Chalet am See
Das Atelier Leymarie Gourdon baut ein Holzhaus in Frankreich

In einem der größten Skigebiete der Pyrenäen planten Eva Gourdon und Chloé Leymarie, die gemeinsam das Atelier Leymarie Gourdon in Paris führen, ein 126 Quadratmeter großes Chalet. Beim Bau der Holzhütte kamen fast ausschließlich regionale Materialien zum Einsatz. Die angestrebte Wohlfühlatmosphäre im Inneren ist so gut gelungen, dass die Auftraggeber*innen nun mehr Zeit in ihrem Ferienhaus verbringen, als ursprünglich gedacht.
„Go local“ lautete das Motto, als die beiden Architektinnen Eva Gourdon und Chloé Leymarie ein auf einem Hügel platziertes und von malerischer Landschaft umgebenes Chalet entwarfen. Es ist nah an einem See gelegen und wird von imposanten Pyrenäengipfeln der Bergkette Cambre d'Aze überragt. Der abfallenden Topografie des Geländes folgend, erstreckt sich die Wohnfläche der Hütte über drei Ebenen, die jeweils in Richtung des Sees ausgerichtet sind. „Das Schwierigste war für uns, etwas anderes zu gestalten als die umliegenden Häuser und dabei trotzdem die dort vorgegebenen baulichen Regeln zu beachten“, erzählt Eva Gourdon, die das Holzhaus für ihren Freund und dessen Mutter konzipierte. „Wir wollten ein Projekt realisieren, das sich natürlich und authentisch anfühlt, und haben versucht, fast ausschließlich lokale Materialien zu verwenden. Das ist uns gelungen: 70 Prozent der Materialien stammen aus der Region.“
Rohe Materialien mit Charakter
Wände und Decken des Häuschens sind mit recycelten Kiefern- und Tannenbrettern verkleidet. Holz zu verwenden, lag für die beiden Planerinnen auf der Hand: „Das war vollkommen klar, denn wir sind in den Bergen, umgeben von Bäumen. Warum hätte man etwas anderes als Holz verwenden sollen?“, fragt Eva Gourdon. Zusammen mit dem Holz schaffen rohe Materialien wie Naturstein, Beton und Stahl den Charme einer alter Hütte, die viele Geschichten zu erzählen hat. Zugleich setzen sie auch industriell anmutende Akzente. „Der Stahl ist sehr präsent, aber wir wollten vermeiden, dass er zu schwer wirkt. Rohmaterialien sind der Schlüssel zum ‚Wohlfühleffekt‘. Alle Treppen innen und außen, der Kamin, die Gitter an den Fenstern, die Türgriffe, die elektrischen Steckdosen und Schalter – der Stahl ist buchstäblich überall“, erzählt die Architektin.
Blick in die freie Natur
Das Chalet wird von Eva Gourdons Freund und seiner Mutter genutzt. Sie wünschten sich einen Ort, um mit der Familie regelmäßig ein paar Tage in den abgelegenen Pyrenäen verbringen zu können. „Das war eine Gelegenheit für uns, die wir nicht ausschlagen konnten“, sagt Eva Gourdon. „Perfekte Kund*innen und ein perfektes Projekt! Wir hatten eine ‚Carte blanche‘, wie wir Franzosen sagen.“ Nicht zu groß, nicht zu klein und vor allem gemütlich sollte das Häuschen werden – ein einfaches Volumen, das Harmonie ausstrahlt. „Das Wichtigste war, das Gefühl von Freiheit zu betonen und die Aussicht in den Vordergrund zu stellen“, berichtet die Architektin. Die passenden Fenster zu finden, stellte jedoch eine gewisse Herausforderung dar. „Wir haben das Gebäude buchstäblich geöffnet, um die Aussicht optimal zu nutzen. Dafür mussten wir spezielles Glas einbauen, das der gewünschten Größe entsprach, dem Druck der Höhe standhält und den Transport überstehen würde.“
Rehe im Garten
Unter dem Dach befindet sich ein großes Schlafzimmer mit Bad. Der Wohnbereich mit Küche im Erdgeschoss ist mit der Terrasse verbunden und wird von einem Panoramafenster erhellt. Die Einrichtung mit einem Sofa von Bolia, Tisch und Stühlen von Carl Hansen & Søn sowie Leuchten von Anour wirkt puristisch und wohnlich zugleich. „Tatsächlich ist die Hütte so gemütlich geworden, dass mein Freund nun die meiste Zeit dort verbringt. Sie ist ja ideal bewohnbar und die Ruhe und die Atmosphäre machen Lust darauf, länger dort zu bleiben“, erzählt Eva Gourdon. Immer wieder kommen auch Passant*innen vorbei, die den Bewohner*innen Fragen darüber stellen, wie das Haus gebaut wurde. Und nicht nur sie sind begeistert von dem Chalet. Auch die Architektin gerät ins Schwärmen: „Ich liebe die Aussicht im Wohnzimmer, vor allem dann, wenn die Sonne aufgeht und den Raum in dieses gelbe, magische Licht des Morgens taucht. Das ist ein perfekter Moment für einen Morgentee, mit Blick auf die alten Holzdielen und den See. Das ist auch genau die Zeit, in der die Rehe in den hinteren Wald zurückkehren. Sie schlafen unter einem Baum im Garten und wir sehen sie am Fenster vorbeilaufen, sobald die Sonne aufgeht.“
FOTOGRAFIE Lorenzo Zandri
Lorenzo Zandri
Projektname | Chalet LA |
Entwurf | Atelier Leymarie Gourdon |
Ort | Pyrenäen |
Größe | 126 Quadratmeter |
Nutzung | Wohnen |
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