Badskulptur am Bodensee
Schwimmbad in Konstanz von Behnisch Architekten
In Konstanz bauten Behnisch Architekten mit dem Schwaketenbad das größte Schwimm- und Freizeitbad am Bodensee. Das ungewöhnliche Dach gliedert es harmonisch und schafft eine offene Raumanmutung.
Es war ein tragischer Großbrand, dem 2015 das in den Achtzigerjahren erbaute Schwaketenbad in Konstanz zum Opfer fiel. Das Feuer breitete sich an einem heißen Sommertag auf dem Giebeldach aus. Von dem einstigen Bad blieben nur Trümmer übrig. Bereits ein Jahr nach dem Unglück schrieb der Betreiber, die Bädergesellschaft Konstanz, einen Architekturwettbewerb für den Neubau aus. Ziel war es, das Sport- und Familienbad mit einem erweiterten Angebot neu zu errichten. Der Grundriss sollte der gewachsenen Erschließung des Grundstücks und seiner Topografie entsprechen.
Skulpturales Dach
Behnisch Architekten aus Stuttgart gewannen den Wettbewerb mit einem Entwurf, der sich bereits durch seine Dachkonstruktion vom Vorgängerbau unterscheidet. Drei Dachflächen greifen harmonisch ineinander und geben dem Schwimmbad von außen eine skulpturale Wirkung. Ihre überkragenden Teile dienen als Sonnenschutz für die Terrassen vor den Glaswänden, mit denen sich das Gebäude zu seiner Umgebung hin öffnet. Im Innenbereich gliedern die Dachelemente das Schwimmbad, ohne ihm den offenen Charakter zu nehmen.
Den Besucher*innen steht ein Sportbereich mit zwei 25-Meter-Bahnen, einem Nichtschwimmerbecken mit Rutsche sowie Kleinkind-, Warmwasser- und Kursbecken mit höhenverstellbaren Hubboden zur Verfügung. Die Sprunganlage, zwei Riesenrutschen sowie ein Wasserspielplatz sorgen für Spaß und Abwechslung. Zwischen den Becken sieht der Entwurf von Behnisch Architekten großzügige Freiflächen mit Liegen und beheizten Bänken vor. Der Rutschenturm als höchster Punkt des Gebäudes ist akustisch vom Kursbecken abgetrennt.
Großzügiger Empfang
Auch der Eingangsbereich und die Umkleiden sind großzügig dimensioniert. Die Kassenzone ist über Glasscheiben mit dem Schwimmbad verbunden. Für Schulklassen und Vereine gibt es ausreichend Raum zum Versammeln. Damit sich die Besucher*innen in dem Bad zurechtfinden, haben die Architekt*innen ein leicht verständliches Wegeleitsystem entwickelt. Sorgsam ausgewählte Farbtöne gliedern die Räume zusätzlich. So strahlt ein kräftiges Rot in der Umkleidekabine Wärme aus. Die Duschen sind in Gelb gehalten und das Dampfbad ist bis zur Decke mit roten Mosaiken gefliest. Eine Infrarotkabine mit ergonomisch geformten Holzsitzen lädt zum Entspannen ein.
Holz und Licht
Die Materialauswahl von Behnisch Architekten stellt eine Verbindung her zum angrenzenden Schwaketen- und Mainauwald. Für die Decke verwendeten sie Holzwolleplatten mit filigranen, naturbelassenen Fichtenkanthölzern. In die Decke eingelassen sind funktionale Strahler unterschiedlicher Größe. Im Café schafft ein Ensemble aus Pendelleuchten zudem eine gastfreundliche Atmosphäre.
Nachhaltige Gestaltung
Einen Teil der notwendigen Energie für seinen Betrieb stellt das Schwimmbad selbst her. Dafür wurde die gesamte Dachfläche mit Photovoltaik-Modulen der Stadtwerke Konstanz belegt. Blockheizkraftwerkmodule gewinnen 50 Prozent der Wärme. Knapp 30 Prozent kommen aus der Abwärme des Bads und des Duschabwassers. Zwei Gaskessel decken die Spitzenlast von etwas mehr als 20 Prozent. Zudem gestalteten Behnisch Architekten das neue Schwimmbad so, dass es leicht umgebaut werden kann und sich zum Beispiel um eine dritte Rutsche erweitern lässt.
Der Neubau des Konstanzer Schwaketenbads zeigt, wie eine moderne Schwimmhalle unterschiedlichen Nutzergruppen gerecht werden kann und dabei dennoch ihren offenen Charakter behält. Ein durchdachtes Energiekonzept, natürliche Materialien sowie die Option zum Um- und Ausbau machen das Gebäude nachhaltig.
FOTOGRAFIE David Matthiessen David Matthiessen
Projekt | Schwaketenbad, Schwaketenstraße 35, 78467 Konstanz |
Bauherr | Bädergesellschaft Konstanz mbH |
Entwurf | Behnisch Architekten, Stuttgart |
Fläche | 10.172 Quadratmeter |
Fertigstellung | 2022 |