Ein Turm für Prada
Rem Koolhaas hat für Miuccia Prada einen Turm gebaut: neun Etagen Kunst plus Restaurant, Bar und Dachterrasse.
Mit 60 Metern Höhe blickt der weiße Turm, italienisch la Torre, weit über die Mauern der Fondazione Prada hinaus. Die neuen Ausstellungräume eröffnet Miuccia Prada im April 2018. Bereits im Februar hatte sie hier ihre provokante Damenkollektion für den Herbst/Winter gezeigt. Die Journalisten mussten die Treppe hinaufsteigen.
Ein klug kuratiertes Ausstellungsprogramm und eine Bar von Wes Anderson plus die besten Künstler und einer der großen Architekten seiner Zeit: Seit Mai 2015 lockt die Fondazione Prada tausende Besucher hinaus auf das Gelände der ehemaligen Brennerei an der Largo Isarco hinter der Porta Romana in den Südosten Mailands. In diesem Jahr ist das Areal, das seit 2008 von dem Rotterdamer Büro OMA umgebaut und erweitert wurde, endlich komplett: Ein Ausstellungsturm bildet endlich den Schlussstein – insgesamt drei Neubauten ergänzen die umgebaute und sanierte Industrieanlage aus dem 20. Jahrhundert.
Mit dem Neubau des Turms geht das Architektenteam von Rem Koolhaas in die Vertikale. Markante 60 Meter erhebt sich der Torre mit seiner unregelmäßigen Geometrie über dem Gelände der Stiftung, wobei sich der Bau mit seiner weißen Betonfassade betont zurücknimmt. Entstanden sind 2.000 Quadratmeter auf neun Geschossen, von denen sechs für Ausstellungen vorbehalten sind. Gekrönt wird der Neubau von einer 160 Quadratmeter großen Panoramaterrasse mit Bar – der Ausblick über die Stadt ist ein bewährtes Erfolgsmodell, denkt man nur an die kleine Dachterrasse der Fondaco dei Tedeschi von OMA in Venedig mit dem (einzigen öffentlich zugängigen) Ausblick über den Canal Grande.
Die Räume im Turm haben Rem Koolhaas und seine Projektarchitekten und Partner Chris van Duijn und Federico Pompignoli so konzipiert, dass hier vor allem die Großinstallationen aus der Prada-Sammlung gezeigt werden können – hauptsächlich Arbeiten italienischer und internationaler Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts. Durch Variationen wechseln die Grundrisse der einzelnen Etagen von Ebene zu Ebene: mal sind sie rechteckig, mal trapezförmig, wobei die Raumhöhe der einzelnen Stockwerke von 2,70 Metern im Erdgeschoss bis zu acht Metern im obersten Geschoss ansteigt. Highlight ist der Aufzug mit Panaromablick.
„Neu, alt, horizontal, vertikal, breit, schmal, weiß, schwarz, offen, geschlossen – all diese Kontraste begründen die Vielfalt der Gegensätze, welche die neue Fondazione ausmachen“, erklärt der 73-jährige Architekt Rem Koolhaas. Seine Verbindung mit dem Hause Prada basiert auf einer langjährigen und gutgepflegten Freundschaft und wer hätte vor 20 Jahren damit gerechnet, dass sich dieser Austausch von Mode, Kunst und Architektur einmal in einem so anziehenden Ensemble manifestieren würde.
FOTOGRAFIE Bas Princen
Bas Princen
Rem Koolhaas und die Fondazione Prada
„Die goldene Farbe war eine Entscheidung in letzter Minute.“
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