Das Höhlenhaus
Ferienwohnungen auf Santorini von Kapsimalis Architects

Auf einer malerischen Kykladeninsel verwandelten Kapsimalis Architects ein altes Gebäude und dessen angeschlossene Höhlen in zwei Ferienwohnungen mit schummerigem Spa, geheimem Pool und Vulkanblick. Ein spektakulärer Ort mit subtiler Gestaltung, die zeigt, wie luxuriös Einfachheit sein kann.
Ganze 3.054 Inseln gehören zu Griechenland, wodurch das Land an der Ägäis über 82 Prozent aller Mittelmeereilande verfügt. Wer sich darunter nicht für einen Urlaubsort entscheiden kann, der könnte mit dem Örtchen Firá auf Thira, der Hauptinsel des Santorin-Archipels, gut beraten sein. Die kleine Hafenstadt mit einer Höhenlage von 260 Metern bietet ganz besondere Ausblicke – und zwar auf einen Vulkan.
Höhlenmenschen
Dieses Naturphänomen ist aber nicht nur spannend anzusehen. Er sorgt mit den in den Tuffstein gebauten Höhlenwohnungen auch für ganz besondere architektonische Phänomene. In einem davon, einem Haus aus dem 19. Jahrhundert mit drei angegliederten Höhlen, die einst als Lagerstätte und Eselscheune dienten, realisierten Kapsimalis Architects zwei Ferienwohnungen, die noch immer ganz individuelle Typologien aufweisen.
Allen voran stehen die charakteristischen Tonnengewölbe der Höhlen und die amorphen Deckenformen im Haupthaus. Weitere Besonderheiten der Bauten sind ihre langgezogenen Grundrisse und die zum Außenraum verschlossenen Strukturen. Ziel der Architekten war es, die Gestaltungsmöglichkeiten beider Projekte auszureizen und damit zu experimentieren. Gleichsam aber wollten sie den mystischen Charakter der Architektur und das „Gefühl des natürlichen, unvermeidlichen Verblassens der Zeit“ bewahren.
Kurvige Kontraste
Konkret bedeutet das die Erhaltung der alten inneren und äußeren Hüllen. Mit ihrer einstigen Nutzung haben die heutigen Sommerresidenzen hingegen wenig zu tun. Und auch untereinander gibt es strukturelle wie funktionelle Unterschiede. Beide Wohnungen verfügen über 110 beziehungsweise 120 Quadratmeter Fläche, jeweils zwei Schlafzimmer, Bäder und Gemeinschaftsbereiche. Die Ferienwohnung im einstigen Hauptgebäude bietet einen keilförmigen Garten mit länglichem Pool und einen kleinen Balkon, der über eine Außentreppe erreicht wird. In der anderen Ferienwohnung, die sich über die drei Höhlen erstreckt, siedelten die griechischen Planer einen Hamam an. Er erstreckt sich nach hinten, über die Länge der größten Höhlung. Während hier eine gedämpfte, abgedunkelte Atmosphäre herrscht, sind die Gäste auf der gegenüberliegenden Seite zum Sonnenbaden eingeladen. Allerdings ebenfalls in intimem Rahmen. Auf der ummauerten Terrasse liegt ein geräumiger Loungebereich mit einem kleinen Gewölbebad. Den Essbereich erreichen die Bewohner über eine außenliegende Treppe, von der sie den Vulkan bestaunen können.
Mit kubischen Volumen und strahlend weißen Wänden folgt die Architektur noch immer dem traditionell griechischen Stil. Im Kontrast dazu stehen beide Innenarchitekturen. In den Höhlen dominiert eine „skulpturale, primitive Natur“. Sie wurden einheitlich mit Zementmörtel ausgekleidet und die Farbgestaltung Ton in Ton gehalten. Dadurch würden die Kurven und die zufälligen Formen der Höhle hervorgehoben und ein kontinuierliches Raumerlebnis geschaffen, sagen die Architekten.
Totale Synthese
Ähnliche Prinzipien gelten im Haupthaus, in dem die Geometrie der Gewölbedecken ebenfalls ihre ursprüngliche Form behält. Die inneren Wände überzogen die Architekten mit Lehm, der mit kleinen, eingerührten Steinen etwas dunkler und rauer wirkt als der Mörtel der Höhlen. Auf den Böden verlegten die Architekten lokale, quadratische Steine, die eigentlich in Kirchen und neoklassizistischen Wohnhäusern verwendet werden. Dazu gesellen sich Möbel aus Eiche und dunklem Holz, die zum Teil von örtlichen Handwerkern gefertigt wurden.
„Die Idee hinter diesem Entwurf war ein natürlicher, rustikaler Raum, nicht aber eine Nachahmung oder Konservierung des vergangenen Lebens“, sagen die Planer. So stellten sie den alten Mauern mit formreduziertem Mobiliar, schwarzem Leder und Neonlicht zeitgemäße Entwürfe entgegen, die sich dennoch unauffällig integrieren. Sogar die Einbaumöbel der Küche passten sie den organischen Formen an und sorgten so für ein harmonisch-natürliches Gesamtbild. Nur hier und da blitzt ein blasses Rosé, ein dekoratives Glasgefäß oder ein goldglänzendes Messingobjekt auf. Auf diese Weise ordnet sich die Ausstattung der Architektur unter und bildet, um es in den Worten der Architekten zu sagen, eine „totale Synthese“.
FOTOGRAFIE Yiorgos Kordakis
Yiorgos Kordakis
Mehr Projekte
Holznest mit Aussicht
Wegweisende Forschungsstation in Katalonien errichtet

Blick in den Sternenhimmel
Flexibles Ferienhaus von Orange Architects auf Texel

In altem Glanz
Restaurierung einer historischen Villa in der italienischen Provinz Modena

Viel Platz für Veränderung
Atelier Gardens in Berlin-Tempelhof von MVRDV

Sprechende Wände
Paul Smith blickt auf das Werk von Pablo Picasso

A wie Ausblick
Umbau eines kanadischen Ferienhauses am See

Neuer Spirit
Studio Heju gestaltet vier Ferienhäuser in der Bourgogne

Dynamische Doppelschale
Caspar Schols entwirft die flexible Cabin ANNA Stay

Moderner Jugendstil
Matteo Thun gestaltet das Hotel The Julius in Prag

Mit Scarpa baden
Ludwig Godefroy gestaltet das Hotel Casa TO in Oaxaca

Hüttenzauber im Teufelstal
Feriendomizil von Atelier L’Abri in Kanada

Mintgrüne Wellness-Oase
Day-Spa Infinity Wellbeing in Bangkok von Space Popular

Im Einklang mit dem Bestand
Aparthotel WunderLocke von Holloway Li in München

Blaue Stunde
Space Copenhagen gestaltet das Restaurant Blueness in Antwerpen

Wohnkulisse in der Villa Medici
FRAMA renoviert eine historische Villa bei Florenz

Shoppen im Wattebausch
Neue Jacquemus-Boutiquen von AMO in Paris und London

Explosion der Farben
Der Frankfurter Nachtclub Fortuna Irgendwo

Warten zwischen Wahrzeichen
Dorothée Meilichzon gestaltet Pariser Flughafenterminal neu

Das Hotelschatzkästchen
Das Château Royal in Berlin-Mitte

Urlaub mit Ausblick
Ferienhaus von Sigurd Larsen in der Uckermark
Tradition mit Twist
Wohnliches Badehaus von Handegård Arkitektur in Norwegen

Ziegelstein und Hefe
Hannes Peer gestaltete die Bäckerei Signor Lievito in Mailand

Elektrisierende Kiste
Autarkes Ferienhaus von Leopold Banchini in Australien

Respektvoller Dialog
Erweiterung eines Hotels in Mexiko von Max von Werz

Dschungeldomizil mit Meerblick
Exotisches Ferienhaus von em-estudio in Mexiko

Strand in Beton
Der erste chlorfreie Pool in Kanada

Schwimmendes Smart Home
Modernes Yachtdesign mit intelligenter KNX-Technik von JUNG

Panorama-Kiste
Eine Hotelkapsel in der Wüste von Granada

Nichts wie raus!
Nachhaltige Wochenendhütten bei Berlin

Suite-Gezwitscher
Ein animalisches Baumhaus von Bjarke Ingels Group (BIG)
