Dschungel im Glas
Für eine junge Familie im mexikanischen Jilotepec entwarf das Büro Lorenzo Alvarez Arquitectos ein Haus aus Licht und Luft.
Direkte Verbindungen nach Außen und exotische Pflanzen im Inneren: So lauteten die Wünsche einer mehrköpfigen Familie für ihr neues Refugium in Mexiko. Was liegt da näher als ein Haus mit vielen Fenstern, verglasten Terrassentüren und zahlreichen Verbindungen zum Garten? So mögen die Überlegungen noch zu Beginn des Entwurfsprozesses gewesen sein. Doch das Team von Lorenzo Alvarez Arquitectos ging weiter.
Ein ehemaliger Tennisplatz in Jilotepec in Mexiko diente als Baugrund. Gesäumt von einer wild bewachsenen Mauer und über die Jahre zugewuchert von dichtem Grün, hohen Bäumen und alten Zypressen, bot er optimale Bedingungen für das neue Heim der jungen Bauherren. Die Architekten Lorenzo Alvarez und Karmina Miranda entwickelten darauf ein Haus fast vollständig aus Glas, das tagsüber den Blick auf die Natur, nachts auf die Sterne offenbart. Kurz: ein Gewächshaus für seine Bewohner.
Marmor, Stein und Eisen
Die Architekten ließen sie sich von englischen Gewächshäusern wie etwa dem von Charles Darwin in Kent inspirieren und schufen einen überdimensionalen Wintergarten, das Casa de Invierno. Den Sockel aus Stein gemauert, wurden Wände und Dach des Hauses komplett aus Glas gebaut, eine Entscheidung, die nach einer außergewöhnlichen Dachkonstruktion aus Stahl verlangte. So verliehen ihm die Architekten eine typische Sägezahnform, wie man sie von den Scheddächern alter Fabrikhallen kennt. Eigentlich zur Optimierung der Ausleuchtung mit natürlichem Licht und zur Vermeidung von Schlagschatten, hat diese Lösung hier jedoch einen anderen immensen Vorteil: Durch den pult- und satteldachartigen Aufbau werden weniger Stützen benötigt, was dem Casa de Invierno eine freie Raumstruktur ermöglicht.
Unsichtbare Transparenzen
Geschaffen wurden insgesamt fünf Räume – allesamt der einer gläsernen Architektur. Lediglich die Versorgungs- und Schlafräume legten die Architekten in zwei abgetrennte Bereiche, die gänzlich aus Stein gebaut wurden. Sie sorgen für räumliche wie akustische Abschottung und ein Privatsphäre. Die Gemeinschaftsräume hingegen sind von Offenheit geprägt. So lässt sich in jedem Zimmer durch die Wände hindurchsehen und ein ständiger Kontakt unter den Bewohnern herstellen. Auch Aspekte wie Belüftung und Belichtung lösen sich hier beinahe von selbst. Mit zahlreichen Fensteröffnungen ausgestattet, kann die Luft frei durch alle Räume zirkulieren; und auch das Tageslicht gelangt ohne Einschränkungen bis in den letzten Winkel der Wohnung. Für die Nacht integrierten die Architekten unauffällige Spots in die Verstrebungen der Stahlkonstruktion. Sie lassen sich nach Bedarf ausrichten, ohne das geometrische Raster der Architektur zu stören.
Into the wild
Trotz des vielen Glases wirkt die Architektur keineswegs fragil. Vielmehr entsteht durch den steinernen Sockel ein markanter Materialkontrast wie auch klare Bezüge zu Himmel und Erde, die die Architekten auch im Inneren fortsetzen: Zum einen wählten sie schwere, erdbezogene Naturmaterialien wie Holz und Stein für die Böden, Arbeitsplatten und Möbel. Zum anderen sind fast alle Einrichtungsgegenstände und Accessoires in hellen Tönen gehalten, wodurch sie mit der ebenfalls weißen Stahlkonstruktion der Decke korrespondieren. Vereinzelt findet man schwarze Eames-Chairs, die für starke Akzente sorgen und die Leichtigkeit der Architektur ausgleichen. So gelingt mit dem Casa de Invierno eine ausgewogenen Gesamterscheinung des Interieurs und eine harmonische Verbindung mit den Elementen.
FOTOGRAFIE Jordi Surroca
Jordi Surroca
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