Das Laternen-Loft
Familiendomizil in Montreal von Future Simple Studio
In der Nähe von Montreals altem Hafen baute das Architektur- und Designbüro Future Simple Studio eine Etage in einem unter Denkmalschutz stehenden Hochhaus zu einem modernen Loft für eine Familie mit Kleinkind und Hund um. Das Ziel: viel Licht und flexible Raumstrukturen.
Stahlrahmenfenster und einen riesigen Raum fand das Architektur- und Designbüro Future Simple Studio in dem 1901 erbauten Unity Building an der Rue de la Gauchetière in der Nähe von Montreals altem Hafens vor. Den Namen des seit 2001 nach und nach zu Apartments umgebauten Bürokomplexes nahm es bei der Gestaltung eines 172 Quadratmeter großen Lofts wörtlich: Eine Familie wünschte sich so viele Gemeinschaftsflächen wie möglich, aber zugleich auch Rückzugsräume. „Außerdem sollte das industrielle Erbe des Hauses sichtbar bleiben“, betont Christine Djerrahian, Gründerin von Future Simple Studio.
Box-in-Box-Konzept
Statt die Wohnfläche mit Wänden zu unterteilen und dafür an Großzügigkeit einzubüßen, entschieden sich die Architekt*innen für eine Box-in-Box-Lösung: Zwei verglaste, objektartige Holzvolumen, in denen sich die Schlafzimmer befinden, sind einander gegenüber mittig im Raum angeordnet. Ihre Glasscheiben verfügen über automatisch regulierbare Rollos. Mit den drei Optionen offen, halbgeöffnet oder geschlossen verändern sie ihre Wirkung in der Wohnung. Mal sind sie Teil des Ganzen, mal separate Räume. Die Boxen wurden vollständig maßgeplant und vorfabriziert – von den Deckenpaneelen, Wandschränken und Betten bis hin zu den Bodenbelägen. Sind die Verdunkelungsrollos abends heruntergelassen und die Lichter eingeschaltet, wirken die Zimmer wie Laternen, die ein gedämpftes Licht an ihre Umgebung abgeben.
Individuell möbliert
Die Boxen gliedern zugleich die Wohnung. Den Grundriss hat das Team von Future Simple so angelegt, dass das Tageslicht optimal genutzt wird. Wohnzimmer und Arbeitszimmer profitieren von großen Fenstern. In der Möblierung zeigt sich die Handschrift der Architekt*innen. Christine Djerrahian setzt neue und alte Materialien bewusst zueinander in Beziehung: Die Holzstrukturen der Schlafzimmer passen zu den Ziegeln, die die Fassade des Unity Building prägen. Bodenbeläge in einem warmen Grauton wählte sie als Äquivalent zum Beton aus. Auch das graue Sofa von Élément de Base und die Sessel von Atelier Vaste nehmen Bezug auf das Material. Im Badezimmer kommt ein von Future Simple Studio entworfenes Waschbecken aus Gussbeton zum Einsatz.
Maßgefertigter Esstisch
Für das Arbeitszimmer gestalteten die Architekt*innen eine maßgefertigte Bücherregal-Schreibtisch-Kombination, für das Esszimmer einen runden Eichenholztisch, an dem die Familie zusammenkommt. In der offenen Küche nimmt eine ovale Granitplatte auf einem Sockel aus Beton als Insel die abgerundete Form auf. Sie wird von Barhockern der Kollektion Form von Normann Copenhagen flankiert. Das Licht einer langen, schmalen Deckenleuchte spiegelt sich in ihrer Oberfläche.
Transparent und luftig
Das Projekt von Future Simple Studio in der Rue de la Gauchetière bietet einer jungen Familie eine neue Art des Wohnens und bricht mit standardisierten Raumaufteilungen. Durch die teilweise verglasten Boxen bleibt die großzügige Anmutung der Fabriketage bestehen. Die Rollos gewährleisten auf Wunsch Privatsphäre. Natürliche Materialien mildern das industrielle Erscheinungsbild ab. Glas und spiegelnde Oberflächen schaffen eine luftige Transparenz und reflektieren das Licht.
FOTOGRAFIE Felix Michaud
Felix Michaud
Projektname | Rue de la Gauchetière |
Entwurf | Future Simple Studio |
Typologie | Umbau |
Fläche | 172 Quadratmeter |
Ort | Montreal, Québec, Kanada |
Fertigstellung | Herbst 2020 |
Auszeichnungen | AZ Awards in der Kategorie Residential |