Doppelt in Duiven
Ein Haus bekommt einen Zwilling: Anbau von Studio Prototype im holländischen Duiven.
Ihr zu klein gewordenes Haus verkaufen, obwohl es schon seit Generationen im Familenbesitz war? Das kam für eine junge Familie aus der 26.000-Seelen-Gemeinde Duiven in der niederländischen Provinz Gelderland nicht in Frage. Stattdessen wünschten sie sich einen Anbau, der das historische Klinkergebäude harmonisch ergänzen – nicht jedoch in den Schatten stellen würde.
Den Auftrag übernahmen die Amsterdamer Architekten Jeroen Spee und Jeroen Steenvoorden von Studio Prototype, die ihren Entwurf als „zeitgenössische Antwort auf den bestehenden Baukörper“ verstehen. Leicht versetzt an dessen Rückseite gebaut, ist Haus W zur Straße hin verschlossen und öffnet sich zur Gartenseite mit einer nach innen gezogenen Veranda in L-Form, die dem Gebäude etwas Schwebendes verleiht. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die gläsernen Schiebetüren, die eine transparente Verbindung zwischen Innenraum und Terrasse schaffen. In der Dachform spiegelt der moderne Anbau das spitze Satteldach des alten Klinkerhauses, sodass formal kein Bruch zwischen den beiden Gebäuden entsteht.
Material im Kontrast
Bei der Materialwahl bevorzugten die Architekten klare Kontraste. Dem schweren, roten Backstein des Altbaus setzten sie eine leicht wirkende Fassade aus diagonal angeordneten Zedernholzlatten entgegen. Ergänzt wird die silbrig schimmernde Außenhülle durch Aluminiumprofile sowie Aluminiumdachplatten im gleichen Farbton. An einigen Stellen öffnet sich die dynamische Fassadenstruktur und wirkt wie ein unbeweglicher Vorhang, der Licht und Luft passieren lässt.
Dem Licht entgegen
Im Inneren der Häuser wirkt der Übergang von Alt zu Neu organisch. „Die Funktionen fließen nahtlos vom alten in das neue Volumen“, beschreiben Spee und Steenvoorden ihr Konzept. Zwei Durchbrüche leiten vom modernisierten Koch-Essbereich des Altbaus in den atriumartigen Wohnraum des Anbaus. Der Blick reicht hier bis in den spitzen Giebel des Dachfirsts; eine Galerie erschließt die obere Etage. Dank geschickt gesetzter Dachfenster sowie der durchweg verglasten Terrassenfront profitiert der Wohnbereich vom reichlich einfallenden Tageslicht.
Überraschung in Duiven
Mit Haus W ist den Architekten von Studio Prototype ein Anbau gelungen, der sich rundum harmonisch an das bestehende Gebäude anschließt und dennoch einen dynamischen Stilbruch erzeugt. Sie stellen Bestehendes nicht in den Schatten, sondern rücken es ins rechte Licht – und sorgen damit für eine positive Abwechslung im kleinstädtischen Siedlungseinerlei von Duiven.
FOTOGRAFIE Studio Prototype
Studio Prototype