Behutsame Verjüngungskur
Nach fast sieben Jahren Planungs- und drei Jahren Bauzeit wurde am 1. Mai 2010 Luxemburgs neuestes Museumprojekt eröffnet: der Umbau der historischen Villa Vauban. Angrenzend an einen öffentlichen, innerstädtischen Park dient diese zwar bereits seit 1959 als Kunstgalerie, im Zuge notwendiger Sanierungsarbeiten wurde die Villa Vauban aber nun durch einen Anbau der luxemburgischen Architekten Diane Heirend und Philippe Schmit erweitert. Deren erstes öffentliches Bauprojekt bestand damit gleich aus einer großen Herausforderung: der Integration eines mutigen Neubaus in die historische, inmitten eines Landschaftsgartens gelegene Bausubstanz, die zudem behutsam saniert werden musste. So ist der Neubau nun zur Hälfte unterirdisch angelegt. In den museal genutzten Bereichen hieß es für die Berliner Lichtplaner Licht Kunst Licht daher, eine intelligente Mischung aus Tages- und Kunstlicht zu finden, die sowohl beste Lichtverhältnisse bietet, als auch als Beleuchtung dezent in den Hintergrund treten lässt. Denn das Hauptaugenmerk soll in der Villa Vauban auf der Kunst liegen.
Mit einer Fläche von nun 2.045 Quadratmetern inklusive Neubau hat sich der Platz für die Ausstellungen mehr als verdreifacht. Die größte Erweiterung bezieht sich auf die Ausstellungs- sowie die Verkehrsflächen innerhalb des Museums wie Treppenhäuser oder Foyer. Doch auch ein neues Kinderateiler, Verwaltung und technische Räume sind im Neubau untergebracht. In der Villa befinden sich nun sechs, im Anbau elf Ausstellungsräume.
Changierende Fassade aus Rotmessing
Lediglich auf Erdgeschossniveau ist der überirdische Teil des neuen Baukörpers mit dem Ursprungsgebäude verbunden. Um sich dezent in die Parkumgebung einzufügen, wurde der Neubau mit einer in goldrötlichen Tönen changierenden Lochblechfassade aus Messing versehen, die die umgebenden Grünflächen reflektiert. Durchbrochen wird die Fassade an zwei Stellen durch gerahmte Ausblicke. So können die Museumsbesucher einen Blick ins Grüne werfen und im Gegenzug die Parkbesucher einen Eindruck von der Innenarchitektur gewinnen, ohne jedoch direkten Einblick auf die Exponate zu haben. Das Foyer bildet die Verbindung zwischen dem Neu- und dem Altbau, dessen Dachgauben nach Originalplänen von 1871 rekonstruiert und dessen Stuckornamentik behutsam restauriert wurden. Vom Foyer gelangen die Besucher über eine Ecktreppe und einen konisch zulaufenden Raum von zehn Metern Höhe ins Untergeschoss.
Lichtdecken und moderne Kronleuchter
Die Aufgabe für die Lichtplaner bestand neben dem Einsatz von optimalen Leuchtmitteln, die zugleich die Exponate schonen und eine besonders gute Farbwiedergabe besitzen, vor allem darin, über die Beleuchtung eine Verbindung zwischen den beiden unterschiedlichen Gebäuden herzustellen. So zeichnet die Beleuchtung im Neubau ein den Raum erfüllendes Licht aus, das auch die Wände gleichmäßig ausleuchtet und diese teilweise durch Wallwasher dezent inszeniert. In den Ausstellungsräumen der Villa herrscht durch die rein indirekte Lichtverteilung ein vergleichsweise diffuses Licht vor. Hier wurde die besondere Raumhöhe genutzt, um abstrakte Lichtelemente zu installieren, wie beispielsweise moderne Kronleuchterinterpretationen, die als ovale, abgependelte „Lichtbroschen“ den Raum ausleuchten und zugleich die Stuckelemente hervorheben.
Die Ausstellungsflächen im Neubau sind geprägt von großflächigen, aus transluzentem Diffusormaterial bestehenden Lichtdecken, die sowohl durch Tages- als auch durch separat zuschaltbares Kunstlicht hinterleuchtet werden. Eine Stromschiene, in die Strahlerleuchten flexibel platziert werden können, umläuft in einer zurückgesetzten Fuge die große Lichtfläche. So können je nach Ausstellungskonzept Strahler, akzentuierendes Licht oder auch Wallwasher eingesetzt werden, um verschiedene Lichtszenarien auf den Wandflächen zu erzeugen. Das Element der Lichtdecken setzt sich auch im zweiten Untergeschoss fort, wobei diese vollständig durch Kunstlicht hinterleuchtet sind.
Rauer Charme durch Sichtbeton und historisches Mauerwerk
Wichtigstes Baumaterial im Inneren des Neubaus ist Beton. Die roh gelassenen Wände weisen zudem eine besondere Oberflächenbehandlung auf: Die Flächen wurden mit einem Stockhammer aufgeraut, sodass sie einen lebendigen Charakter erhielten. Diese rauen Wände korrespondieren wiederum mit einem ganz besonderen Highlight: einer historischen Wallmauer aus dem Jahr 1739. Die nur in den Untergeschossen sichtbare Mauer wird durch eine in der gegenüberliegenden Wand eingebaute Lichtlinie mit diffusem Licht angestrahlt und so in ihrer gesamten Höhe erlebbar. Auch durch einen Glasboden im Galeriebereich des Erdgeschosses ist die Mauer zu sehen, ohne dass die von oben hinunter schauenden Besucher durch die Leuchten geblendet werden.
Energieeffizient und wartungsarm
Energieeffizienz war bei den Beleuchtungslösungen für die Villa Vauban ein wichtiges Thema. Licht Kunst Licht setzte bei den zahlreichen, im Foyer und in den Ausstellungsräumen verteilten Strahlern und Downlights IRC-Niedervolt-Halogenlampen ein, die durch eine wärmereflektierende Beschichtung wenig Energie verbrauchen und eine geringe Wärmeentwicklung aufweisen. Im Sinne des Gebäudemanagements wurden generell nur wenige unterschiedliche Leuchtmitteltypen verwendet. Über die Lichtplanung hinaus entwickelten die Planer in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Siteco auch ein spezielles Tageslichtsystem mit integriertem Sonnenschutz, sodass das einfallende Tageslicht bei Bedarf reduziert und verdunkelt werden kann.
Wartungsarm und energiesparend ist schlussendlich auch die Außenbeleuchtung: So werden die Stufen und Rampen, die zum Gebäude führen, von kleinen LED Wand-Einbauleuchten erhellt, die als Orientierungslichter dienen.
Als erste Ausstellung zeigt die neu eröffnete Villa Vauban noch bis zum 31. Oktober 2010 Werke von niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts aus den Sammlungen der Villa Vauban und des Rijksmuseums Amsterdam unter dem Titel „The Golden Age Reloaded“.
FOTOGRAFIE Lukas Roth, Köln
Lukas Roth, Köln
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