Die Wüste als Wohnzimmer
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Leben in und mit der Wüste, Teil des Lebensraums sein, ohne Schaden anzurichten – diesen Traum haben die beiden jungen Architekten Jesus Robles und Cade Hayes von DUST im US-amerikanischen Bundesstaat Arizona wahr werden lassen. Ihr Tucson Mountain Retreat vereint moderne Architektur mit traditioneller Erdbauweise und lässt Wohnraum und Wüste förmlich miteinander verschmelzen.
Die karge, uralte Landschaft der Sonora-Wüste, die sich über große Teile Arizonas und Mexikos erstreckt, vermittelt eine nahezu grenzenlos scheinende Weite und Stille. Der langgestreckte Bungalow des Tucson Mountain Retreat wurde unter Berücksichtigung ausgetrockneter Wasserläufe, alter Pflanzen und Tierpfade sensibel in die Umgebung eingefügt. Ein enger Pfad führt vom abgelegenen Parkplatz zum Haus. Auf dem Weg entlang zerklüfteter Felsen, dichter Palo-Verde-Bäume und säulenförmiger Saguarokakteen sollen Bewohner und Besucher die Hektik der Zivilisation hinter sich lassen und sich ganz auf den Rhythmus des Ortes einstimmen. Verspielt angeordnete Betonstufen führen zum verglasten Eingang.
Wohnen im Einklang
In einer der heißesten und trockensten Gegenden Nordamerikas klimagerecht zu bauen, stellte die Architekten vor eine Herausforderung. Zunächst richteten sie die Position des Bungalows nach Windrichtung und Sonneneinstrahlung aus. Der Gebäuderiegel zieht sich entlang einer Ost-West-Achse mit wenigen Fenster- und Türöffnungen in der östlichen und westlichen Fassade. Eine weite Auskragung des Flachdachs an der Südseite bietet Schutz vor der brennenden Sommersonne, während im kühlen Winter die Strahlen der tiefstehenden Sonne Böden und Wände erwärmen können. Durchgehende Schiebetüren aus Glas in der Nord- und Südfassade bieten nicht nur einen einmaligen Ausblick. Sie ermöglichen auch eine höchst effektive Querlüftung, die ein unangenehmes Aufstauen der Hitze im Inneren verhindert.
Die Mauern wurden auf regional typische Weise aus Stampferde gefertigt. Dabei wird eine Mischung verschiedener Erden der Umgebung mit Eisenoxid, wenig Zement und viel Wasser vermengt und anschließend verdichtet. So entstehen strukturierte Wandflächen in warmen Erdtönen, die haptisch angenehm sind und im Inneren für eine gute Raumakustik sorgen. Doch vor allem verfügen die Wände aus Stampferde über thermische Masse, die verhindert, dass die Hitze des Tages ins Haus eindringt. Nachts, wenn die Temperatur spürbar abfällt, kühlen die Wände langsam wieder ab – eine natürliche Klimaanlage. Ein weiteres Problem – die chronische Wasserknappheit – lösten Jesus Robles und Cade Hayes mithilfe eines großen Regenauffangsystems, das nach einer Filterung den gesamten Hausbedarf deckt.
Das Haus ist in drei voneinander isolierte Bereiche unterteilt: Wohnen, Schlafen und Musik. Möchten die Bewohner von einem Raum zum anderen gelangen, müssen sie zunächst nach draussen treten und über die großen Schiebetüren wieder eintreten. Einerseits kamen die Architekten damit dem Wunsch des Bauherren nach akustischer Isolation nach, andererseits wurden so die Grenzen zwischen innen und außen ein Stück weit aufgehoben. Werden die Glasschiebetüren zu beiden Seiten geöffnet, verschmelzen die verschiedenen Wohnbereiche vollends mit der Umgebung, und die Wüste wird zum erweiterten Wohnzimmer. Eine zusätzliche Aussichtsplattform auf dem Dach bietet einen spektakulären Ausblick über das tieferliegende Tal und den endlos weiten Himmel. Glücklich, wer hier Zuschauer sein kann.
FOTOGRAFIE Jeff Goldberg/ESTO
Jeff Goldberg/ESTO
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