Der Kunstwurf
Eine einzigartige Symbiose aus Architektur, Design und Kunst: Das Wohn- und Galeriehaus Casa Cubo in São Paulo.

Draußen tobt die Metropole und drinnen die Kunst: In São Paulo hat der brasilianische Architekt Isay Weinfeld ein würfelförmiges Gebäude errichtet, das Skulpturen, Malereien und ausgewählte Designobjekte ausstellt und gleichzeitig in die Einrichtung integriert. Ein Haus, das nur eines im Sinn hat: die Schönen Künste.
Skulpturen von Marina Abramović, Tony Cragg und Antony Gormley, dazu Möbel von Lina Bo Bardi, Gio Ponti und Alvar Aalto: Die Mischung aus herausragender Kunst und Design in diesem Neubau eines anonymen Sammlerpaares ist einzigartig. Gelegen in São Paulos Nobelviertel Jardins soll der dreistöckige Neubau als Galerie und Gästehaus dienen – und selbstverständlich darf hier auch Kunst entstehen.
Monolith im Garten
Umringt von einer hohen Mauer steht das Casa Cubo als grauer Monolith in dem künstlich angelegten Garten. Die Fassade aus Zementplatten scheint sich nur zu öffnen, wenn es wirklich notwendig ist: Im Erdgeschoss tut sie es dafür fast komplett und verbindet das Wohnzimmer über schiebbare Glastüren mit dem Außenraum. Der Gebäudekern liegt im hinteren, der Straße zugewandten Teil des Hauses und beinhaltet Küche, Toiletten und einen abtrennbaren Essbereich. Von hier aus gelangen die Gäste in den doppelgeschossigen Hauptraum: Neben Möbelklassikern wie dem Tank Chair von Alvar Aalto und dem Lounge Chair von Gio Ponti bildet ein organisch geformter, gelber Teppich den optischen Mittelpunkt des Raumes. Das Nylon-Gewebe wurde vom Architekten eigens für den Ort entworfen und bringt ein wenig Farbe in das ansonsten weiß gehaltene Interieur.
Der Holzwurm
Das Mezzaningeschoss thront auf dem Servicekern des Erdgeschosses und verbindet den privaten mit dem öffentlichen Gebäudeteil. Eine Bibliothek, ein Arbeitstisch und eine geschwungene Treppe bilden ein hölzernes Dreigestirn in dem ansonsten unbelassenen Raum. Die drei Objekte wirken neben der Double Edge-Leiter von Marina Abramović wie die Bühne für ein Theaterstück, das hier 24 Stunden und sieben Tage die Woche stattfindet. Die Wendeltreppe – eine Mischung aus überdimensionalem Klangkörper und organischem Holzkunstwerk – bohrt sich durch die Decke in die oberen Geschosse und führt zu den privaten Schlafzimmern.
Hinter hohen Mauern
Im obersten Geschoss angekommen wandelt sich die Treppe aus brasilianischem Eisenbaumholz zu einem weißen Dreiviertelkreis, der den Auf- und Abgang im Boden aus schmalen Holzstreifen markiert. Die drei Schlaf- und dazugehörigen Wohnzimmer auf der Etage sind ebenfalls, mit Ausnahme des hölzernen Grundes, komplett in weiß gehalten und durch raumhohe Türen miteinander verbunden. Die Fenster gehen ebenfalls vom Fußboden bis zur Decke und erlauben einzigartige Blicke über die Baumwipfel des grünen Stadtteils hinweg auf São Paulos beeindruckende Skyline. Als Sonnenschutz dienen Schiebwände aus Holzlamellen, die komplett zur Seite gefahren werden können und so auch das Fassadenbild variieren.
Das introvertierte Wohnhaus von Isay Weinfeld öffnet sich, wenn seine Bewohner es zulassen – allerdings bleibt der Sicherheitsabstand zum nahe liegenden Stadtzentrum und seinen Nachbarn stets erhalten. So bleibt die Schönheit des Casa Cubo hinter einer hohen Mauer und tropischen Pflanzen verborgen, und nur wenige Auserwählte kommen in den Genuss, den Würfel voller Kunst erleben zu dürfen.
FOTOGRAFIE FG + SG
FG + SG
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