Leben in Pixeln
Brazilian Modern: Wie ein Gebäude aus den 70ern in ein verspieltes Legohaus umgewandelt wurde.

Roher Beton, tropische Hölzer und kräftige Farben: Das Portfolio von Guilherme Torres liest sich wie eine Widmung an sein Heimatland Brasilien. Für eine dreiköpfige Familie modernisierte er ein 350 Quadratmeter großes Gebäude aus den 70er Jahren. Jetzt erstrahlt es in allen Farben des Spektrums – und sogar darüber hinaus.
Zehn Jahre hatten die Bauherren in Europa verbracht. Nun wollten sie wieder zurück in die Heimat, und so zog das Paar mit drei Kindern und seiner kompletten Einrichtung von London nach São Paulo. Was noch fehlte: ein großzügiges Haus mit exotischem Garten, viel Licht, Platz und Stauraum. Der brasilianische Architekt Guilherme Torres mit seinen farbenfrohen Umbauten und großräumigen Villen erschien als der geeignete Partner. Was eigentlich als reines Interiordesign-Projekt geplant war, entwickelte sich zu einem wohldurchdachten Umbau.
Quadratisch – praktisch – bunt
„Der Bauherr selbst ist ein exzellenter Designer“, so Torres. „Das machte den ganzen Prozess sehr angenehm, denn ich hatte die Freiheit, ein sehr lebendiges Design umzusetzen.“ Der Ausgangspunkt des gesamten Umbaus war ein farbig lackierter Einbauschrank, der sich über mehrere Räume erstreckt. Mit seinem quadratischen Raster, das aussieht, als wäre es aus Legosteinen oder bunten Pixeln zusammengebaut, sorgt er zum einen für eine optische Strukturierung des Innenraums. Sein Farbverlauf auf Schubladen und Fächern, dekoriert mit dem Spielzeug der Kinder, verleiht ihm zudem eine ungezwungen-verspielte Atmosphäre.
Den Regenbogen eingefangen
Hätten viele Architekten sicher eine dezentere Gestaltung gewählt und den umliegenden Garten ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, so ließ sich der junge Brasilianer keiner gestalterischen Beschränkung unterwerfen. Zwar eröffnen die großen Panoramafenster eine uneingeschränkte Sicht auf die wilden Pflanzen und den Pool. Doch bleibt die ungewöhnliche Schrankwand nicht der einzige Hingucker des Hauses. Möbel, Leuchten und Textilien: Sie alle weisen leuchtende Farben und expressive Muster auf. So auch die Wand des Essbereichs. Dort, wie auch im Eingangsbereich des Hauses, brachte Torres verschiedenfarbige Mosaikfliesen mit kleinteiligen Dekoren an. Unregelmäßig verteilt, brechen sie die Strenge der massiven Betontafel im Vordergrund und verleihen dem Raum ein lebendiges Flimmern.
Eine Farbe für jeden
Als folge jedes weitere Zimmer einem eigenen farblichen Thema, sind die Schlafbereiche des Hauses – im Gegensatz zu den Wohnräumen – fast monochrom gestaltet. In den Kinderzimmern etwa harmoniert ein kräftiges Orange mit einem rötlichen Holzfußboden oder es dominieren Grün-Blau-Töne die Raumwirkung. Eine Überraschung erlebt der Besucher jedoch in einem der Badezimmer, das Torres in ein frostiges Weiß tauchte. Hier geht man auf edlem Fischgrätparkett aus regionalem Cumaru-Holz. Schränke, Waschbecken und Armaturen sind hingegen minimalistisch-streng.
Legoland zuhause
Die Zusammenarbeit des Architekten mit den Bauherren gestaltete sich eher ungewöhnlich, wie Torres berichtet: „Wir haben uns erst nach sechs Monaten Bauzeit wirklich kennengelernt! Alle unsere Meetings liefen via Skype von London nach São Paulo. Und da die Kamera der beiden nicht funktionierte, fand fast der komplette Umbau statt, ohne einander zu sehen.“ Das forderte viel Vertrauen in den Architekten. Doch es hat sich gelohnt! Torres gelang eine geschmackvolle Umgebung für die schon vorhandenen Möbel des Paares. Er beherrschte das Spiel mit Farben und Materialien und setzte gekonnte Akzente. Das Ergebnis: eine Architektur, die wirklich Spaß macht!
FOTOGRAFIE Denilson Machada (MCA Studio)
Denilson Machada (MCA Studio)
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