Die fünfte Himmelsrichtung
Meeresspiegel: In diesem Strandhaus wird die Architektur zum Reflektor von Licht und Wasser.
Eigentlich möchte man im Urlaub ja absolut frei und unbestimmt sein. In diesem Strandhaus an der britischen Küste scheinen jedoch die Architekten das Sagen zu haben: Mit ganz bewusst gesetzten Blickachsen und Fensteröffnungen lenken sie den Fokus gezielt auf Meer, Strand und Vegetation. So geben sie zwar sanft den Ton an, sorgen aber auch für erhellende Einsichten.
Man nennt sie die Silbernen Sande von Morar: So weiß, fast brillant, erscheint der Strandabschnitt an der Westküste von Schottland mit den kleinen, vorgelagerten Inseln Rum, Eigg, Muck und Canna. Hier – in einem 250-Seelen-Dorf – wurden die Architekten vom Büro Dualchas beauftragt, ein 150 Quadratmeter großes, langgestrecktes Feriendomizil zu errichten.
So weit, so nah
„Das Haus hat einen recht simplen Grundriss“, so Architekt Daniel Bär, der das Projekt leitete. Um das Gebäude auf dem natürlichen Untergrund platzieren zu können, musste jedoch zunächst der hügelige Untergrund eingeebnet werden und der Eingangsbereich auf ein Niveau mit dem Erdgeschoss gebracht werden. Auf diese Weise erscheint der Bau von Weitem nicht nur einstöckig, sondern sogar fast so, als schwebe er über dem Boden. Tatsächlich besteht er aus zwei langgezogenen und übereinandergestapelten Volumen, die ganz unterschiedliche Aufgaben erfüllen sollten.
Zum einen nutzten sie die Architekten um privatere und öffentlichere Zonen voneinander zu trennen. Im oberen Teil, einem auskragenden Riegel, der sich über den Unterbau zu schieben scheint, siedelten sie die Gemeinschaftsräume wie Küche, Wohnzimmer und Balkon an. Im unteren hingegen finden drei Schlafzimmer und ein Arbeitsbereich Platz. Doch nicht nur in ihren Funktionen unterscheiden sich die beiden Ebenen. Auch bei der Ausrichtung der Fenster nahmen die Planer eine klare Differenzierung vor: Während der untere Stock nach Osten und Westen hin geöffnet wurde, erhielt das obere Stockwerk großzügige Deckenfenster und deckenhohe Verglasungen in Nord-Süd-Richtung.
Meer in Sicht
Zu den jeweils anderen Seiten, sprich immer entlang der querstehenden Achse, blieben die Riegel vollständig geschlossen. So lenken die ost-westlich ausgerichteten, bodentiefen Öffnungen des unteren Stocks das Augenmerk auf die direkt angrenzende Natur mit ihrer üppig-grünen Vegetation. Der obere Stock mit seiner vollverglasten Südseite richtet den Fokus hingegen auf das Meer, die Berge und den Horizont. „Auf diese Weise wird man geradezu dazu gedrängt, den Blick auf die landschaftlichen Szenerien zu richten“, sagen die Architekten. „So wird die Weite der Landschaft zu einem Bestandteil des Wohnraumes.“
Diesen hielten sie daher eher schlicht: Lediglich einige indirekte Lichtquellen an den Wänden sorgen für punktuelle Ausleuchtungen. Sie betonen die Architektur, schaffen eine warme Anmutung und lassen die Decken leicht erscheinen. Ansonsten schöpft die Architektur weitgehend die natürliche Beleuchtung aus: Wände und Decken wurden durchgehend weiß gehalten, wodurch sie zu einer Art blanker Leinwand werden, auf der der Wechsel aus Licht und Schatten sichtbar wird. Den grauen Betonboden versahen die Planer mit einer transparenten Lackierung, die den Himmel regelrecht spiegelt und spannende Reflexionen erzeugt. „Hier wird das Licht zu einem dominierenden Faktor, der für ständig wechselnde Atmosphären über den Tag sorgt“, kommentieren sie. So erscheint die Architektur weitgehend unauffällig. Sie dient hier als Spiegel der Natur, in dem das Meer und das Licht den Innenraum gestalten.
FOTOGRAFIE Andrew Lee, Sean Edwards
Andrew Lee, Sean Edwards
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