Duftende Wände
Schlangen aus Glas, wachsende Kunst, lianenförmige Leuchten: Eine Projekt in Mexiko, das eins mit der Natur wird.
Wie sieht die ideale Synthese aus Natur, Kunst und Architektur aus? Die Architekten von Studio Esrawe gestalteten für die Design Week Mexico ein Apartment, bei dem sich die Grenzen zwischen Garten und Gebäude schier auflösen: blühende Wände, organisch geformte Fenster und ein Kunstwerk, das wächst.
Im Stadtteil Las Lomas im Nordosten von Mexiko-Stadt liegt ein historisches Wohnhaus, das – umgeben von einem üppigen Garten –, als Showroom der alljährlich stattfindenden Designwoche des Landes dient. Jedes Jahr entwickelt ein anderes Team aus Designern und Architekten eine, eigens für die Räume des Design House konzipierte, Installation. Diesmal erarbeitete Studio Esrawe ein Konzept, das gewöhnliche Baulösungen infrage stellt und die Architektur beinahe immaterialisiert.
Blühende Landschaften
„Uns schwebte dabei das Bild eines Waldes oder einer Wiese mit wilder Vegetation vor Augen", berichten die Designer. „Ziel war es, Innen- und Außenraum miteinander zu verbinden.“ Gewöhnliche Fenster und Wände zwischen einzelnen Wohnbereichen sucht man daher vergebens. Stattdessen platzierte das Team um Industriedesigner Héctor Esrawe eine Trennwand aus gebogenem Glas in die Raummitte, die sich schlangenförmig über die 47 Quadratmeter große Fläche zieht und so drei unterschiedlich große Sektionen formuliert.
Jeder der so entstandenen „Räume“ ist halboffen und transparent, wodurch die Luft frei zirkulieren und das Tageslicht bis tief in den Raum eindringen kann. Für punktuelle Beleuchtungen sorgen die Pendelleuchten Aim der Brüder Bouroullec, die hier – leger von der Decke hängend –, an Lianen erinnern. Zugleich schafft die „gläserne Haut“ aber auch eine rhythmische Abfolge der unterschiedlichen Funktionen: So werden die Besucher in der ersten Rundung zunächst von den aromatischen Düften heimischer Pflanzen willkommen geheißen. Die nächste Zone ist dem Nachdenken und Lesen gewidmet, während die letzte der Unterhaltung und Entspannung dient.
Während die Möbel allesamt aus natürlichen Materialien wie Holz, Leder und Fasern bestehen, überzog das Design-Team die historischen Wände, den Boden und die Decke mit weißem Lack. „Auf diese Weise verwandelten sich die hölzernen Paneele zu Leinwänden für den Künstler Omar Barquet“, sagt Angélica Krinis von Esrawe. Unter dem Titel Hedera schuf er ein collagenhaftes Kunstwerk aus Klebeband, das die floralen Ornamente des Stucks aufnimmt und in Form von Blätterranken fortführt. So sieht es aus, als begännen die weißen Reliefs farbig aus den Wänden zu sprießen. Das Besondere: Während der dreiwöchigen Designshow entwickelte Barquet das Werk stetig weiter. Peu à peu fügte er Blätter hinzu und ließ es so wahrhaftig wachsen.
So verbindet der mexikanische Künstler farbige mit monochromen und plastische mit flächigen Elementen. Zudem vereint er historische und zeitgenössische Techniken. Esrawe hingegen ließ im Design House nicht nur Natur und Architektur eins werden. Ihnen gelang es auch, aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Landschaftsbau, Kunst, Handwerk, Design und Architektur ein kohärentes Ganzes zu entwickeln.
FOTOGRAFIE Jaime Navarro
Jaime Navarro
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