
Neugestaltung der Sanitärräume auf der Münchner Praterinsel

Buntes Versteck
Ein Hausumbau von i29 in Amsterdam

Schwereloses Schwimmbecken
HAL Architects bringen einen Londoner Pool zum Schweben
