Blauer Stern in rotem Samt
Sanierung eines Berliner Kinos von Batek Architekten
Angesichts riesiger Multiplexkinos, die wie weitläufige Paläste mit sich stets ähnelnden Sälen wirken, wird der Wunsch nach Filmtheatern mit intimerer Atmosphäre größer. Historische Gebäude üben dabei einen besonderen Charme auf die Besucher*innen aus. In Berlin-Pankow haben Batek Architekten ein historisches Kino saniert und mit behutsamen, aber gezielten Eingriffen in die heutige Zeit geholt.
Das Team um Patrick Batek schuf zunächst einen großzügigen Rückzugs- und Wartebereich mit Sitzbank und Tresen im Foyer, indem es eine gläserne Trennwand entfernen ließ. Ein für Kinos typisches Rot zieht sich als zentrale Farbe durch alle Räume und zeigt sich bereits im Eingangsbereich sehr deutlich. Die mit Samt bezogenen Sitzmöbel, der Tresen und der Snackwagen in Rottönen werden von einem Aubergine ergänzt, das die Wände bis zu einer Höhe von zwei Metern bedeckt und von einem hellen Grau an der oberen Wand sowie den Decken abgelöst wird.
Farbreise zum Film
Über der Sitzecke im Foyer wurde ein gerahmtes Kunstwerk angebracht, das einen ersten Hinweis auf die Gestaltung in den Kinosälen gibt: Florale und wolkenartige Formen in rötlichen Tönen auf blauem Hintergrund bestimmen das Gemälde Lange Reise der Künstlerin Mechtild van Ahlers. Batek Architekten nutzten es als Vorbild für bedruckte Stoffbahnen, die sie im großen Kinosaal als Wandverkleidung einsetzten. Diese wird auf einer Seite von beleuchteten Rundbögen durchbrochen, die als raumdefinierende Elemente installiert wurden. Im Vorhang wiederholt sich das kinotypische Rot, die Sesselreihen sind in einem dunklen Blau gehalten.
Vom Stuck zur LED
Die Architekten ließen sich von den bereits vorhandenen Strukturen inspirieren. Die Stuckdekoration an der Foyerdecke bildet rautenförmige Muster, die in abgehängten LED-Lichtschienen aufgegriffen werden und sich auch im Gang zu den Sälen fortsetzen. Die ausgeklügelten Gestaltungsentscheidungen und Details schlagen im Blauen Stern eine Brücke zwischen altem, historischem Charme und modernem, zeitgemäßem Kinoerlebnis.
FOTOGRAFIE Marcus Wend
Marcus Wend