Betonvilla im Dschungel
Casa Bautista von Productora in Tulum
Die Gegend um Tulum ist eine der schönsten in Mexiko. Mayaruinen direkt am Wasser, weiße Strände und dahinter dichte Palmenwälder. In dieser Robinson-Crusoe-Idylle baute im Nationalpark Sian Ka’an das Architekturbüro Productora aus Mexiko-Stadt ein Haus in Alleinlage, das für diese Umgebung wie geschaffen ist.
Auch wenn Bauen immer einen Eingriff in die Natur bedeutet, versuchte ihn das Architekturbüro Productora bei der Casa Bautista so niedrig wie möglich zu halten. Das beginnt beim Fundament: Das Haus ruht auf kreuzförmigen Stelen und nimmt damit im Erdreich so wenig Raum wie möglich ein. Eine acht Meter hohe Wendeltreppe führt von der Ebene unter dem Haus in den ersten und von dort weiter in den zweiten Stock mit seiner großen Dachterrasse und seinem weiten Blick auf das karibische Meer, den Dschungel und die Lagune im Inland.
Bei der Gestaltung des Gebäudes, das sich komplett autark mit Wind- und Sonnenenergie selbst versorgt, spielten die Elemente eine wichtige Rolle. Das zeigt sich zum Beispiel bei den Materialien wie dem bläulich schimmernden Beton, der unter anderem auf der Dachterrasse zum Einsatz kommt. Je nachdem, wie intensiv er der Sonne ausgesetzt ist, färbt sich der Kunststein von blau bis pink. Das gibt dem Bau einen leicht verwitterten Charme und erinnert an das Spiel mit Licht und Farbe, das der mexikanische Architekt und Pritzker-Preisträger Luis Barragán gerne bei seinen Bauten einsetzte.
Geschosse mit Ausblick
Insgesamt zehn Personen können in der Casa Bautista gleichzeitig Urlaub machen und werden während ihres Aufenthalts von einem Service-Team bekocht. Im ersten Stock befinden sich zwei Schlafzimmer, ein Bad und ein Wohnzimmer. Falttüren mit Holzlamellen öffnen die Räume zur palmenbestandenen Umgebung. Auf eine Klimaanlage konnten die Architekt*innen dank der natürlichen Ventilation weitgehend verzichten. Dank des L-förmigen Grundrisses lassen sich die Räume leicht quer lüften. Die Balkone sind mit einer hölzernen Pergola überdacht. Im zweiten Stockwerk befinden sich weitere Schlafzimmer, jeweils mit eigenem Bad und Terrasse sowie die offene Küche mit dem angeschlossenen Esszimmer. Sie lädt zum gemeinsamen Essen mit Freunden und der Familie ein. Ein in Beton eingefasster Pool sorgt für Abkühlung mit einem weiten Ausblick über die Palmen bis aufs Meer. Zusätzlich gibt es einen Jacuzzi zum Entspannen.
Materielle Kohärenz
Wie ein ästhetischer Gegenpol zur Wendeltreppe wirkt der brutalistische Turm in Hufeisenform. Pflanzen ranken sich bereits an seinen Wänden empor, sodass er Teil der wilden Natur zu werden beginnt. Er ist über einen Steg mit der Dachterrasse verbunden und verankert den Bau optisch in der Umgebung. Seinen Innenraum nutzen die Bewohner flexibel als Arbeitszimmer oder Meditationsraum. Die dominierenden Baumaterialien wie einheimisches Holz und Beton bestimmen auch die Inneneinrichtung: Blumentöpfe aus beiden Materialien, Holztische und dazu naturfarbene Polstermöbel nehmen sich in ihrer ästhetischen Wirkung so zurück, dass sie als Teil der Gesamtarchitektur erscheinen.
Schutz vor Naturgewalten
Auch wenn das Haus mit seiner Transparenz und optischen Durchlässigkeit leicht und offen wirkt, so kann es im Falle eines Wirbelsturms doch zu einer sicheren Festung werden. Die Terrassen verfügen über einen Faltmechanismus, mit dem sie vor die Fassade geklappt werden können.Sechs Jahre haben die Planung und der Bau des Hauses gedauert, das Bauherr Ezequiel Ayarza nun vermietet. Dem Gründer des Ökotourismus-Projektes Pueblo del Sol bei Oaxaca war von Anfang an wichtig, dass sich der Bau respektvoll in die Umgebung einfügt. Mit dem Architekturbüro Productora fand er die richtigen Gestalter für die besondere Wohnskulptur inmitten des Nationalparks.
FOTOGRAFIE Onnis Luque
Onnis Luque