Brutalistisches Spaceshuttle
Umbau eines Schönheitssalons von Artists Collaboration
Was wäre der Besuch beim Friseur oder im Kosmetikstudio ohne ein kleines Schwätzchen? Für das Designbüro Artists Collaboration stand beim Umbau eines Beautysalons im russischen Kasan der kommunikative Aspekt im Vordergrund. Dafür bediente es sich einer unkonventionellen Raumaufteilung und eines ungewöhnlichen Materialmixes.
Kosmetiksalons fallen oft durch eine klinische Atmosphäre auf: Glatte, leicht zu reinigende Oberflächen treffen auf eine funktionale Einrichtung. Das Designstudio Artists Collaboration bekam von der Besitzerin des Izin Dom Beauty Salon in der südwestrussischen Stadt Kasan den Auftrag, die Gestaltung ihres Ladens vollkommen neu zu denken. Sie wollte einen Ort schaffen, an dem die Kommunikation im Vordergrund steht. Einen Salon, in dem sich die Kundinnen mit ihren Freundinnen treffen, einen Kaffee trinken oder einfach nur zum Reden vorbeikommen. „Die Besitzerin war bereits mit unserer Arbeit vertraut“, berichten Angelina Borodkina und Ksenia Evstafeva von Artists Collaboration. „Wir stimmten mit ihr zu hundert Prozent überein, was ihre Vision vom neuen Interior betraf, sodass die Arbeit einfach war und Spaß machte.“
Kommunikativer Grundriss
Obwohl das Ladengeschäft mit seinen Panoramafenstern nur 67 Quadratmeter groß ist, tüftelten die Gestalterinnen lange an einem geeigneten Grundriss. Ihr Ziel war es, dass Kundinnen und Mitarbeiterinnen beim Haareschneiden oder Nägellackieren kommunizieren können. Im Zentrum des Geschäfts steht daher ein langer, ovaler Tisch. Mit seiner geometrischen Form und dem leuchtend blauen Farbton, der sich auch in den Polstern der Friseursessel wiederfindet, erinnert er an die Memphis-Ära. Unter einer stabförmigen Metallleuchte können sich die Kundinnen in Wohnzimmeratmosphäre die Fingernägel maniküren lassen. Das heimelige Setting lässt die Grenzen zwischen ihnen und den Dienstleisterinnen verschwimmen. Nur eine schmale Betonwand trennt den Tisch von den Friseurstühlen. In einem abgeteilten Raum befindet sich eine weitere Behandlungsliege.
Mutiger Materialmix
Wie in vorangegangenen Projekten arbeiteten Angelina Borodkina und Ksenia Evstafeva auch diesmal vorrangig mit natürlichen Materialien. Der Wartebereich am Schaufenster ist von der Decke bis zum Boden mit Holzmosaiken verkleidet. Sie reflektieren das Licht und schaffen eine weiche, warme Atmosphäre. Auch die Wandpaneele im Hauptraum sind aus Eichenholz. Sie mildern die raue Wirkung des Betons und der sichtbaren Lüftungsrohre unter der Decke spürbar ab. Regale für Kosmetika scheinen sich organisch aus der Oberfläche heraus zu formen. Auch die Tür zu einem weiteren Raum versteckt sich in der homogenen Oberfläche. Sternförmige Wandleuchten im Stil der Siebzigerjahre kommunizieren mit der runden, beleuchteten Verkaufsvitrine, die an ein startbereites Spaceshuttle erinnert.
Künstlerischer Aspekt
Ein großformatiges Werk der Künstlerin Elena Khairullina-Volkova schmückt die Wand neben den Kopfwaschbecken. Ursprünglich wollten die Gestalterinnen von Artists Collaboration eigens für den Salon ein Gemälde anfertigen lassen und hatten dafür bereits eine Idee. Doch dann verliebten sie sich in das abstrakte Bild der Malerin. Mit seinen starken Orange- und zurückhaltenden Blautönen nimmt es das Farbschema der Räume auf und ergänzt sie um einen künstlerischen Aspekt.
Mit einer mutigen Mischung natürlicher sowie industrieller Materialien und starken Farben trauten sich Angelina Borodkina und Ksenia Evstafeva, die Gestaltung eines Beautysalons ganz neu zu denken. Statt gefällige Klischees zu erfüllen, strahlen die Räume Selbstbewusstsein aus – was sich sicher auch auf ihre Nutzerinnen überträgt.
FOTOGRAFIE Krasyuk Sergey
Krasyuk Sergey
Projektname | Izin Dom Beauty Salon |
Typologie | Umbau |
Entwurf | Angelina Borodkina und Ksenia Evstafeva, Artists Collaboration |
Fläche | 67 Quadratmeter |
Ort | Kasan, Russland |
Fotografie | Krasyuk Sergey |