Die Macht der Steine: Lego House von BIG
Bjarke Ingels hat eine neue Pilgerstätte in Billund geschaffen.
Wer wäre für das Lego House nicht besser geeignet, als das Enfant Terrible der skandinavischen Architekturszene? Bjarke Ingels würfelt aus über 20 White Cubes das neue Lego-Besucherzentrum in Billund. Im Inneren geht es bunt zu.
„Das ist kein Plastik, das ist Lego“, antworten entsetzte Kinder wie aus der Pistole geschossen, wenn Erwachsene mal wieder die Preispolitik des dänischen Spielzeuggiganten in Frage stellen. Was 1932 mit Spielsteinen aus Holz begann, ist heute eine Legende mit Kunststoffnoppen, die man in so gut wie jedem westlichen Kinderzimmer finden kann. Und weil es trotz eines ausgelaufenen Patents aus unerklärlichen Gründen für die Lego Group keine wirkliche Konkurrenz gibt, verzeichnet der heutige Hauptaktionär Kjeld Kirk Kristiansen mit seinem Unternehmen einen Jahresumsatz von 3,4 Milliarden Euro. Da bleibt genug Budget übrig, um am Gründungsstandort ein riesiges, spektakuläres Besucherzentrum zu planen. In einem Wettbewerb konnte sich dafür 2013 der Entwurf von BIG aus Kopenhagen durchsetzen, ein gutes Jahr später begannen in Billund die Bauarbeiten, letzte Woche wurde das Lego House eröffnet. 23 Meter hoch, 12.000 Quadratmeter groß: ein Shop, zwei Ausstellungsbereiche, drei Restaurants und vier Spielbereiche, in denen jeder Besucher seiner Kreativität auf vielfältige Art und Weise freien Lauf lassen kann.
Die Architektur der Bjarke Ingels Group funktioniert dabei auf mehreren Ebenen: Im großen Maßstab soll der Neubau Google-Earth-tauglich sein. Und in der Tat erkennt man das Lego House aus der Luft. Das Haus besteht aus 21 Blöcken (nicht aus Plastik, sondern Beton und einer Steinfassade), wobei der oberste mit seinen acht an einen Plastikbaustein mit den berühmten acht Noppen erinnern soll. Im Inneren hingegen entpuppen sich kunterbunte Erlebniswelten, die farblich nach Lernaspekten geordnet sind. Während Rot für Einfallsreichtum steht, bedient Blau kognitives Lernen, Grün steht fürs Geschichtenerzählen und Gelb für emotionales Lernen.
Das Haus ist da, fehlen noch die Besucher. Damit auch echte Fans zukünftig in den BIG-Neubau pilgern, locken insgesamt 25 Millionen Legosteine in das Zentrum des Spielzeuggiganten (der Eintritt in das Erlebniscenter ist frei, für die Erlebniszonen im Obergeschoss muss man eine Eintrittskarte kaufen). Im Lego House rechnet man mit 250.000 Besuchern jährlich – kein Vergleich zum 1968 eröffneten Legoland-Freizeitpark. Hier zählte man allein im Jahr 2014 mehr als 1,95 Millionen Touristen.
Wen es jetzt zuhause in den Fingern juckt: Passend zur Eröffnung bringt Lego das passende Lego House-Set auf den Markt. Als Special Edition ganz in Weiß für 45 Euro – mit der Möglichkeit, eines Tages auch etwas Eigenes aus den weißen Steinen zu bauen.
FOTOGRAFIE Iwan Baan
Iwan Baan