Batmans Hütte
Wo und mit wem machen eigentlich Comichelden Urlaub? Ein englisches Fereinhaus im Zeichen der Fledermaus.

Wenn sich Batman ein Ferienhaus bauen ließe, sähe es ganz sicher so aus: pechschwarze Fassade, kantige Dächer und – statt Hundehütte im Garten – ein Dachstuhl für Fledermäuse. Wo einst ein altes Farmhaus stand, stellten Charles Barclay Architects ein skulpturales Niedrig-Energie-Haus hin, das nicht nur Comic-Fans fasziniert.
Ganz anders als im urbanen Gotham City könnte sich der gestresste Gesetzeshüter mit den Fledermausflügeln hier endlich einmal entspannen: Eingerahmt von rund acht Hektar wilder Natur, Bäumen und einem idyllischen Teich, scheint im Naturschutzgebiet Minsmere im Osten von England die Welt noch in Ordnung. Eine Londoner Familie verbringt in dieser idyllischen Region ihre Wochenenden. Die englischen Architekten entwarfen dafür ein Holzhaus mit 200 Quadratmetern Grundfläche, das fast noch atemberaubender als seine Ausblicke ist.
Schwarze Flügel
Aus zwei verschränkten L-Formen entwickelte das Architekturbüro einen dreiflügeligen Grundriss, dessen Räume von mehreren Terrassen und Sonnendecks gerahmt werden. Während es die zahlreichen Schlaf- und Badezimmer zentral ansiedelte, verteilte es die geräumigen Haupträume jeweils an den Enden der drei Trakte. Was von außen noch verwundert, erklärt sich sofort: Die Architekten ließen das Dach gen Süden ansteigen und schufen somit nicht nur dramatisch verlaufende Schrägen, sondern verliehen Wohn-, Arbeits- und Klavierzimmer auf diese Weise überraschend hohe Decken.
Hoch hinaus
In der niedrigeren, rückseitigen Fassade integrierten sie hingegen verhältnismäßig kleine Fensteröffnungen. Lediglich der Eingangsbereich wurde durch eine zweiseitige Verglasung und eine vollständig transparente Haustür in einen freundlichen und übersichtlichen Empfangsraum verwandelt. Der Effekt dieser Gegensätzlichkeiten ist buchstäblich erhellend: Mit dem ansteigenden Dach und den enormen Verglasungen scheint sich das Gebäude förmlich der Landschaft zuzuwenden. Die Bewohnern profitieren von einer uneingeschränkte Sicht auf Wiesen, Wasser und Himmel – sogar in den Korridoren.
Gleichzeitig birgt der schräge Bau auch energetische Vorteile. Während die nördliche Fassade eher geschlossen gehalten wurde, lassen die hohen Fenster auf der Süd-Seite viel Sonneneinstrahlung ins Innere. Ausgestattet mit zwei Holzöfen, einer Erdwärme-Heizung und isolierenden Holzpaneelen, entsteht hier auch bei kalten Temperaturen – trotz geringen Energieaufwandes – wohlige Wärme. Wird es im Sommer einmal zu heiß, lassen sich die Räume mit automatisch gesteuerten Markisen und Schiebetüren im ganzen Haus abschotten. Und die Terrasse zwischen den Gebäudeflügeln verwandelt sich in einen geschützten, aber erfrischenden Außenraum.
Anspruchsvolle Nachbarn
Doch nicht nur an das Wohlergehen von Mensch und Natur wurde bei diesem Ferienhaus gedacht. Eine Fledermaus-Kolonie, die in dem einstigen Cottage lebte, sollte hier weiterhin ein Zuhause finden. So entwarfen Architekten und Bauherr ein Nebengebäude, welches mit seiner steilen Dachschräge und der ebenfalls schwarzen Tönung eine logische Ergänzung zum Hauptgebäude darstellt und die Gesamterscheinung des Komplexes sogar sichtlich aufwertet. Dabei haben Farbe und Form des multifunktionalen Baus vor allem praktische Gründe: Langohrfledermäuse brauchen viel Platz, was eine Mindestbauhöhe des Dachgeschosses von drei Metern erforderte. Die dunkle Fassade hingegen soll die solare Wärme absorbieren, denn die kleinen Säugetiere mögen es warm.
So stehen Bauherr und Architekten vielleicht nicht gleich für eine Heldentaten à la Fledermaus-Mann, doch zeigen sie mit ihrem energieschonenden Konzept, den natürlichen Baumaterialien und den ungewöhnlichen Haustieren immerhin eine respektvolle Haltung zur der Umwelt.
FOTOGRAFIE David Grandorge
David Grandorge
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