Berliner Mauern
Wie zwei Berliner Architekten diesen Altbau respektvoll sanieren und zeitgenössisch aufwerten.

Auf gar keinen Fall zu glatt, zu gleichmäßig und zu einheitlich – so der Anspruch der Architekten Marc Benjamin Drewes und Thomas Schneider beim Umbau einer Altbauwohnung in Berlin-Moabit. Beauftragt von einem internationalen Künstlerpaar, wählten sie hier eine „Politik der kleinen Schritte“.
Der Berliner Wohnungsmarkt ist, wie viele Bewohner der hauptstädtischen Szene-Kieze tagein tagaus erfahren, ein hartes Pflaster. Oft veranlassen Investoren umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen und Luxussanierungen, die die Mieten nicht selten um das Fünffache steigen lassen und Gebäuden so kreativen Namen wie Stonehill Gardens, Finest-Living oder A Space verpassen. Drewes und Schneider setzten für die Renovierung dieser Altbauwohnung eher auf behutsame Eingriffe.
Undercover
Ihr Ziel sei es, so die Architekten, den „besonderen Altbaucharakter“ zu bewahren und seine „verdeckten Qualitäten“ hervorzuheben. In Handarbeit musste dafür zunächst der original erhaltene Stuck von den Farbschichten vorangegangener Renovierungen befreit werden. Völlig unerwartet kamen dabei originale Deckenbemalungen zum Vorschein. An dieser Stelle war klar: Statt alles – wie üblich – wieder in Weiß zu tünchen, beließen sie die Decke in ihrem rohen, unbehandelten Zustand. So werden die Räume durch die lebendigen, charaktervollen Strukturen geprägt. Die Wände hingegen verputzten sie mit Kalkzement, der für eine einheitliche, aber natürliche, leicht unregelmäßige Oberfläche sorgt.
Auf dem Boden der Tatsachen
Auch die Holzdielen und das Parkett aus Eichenholz bedurften keiner großen Eingriffe. In Bädern und Schlafzimmer, den Räumen, in denen es keinen Stuck gibt, legten sie Zementfliesen aus. In leuchtenden Tönen gefärbt und in grafischen Mustern angeordnet, schaffen diese nicht nur ein Kontrastprogramm zum Rest der eher sachlich gehaltenen Wohnung. Durch eine bestimmte Anordnung der blauen, weißen und roten Rauten-Kacheln entsteht so ein lebendiger 3D-Effekt auf dem Fußboden.
„Ansonsten sind die Räume pur und detaillos gehalten“, berichtet das Duo. So verzichteten sie etwa komplett auf eine Sockelleiste. Stattdessen kommt ein unauffälliger Spezialanstrich zum Einsatz. Die weißen Türen zum Badezimmer sind bündig in die ebenfalls helle Wand eingelassen und schließen optisch ab. Lediglich einige wenige ausgesuchte Möbel prägen das Interieur. Hier kommen die Kunstobjekte und die extravaganten Leuchten der Bauherren schön zur Geltung. Eine marokkanische Holztür sorgt für einen charmanten Übergang zwischen dem alten und neuen Teil des Altbaus. Auf diese Weise gelang den beiden Berliner Architekten mit wenigen Mitteln ein Umbau, der das Alte respektvoll bewahrt und mittels zeitgenössischer Details gekonnt in den Vordergrund hebt.
FOTOGRAFIE Enric Duch
Enric Duch
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